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Gentech-Pflanzen für die Suche nach Landminen  
  Eine gentechnisch modifizierte Pflanze könnte in Zukunft dabei helfen, in der Erde verborgene Landminen aufzuspüren. Die unscheinbare aber bei Genetikern höchst beliebte Ackerschmalwand wechselt dank einer Modifikation im Erbgut die Farbe - und leuchtet in herbstlichem Rot, wenn ihre Wurzeln auf ein bestimmtes Gas stoßen.  
Die Gentech-Ackerschmalwand wurde von dem dänischen Biotechnologie-Unternehmen Aresa entwickelt.
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Hintergrund: 110 Millionen Landminen weltweit
Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) zufolge liegen in mindestens 70 Ländern der Erde insgesamt rund 110 Millionen Landminen vergraben. Etwa 20.000 Menschen werden nach UN-Angaben jährlich dadurch getötet oder verletzt.

Laut einer Hochrechnung des US-Forschungsinstitut RAND könnte es bis zu 450 Jahren dauern, bis all diese Landminen gefunden und entschärft werden. Dabei wird noch dazu - recht optimistisch - vorausgesetzt, es würden keine neuen Minen gelegt.
->   Das UN-Projekt E-Mine (www.mineaction.org)
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Pflanze reagiert auf Stickstoffdioxid
Die gentechnisch veränderte Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) reagiert demnach auf Stickstoffdioxid - ein Gas, das von dem Sprengstoff in Landminen freigesetzt wird.

Stoßen die Wurzeln der Pflanze auf das Gas, so ändert die Ackerschmalwand nach Angaben von Aresa innerhalb von drei bis fünf Wochen ihre Farbe.
Manipulation eines natürlichen Vorgangs
Bild: Aresa Biodetection
Rechts im Bild eine Ackerschmalwand, die sich durch Stickstoffdioxid rot verfärbt hat.
Die Wissenschaftler manipulierten für diesen Effekt einen natürlichen Vorgang, der dafür veranwortlich ist, dass sich Blätter im Herbst rot färben.

Die Gene, die jene roten Pigmente produzieren, sind normalerweise die meiste Zeit des Jahres inaktiv. Das Forscherteam fügte also dem Genom der Pflanze ein Gen hinzu, das diese Erbgutfaktoren in Gegenwart von Stickstoffdioxid aktiviert.

Eine weitere gentechnische Modifikation soll zudem verhindern, dass sich die Ackerschmalwand ungehindert in der Natur ausbreiten kann. Dafür wurde ein Gen für einen wichtigen Wachstumsfaktor entfernt, sodass die Pflanze auf einen speziellen Dünger angewiesen ist.
Tests sollen Wirksamkeit der Methode klären
Ganz ausgefeilt ist die Technik allerdings noch nicht, wie in "Nature Science Update" berichtet wird. Denn die Forscher sind sich nicht sicher, wie sensibel die Pflanze tatsächlich auf das Gas reagiert. Weitere Tests sollen dies nun klären.

Das Biotech-Unternehmen ist aber bereits dabei, spezielle Instrumente zu entwickeln, mit denen sich die Samen der Ackerschmalwand billig und einfach verteilen lassen. Zudem arbeitet die Firma an weiteren modifizierten Pflanzen, die auf Umweltverschmutzer wie Kadmium oder Nickel reagieren sollen.
Gemischte Reaktionen auf Gentech-Pflanze
Bild: EPA
Experte bei der Entfernung einer Landmine
Die Reaktionen auf die von Aresa präsentierte Neuheit sind gemischt: Der Biologe Richard Vierstra von der University of Wisconsin hält die Idee für grandios, wie in "Nature Science Update" zitiert.

Er weist allerdings darauf hin, dass die Wurzeln der Ackerschmalwand nicht sehr tief reichen - und auf diese Weise wohl nur Landminen aufspüren können, die dicht an der Oberfläche vergraben liegen.

Ben Ayliffe von Greenpeace wiederum zeigt sich nicht von dieser Technik überzeugt: "Es gibt bereits effektive Methoden, mit Landminen umzugehen - aber es fehlt der politische Wille, dieses Problem anzugehen", wird er zitiert.
Hund, Riesenhamsterratten und selbst Bienen im Test
Derzeit werden Landminen mithilfe von speziellen Detektoren aufgespürt. Auch trainierte Hunde oder afrikanische Riesenhamsterratten können die verborgene Gefahrenquelle erschnüffeln. Und in den USA wurden gar bereits Tests mit Bienen durchgeführt.
->   Aresa Biodetection
->   "Nature Science Update"
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Afrikanische Nager für Minensuche ausgebildet (4.8.03)
 
 
 
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01.01.2010