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"Teesieb" soll gegen Schlaganfälle vorbeugen  
  Mit einem feinen Netz, quasi eine High-Tech-Version eines Teesiebes, wollen israelische Forscher Schlaganfälle verhindern. Das Netz soll in die Kopfschlagadern eingepflanzt werden und so Klümpchen im Blut vom empfindlichen Gehirn abhalten.  
Eine 80-jährige Frau mit hohem Risiko für einen Schlaganfall sei bereits mit der Methode behandelt worden, bisher erfolgreich. Experten warnen aber vor Komplikationen, berichtet die Wissenschaftszeitschrift "New Scientist".
Zweithäufigste Todesursache der westlichen Welt
Schlaganfälle gelten als die zweithäufigste Todesursache in der westlichen Welt. Oft ist der Auslöser ein Klümpchen im Blut, das irgendwo im Körper entstehen und dann feinste Blutgefäße verstopfen kann. Dadurch wird das Gewebeareal nach der Blockade mangelhaft mit Blut und Sauerstoff versorgt und dadurch geschädigt.

Passiert so etwas im Herzmuskel, spricht man von einem Herzinfarkt, in der Lunge von einer Lungenembolie und im Gehirn von einem Schlaganfall. Je nach Größe und Ort des geschädigten Areals fällt die Schwere der Erkrankung aus.
Netz schluckt alles jenseits von 300 Mikrometern
Ofer Yodfat und sein Team der Firma MindGuard entwickelten den so genannten Diverter, ein feines Netz, das alles zurückhält, was größer ist als 300 Mikrometer (ein Mikrometer ist der tausendste Teil eines Millimeters).

Das Röhrchen mit dem Netz wird im Hals in die beiden Kopfschlagadern (Karotiden) eingebracht und zwar an jener Stelle, wo sie sich in einen das Gehirn versorgenden und einen das Gesicht versorgenden Ast gabeln.
Blutklümpchen gelangen nicht ins Gehirn gelangen
So soll verhindert werden, dass Blutklümpchen ins Gehirn gelangen. Die Partikel müssen den anderen Weg zum Gesicht nehmen, wo sie praktisch keinen Schaden anrichten können.

Der erste "Diverter" sei bereits einer Patientin eingepflanzt worden und zwar einer 80-jährigen Frau mit hohem Schlaganfall-Risiko. Drei Monate nach dem Eingriff sei die Patientin jedenfalls gesund und bisher ohne Schlaganfall.
Warnungen von Medizinern
Mediziner warnen allerdings vor überzogenen Hoffnungen, so seien noch einige Fragen ungeklärt. So könnten etwa die Netze verstopfen und dann den Blutfluss zum Gehirn komplett unterbrechen, warnt etwa Peter Rothwell von der University of Oxford.

Außerdem könnten durch das Implantat selbst Klümpchen entstehen, und Partikel, die im Kopf selbst entstehen, werden natürlich nicht zurück gehalten. Die israelischen Forscher kündigten jedenfalls weitere Studien und Untersuchungen an.
->   "New Scientist"
->   MindGuard
->   Mehr zum Thema Schlaganfall in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010