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Himmelsscheibe aus Nebra hat österreichische Wurzeln  
  Der Fund aus dem deutschen Nebra fasziniert Urzeitforscher in ganz Europa: Eine 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe belegt exaktes Sternenwissen. Eine Ursprungsspur verweist nach Österreich: Das Basismaterial des Himmelskompasses könnte aus einem bronzezeitlichen Kupferbergwerk bei Bischofshofen stammen.  
Nebra. Der Name klingt nach in der Wüste versunkenen Ruinen einer vor langer Zeit untergegangenen, einst blühenden Kultur mit hochstehender Architektur, Kunst, Schrift und Wissenschaft und orientalischen Schönheiten.

Fast alles falsch: Nebra liegt in Sachsen-Anhalt, auf ehemaligem DDR-Gebiet. Dort gibt es unscheinbare Hügel mit eintönigem Laubwald und das Wetter ist oft grau. Auch gab es dort keine mit Ägypten oder Mesopotamien vergleichbare Hochkultur.
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Bronzezeitlicher Kulturaustausch
Immerhin war das Land gesegnet mit fruchtbarer Erde, Kupfer und Salzquellen. Der Reichtum ist belegt durch aufwändige Fürstengräber. Auch fanden materielle und geistige Güter im Laufe von Generationen ihre Wege von Nordeuropa bis Ägypten und umgekehrt. Das heutige Ostdeutschland war eine Drehscheibe für diesen überregionalen Kulturaustausch. Doch welches Wissen über den Himmel könnte hier in der jüngeren Bronzezeit, unmittelbar nach der Steinzeit, schon entstanden sein?
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Die Himmelsscheibe: Komplexe Abbildung des Himmels
Jedenfalls wurden 1997 auf einem der so unscheinbaren Hügel, dem Mittelberg, von Raubgräbern mit Hilfe ihrer Metalldetektoren die Schwerter und mit ihnen die Himmelsscheibe wiederentdeckt. Sie repräsentiert damit die bis dato weltweit älteste bekannte, derart komplexe Abbildung des Himmels.

Darstellungen in den ägyptischen Pyramiden zeigen lediglich eine ornamentale Anordnung von Sternen. In der "Himmelsscheibe von Nebra" wie diese alte Sternkarte fortan genannt wurde, ist aber exakt-konkretes Wissen über den Himmel verschlüsselt, so viel war klar.

Doch welches Wissen die Sternkarte in sich birgt und woher es kam das sollten weitere Untersuchungen ergeben. Die Scheibe mit dem Abbild des Universums erwarteten nach 3.600 Jahren Ruhe nun hektische Monate.
Das Universum anders gesehen
 
Bilder: EPA/dpa

Die berühmte "Himmelsscheibe von Nebra"

Protonen dringen mit hoher Geschwindigkeit in den Raum der Goldatome ein. Die eindringenden Protonen kollidieren mit den Atomen des Goldes und anderer chemischer Elemente. Die so angeregten Atome antworten darauf mit der Aussendung charakteristischer Röntgenstrahlung.

Die Strahlung verlässt das Universum der Goldatome und wird von einem Detektor registriert. Das ist das Prinzip der "Proton Induced X-ray Emission" oder dem PIXE-Messverfahren, mit dem am Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden sämtliche Goldauflagen der Himmelsscheibe untersucht wurden.

Durch die Analyse der Röntgenspektren erhält man Informationen über die chemische Zusammensetzung des Goldes. Die Ergebnisse weisen auf siebenbürgisches Gold aus dem heutigen Rumänien hin.
Die Österreich-Connection der Himmelsscheibe
Diese Materialanalysen wurden von Mitarbeitern des Arbeitskreises um Ernst Pernicka, Auslandsösterreicher und Inhaber des Lehrstuhles für Archäometallurgie an der Berguniversität Freiberg, durchgeführt.

"Die chemische Signatur des Kupfers deutet auf einen Ursprung des Metalls im Ostalpenraum hin, wo unter anderem am Mitterberg bei Bischofshofen in Salzburg das größte derzeit bekannte bronzezeitliche Kupferbergwerk liegt", so Pernicka. Diese Signaturen der Bergwerke sind aber nicht eindeutig, die Daten unvollkommen.

Eine geplante Forschungskooperation von Pernicka mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg und des deutschen Bergbaumuseums, der Landesarchäologie von Salzburg und eventuell der Universität Wien soll die chemischen Signaturen der bronzezeitlichen Kupferbergwerke im Ostalpenraum nun genauer bestimmen und vervollständigen, wodurch die Herkunft des Kupfers vieler Funde besser bestimmt werden könnte.

Arnulf Schiller, Universum Magazin
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Den vollständigen Bericht von Arnulf Schiller zur Himmelsscheibe von Nebra lesen Sie im aktuellen Universum Magazin (Ausgabe vom Februar 2004).
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->   Die Himmelsscheibe im Internet
->   Alles zur Himmelscheibe von Nebra im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010