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FWF-Hoffnung: Budget-Verdoppelung und Autonomie  
  Die Verdoppelung des Budgets innerhalb von fünf Jahren und die Aufrechterhaltung der Autonomie, die sogar in der Verfassung verankert werden könnte - diese Ziele nannte der Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Georg Wick, am Dienstag. Derzeit regiert aber noch der Rotstift in der für Grundlagenforschung zuständigen Fördereinrichtung: Nach 100 Millionen Euro im Vorjahr seien derzeit nur 49 Millionen Euro an Bewilligungssummen gesichert.  
Daher habe es bei der letzten Kuratoriumssitzung im Jänner vermehrt Ablehnungen und Kürzungen bei Neubewilligungen gegeben. Die Autonomie des FWF will Wick unbedingt erhalten, eine Eingliederung in die von der Regierung geplante Forschungsgesellschaft werde es nicht geben.
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100 Millionen Euro Förderungen 2003
2003 wären durch Umschichtungen und Vorgriffe auf kommende Jahre 100 Mio. Euro zur Verfügung gestanden, betonte Wick. Davon seien 67 Prozent für Einzelprojekte, 17 Prozent für Schwerpunkte, zehn Prozent für Stipendien und sechs Prozent für Preise (z.B. START- und Wittgensteinpreise) aufgewendet worden.
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Derzeit unklare Finanzsituation
2004 fallen zunächst die Mittel der Nationalbank weg, die von Zuwendungen der neuen Forschungsstiftung ersetzt werden sollen. Problem: Weder Zeitpunkt der Ausschüttung noch Umfang dieser Budgetanteile sind bekannt.

Da zusätzlich die beim FWF eingereichten Antragssummen gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent gestiegen sind, können Anträge mit hoher Qualität zum Teil nicht gefördert werden. Insgesamt sank die Bewilligungsrate von 40 Prozent der beantragten Mittel auf 30 Prozent.
Für Beibehaltung der Autonomie
Weiter unbedingt festhalten will Wick an der Autonomie des FWF. "Wir werden selbstständig bleiben", meinte der FWF-Präsident mit Blickrichtung auf die von der Regierung geplante neue Forschungsgesellschaft.
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"Hinter uns steht wissenschaftliche Gemeinde"
In diese neue Forschungsgesellschaft sollen zunächst der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF), die Technologieimpulse GmbH (TIG), die Austrian Space Agency (ASA) und das Büros für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation (BIT) zusammengeführt werden sollen. Zwar soll nach den Regierungsplänen der FWF nicht integriert werden, Mitglieder des Forschungsrats haben in den vergangenen Wochen allerdings massiv für eine Einbeziehung des FWF plädiert.

"Hinter uns steht die wissenschaftliche Gemeinde", so Wick. Eine Zusammenführung der grundlagenorientierten mit der anwendungsorientierten und wirtschaftsnahen Forschung gebe es nirgendwo in Europa.
->   Regierungspläne zur neuen Forschungsförderung (5.11.03)
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Siebenköpfiger Aufsichtsrat kommt
Wie von der Regierung bereits im Vorjahr angekündigt, soll der FWF neben Delegiertenversammlung und Kuratorium aber einen aus Ministeriumsvertretern sowie der akademischen Gemeinde bestehenden siebenköpfigen Aufsichtsrat bekommen.

Dieser soll für die Vorgabe der großen strategischen Linien sowie für die Genehmigung von Budget und Rechnungsabschluss zuständig sein - Aufgaben, die bisher von den Ministerien vorgenommen worden seien, so Wick und FWF-Generalsekretär Gerhard Kratky.

Die Wahl des FWF-Präsidenten soll laut dem Entwurf, der noch im Februar in Begutachtung gehen soll, allerdings weiter durch die Delegiertenversammlung erfolgen. Auch in Förderentscheidungen darf der Aufsichtsrat nicht eingreifen. Diese Konstruktion hielt Wick für "legitim".
Autonomie der Grundlagenforschung in Verfassung?
Die staatliche Finanzierung sowie die Autonomie der Grundlagenforschung will Georg Wick sogar in der Verfassung festgeschrieben sehen. Die Aussagen der Politik dazu seien zwar zuletzt grundsätzlich positiv gewesen. Er wolle dies aber "mit Maßnahmen unterfüttert sehen".

Vor allem "möchte ich nicht jedes Projekt mit einer möglichen Anwendung rechtfertigen müssen", so der FWF-Präsident.
Internationaler Trend für Grundlagenforschung
Bestätigt sieht sich Wick von der jüngsten Mitteilung von EU-Forschungskommissar Philippe Busquin, der für die Forcierung der staatlichen Förderung von Grundlagenforschung gegenüber der angewandten Forschung plädiert hat.

Im Vergleich zu anderen Staaten stehe Österreich dabei allerdings nicht besonders gut da: "Wir haben auf EU-Ebene einen Paradigmenwechsel, der in Österreich noch nicht nachvollzogen wurde".
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Vergleich: Schweizer geben mehr aus als Österreicher
Nach einer Aufstellung des Schweizerischen Nationalfonds sei das Finanzierungsvolumen der FWF-"Schwesternorganisationen" laut Wick im Ausland bedeutend höher. So käme Österreichs FWF mit seinen 100 Mio. Euro etwa auf 12,4 Euro pro Einwohner: Die Kollegen aus der Schweiz stünden bei 39,4 Euro Pro Einwohner, die Finnen bei 35,2, die Dänen bei 29,7, die Schweden bei 27,1, die Belgier bei 19 und die Deutschen bei 15,9 Euro.

Diese Aufstellung sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, betonte Wick. So seien etwa bei den deutschen Daten nur die Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) einbezogen - daneben gebe es aber noch andere Einrichtungen wie die Volkswagenstiftung, die grundlagenorientierte Forschung finanzierten. Solche würden in Österreich nicht existieren.
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Geplant: Forschungsprofessuren, "Translational Research"
Für die Zukunft plant der FWF die Einrichtung von Forschungsprofessuren, um Schwächen auf einem gewissen Forschungsgebiet zu beheben sowie die Forcierung von "Translational Research": Damit soll Grundlagenforschung in Richtung einer möglichen Anwendung "übersetzt" werden.

Außerdem sei der FWF bereit, mit seinen Instrumentarien auch strategische Forschungsprojekte abzuwickeln, so Wick. Allerdings wolle man dabei auch an der Entwicklung der Strategie mitwirken.
->   FWF
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT)
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Thema Forschungsförderung
->   Mehr zur neuen Forschungsstiftung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010