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Vogelgrippe: Mensch als Überträger?  
  Die Vogelgrippe in Asien hat bisher mindestens zwölf Menschen das Leben gekostet: In Vietnam verlief die Infektion für neun Menschen tödlich, in Thailand erlagen ihr drei Menschen. Mittlerweile könnte der Erreger auch erstmals von Mensch zu Mensch übertragen worden sein - in Vietnam starben zwei Schwestern, die sich bei ihrem Bruder angesteckt haben könnten. Details über den Infektionsweg sind nicht bekannt.  
Neues Virus oder bekannter Erreger?
Die betroffenen Menschen haben sich bisher vermutlich durch bzw. an infizierten Hühnern angesteckt. Seit dem Wochenende scheint auch die Übertragung von Mensch zu Mensch wahrscheinlicher. Seit Sonntagist aus Vietnam der Fall von zwei Schwestern bekannt, die sich bei ihrem Bruder angesteckt haben könnten.

Allerdings sind das Vermutungen der Weltgesundheitsorganisation WHO Außerdem muss man zwischen dem Erreger der Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, und einem möglichen neuen Virus unterscheiden. Am Montag wurde auch der erste Verdachtsfall in Deutschland bekannt.
->   Mehr dazu in ORF.at: Erstmals Vogelgrippe-Verdacht in Deutschland (2.2.04)
Rekombination bisher nicht bewiesen
Hanns Hofmann, Vorstand des Instituts für Virologie der Universität Wien im Ö1-Mittgasjournal: "Das eigentliche Virus wird sicherlich nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben oder nicht im größeren Ausmaß. Um das zu bewerkstelligen, muss sich das Virus genetisch verändern."

Es müsse zu einer Rekombination von einem humanen Virus mit dem Erreger der Geflügelpest kommen. Ob es zu einem Gen-Austausch zwischen zwei Erregern bereits gekommen ist, sei schwer abzuschätzen.
Neues Virus würde sich weltweit ausbreiten
Hanns Hofmann gegenüber dem ORF-Radio: "Es ist nun ganz wichtig, von diesen zwei Schwestern das Virus zu isolieren und zu analysieren, ob es ein reines Tier-Virus war oder ob es vielleicht schon das rekombinante Virus ist, das eben auch humane Influenza-Virus-Gene hat. Wenn das der Fall ist, dann ist es wahrscheinlich wirklich nur mehr eine Frage der Zeit, bis dieses Virus sich weltweit ausbreiten wird."

Ein neues Virus - sofern es dazu gekommen ist oder noch kommt - könnte durch Geschäftsreisende und Touristen in alle Welt verschleppt werden.
Impfung oder Medikamente
Für Europa bzw. Österreich könne er sich vorstellen, meint der Virologe Hanns Hofmann, dass ein neues Virus erst in der nächsten Grippe-Saison auftritt: "Wäre das so, so hätten wir die ganz große Chance, dass wir uns impfen lassen können. Denn ich erwarte, dass gegen diesen neuen Stamm ein Impfstoff entwickelt wird."

Ohne Impfung könnte man sich mit anti-viralen Medikamenten helfen. Die bereits üblichen Neuraminidase-Hemmer wirken gegen alle bisher bekannten Influenzastämme. Es sei zu erwarten, dass Neuraminidase-Hemmer auch gegen ein neues Influenza-Virus wirksam wären, so der Virologe.
->   Mehr über Neuraminidase-Hemmer (medicine worldwide)
Wie gefährlich ist "gefährlich"?
An sich habe er vor einem möglichen neuen Virus großen Respekt, so der Virologe Hanns Hofmann, doch versucht er zwischen der Ansteckungsgefahr und der Gefährlichkeit der Erkrankung zu unterscheiden.

"Wenn es zu dieser Rekombination kommt oder schon gekommen ist, so ist nicht sicher, dass - weil das Virus ein sehr bösartiges ist und eine hohe Letalität hat - deshalb auch die Infektiosität sehr hoch ist. Das muss nicht gekoppelt sein. Es kann z.B. auch sein, dass nur wenige erkranken, die dann aber daran sterben", so Hofmann.
Verzehr unbedenklich?
Die Geflügelpest grassiert inzwischen in zehn asiatischen Ländern. Millionen Hühner wurden deshalb bereits getötet. Bei Menschen ist die Krankheit bisher nur in Vietnam und Thailand aufgetreten.

Übrigens: Der Verzehr von gekochtem Hühner-Fleisch bzw. gekochten Eiern ist nach Experten-Meinung für den Menschen ungefährlich.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
Mehr über die Vogelgrippe in science.ORF.at:
->   SARS-Virus-Entdecker: Vogelgrippe viel gefährlicher (30.1.04)
->   Vogelgrippe: Bedrohung für Österreich sehr gering (28.1.04)
->   Experten warnen vor Viren aus dem Tierreich (26.1.04)
 
 
 
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01.01.2010