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Arznei-Rückstände in Viehkadavern bedrohen Geier  
  Drei südasiatische Geierarten könnten wegen Arzneimittel-Rückständen in Viehkadavern vom Aussterben bedroht sein. Laut einer Studie sterben die Tiere an Nierenversagen oder Entzündungen der Eingeweide.  
In den vergangenen zehn Jahren seien die Bestände des Bengalengeiers, des indischen Geiers und des Dünnschnabelgeiers in einigen Regionen Indiens, Pakistans und Nepals um bis zu 95 Prozent zurückgegangen, berichteten US-Forscher im Fachmagazin "Nature".
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Der Artikel "Diclofenac residues as the cause of vulture population decline in Pakistan" ist als "Advanced Online Publication" (AOP) in "Nature" erschienen (28. Jänner 2004, doi:10.1038/nature02317).
->   Abstract des Artikels in Nature
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Rückstände eines Schmerzmittels als Ursache
Die Tiere sind nach der Studie der Veterinärmedizinerin J. Lindsay Oaks vom Department of Veterinary Microbiology and Pathology der Washington State University und ihrer Mitarbeiter an Nierenversagen oder Entzündungen in den Eingeweiden verendet. Die Ursache hierfür seien Diclofenac-Rückstände in Viehkadavern, von denen sich die Geier als Aasfresser ernährten.

Diclofenac werde in der Humanmedizin seit langem als Schmerzmittel verwendet und gegen Entzündungen eingesetzt, berichteten die Forscher weiter. In Südasien werde seit einem Jahrzehnt auch verstärkt Vieh mit der Substanz behandelt.

Diclofenac-Rückstände seien auch bei von Oaks untersuchten toten Tieren in Pakistan nachgewiesen worden. Nach der direkten Verabreichung von Diclofenac an die Geier hätten sich ähnliche Krankheitsbilder eingestellt.
Geier: Wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht
Geier spielen für das ökologische Gleichgewicht Asiens eine wichtige Rolle. Ihr Aussterben würde nach Aussage des Biologen Munir Virani, einem Ko-Autor der Studie, "enorme wirtschaftliche, kulturelle und gesundheitliche Konsequenzen" mit sich ziehen. Seit Jahrtausenden reinigten die Tiere die Umwelt verlässlich von toten Kadavern.

Besonders die etwa 120.000 Parsen stehen seit der Entdeckung des Geiersterbens vor etwa vier Jahren vor einem massiven Hygieneproblem.

Die vornehmlich im westindischen Bombay beheimateten Parsen legen ihre Toten in Steintürmen, den "Türmen des Schweigens", den Geiern zum Fraß vor, da nach ihrem Glauben ein Leichnam Erde, Wasser oder Feuer nicht verschmutzen darf. Die Beseitigung der Leichname dauert nun erheblich länger als früher.
->   Department of Veterinary Microbiology and Pathology der Washington State University
 
 
 
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01.01.2010