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Viren: Auslöser der Schizophrenie?  
  RNA-Viren spielen möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung von Schizophrenie. Das schließen amerikanische Wissenschaftler, die den genetischen Code eines Retrovirus in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit von Schizophrenen entdeckt haben.  
Das Team unter der Leitung von Dr. Robert Yolken von der Johns Hopkins School of Medicine untersuchte 35 Schizophrenie-Patienten. Bei 29 entdeckte die Forschergruppe in der Zerebrospinalflüssigkeit außergewöhnlich viele genetische Spuren eines Retrovirus.
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Zerebrospinalflüssigkeit
Zerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) befindet sich im Gehirn und Rückenmark der Wirbeltiere. Sie dient zum mechanischen Schutz des Gehirns und Rückenmarks. Die Flüssigkeit enthält nur wenig Eiweiß und Zucker und ist von klarer, wässriger Beschaffenheit. Sie wird durch Punktion gewonnen und wird zur Diagnose vieler Krankheiten verwendet.
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Die Vermehrung von Retroviren
Viren, wie z.B. das Grippevirus, können in Zellen eindringen, sich dort vermehren, hervorbrechen und andere Zelle infizieren.

Retroviren hingegen besitzen die Fähigkeit, einen genetischen Code in die Zelle einzuschleusen. Dadurch wird einerseits die DNA der Zelle verändert und andererseits die Zelle zur Produktion von Retroviren angeregt. Die neuen Retroviren befallen wiederum andere Zellen.
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Retrovirus
RNA-Viren sind den Leukoviren zugeordnet. Sie besitzen ein spezifisches Enzym, die Revertase oder reverse Transkriptase. Mit dessen Hilfe kann die Ribonucleinsäure (RNA) dieser Viren in eine komplementäre Desoxyribonucleinsäure (DNA)umgeschrieben werden.
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Über Generationen hinaus
Normalerweise wird die veränderte genetische Information nur solange weitergegeben, bis der Gastkörper stirbt. Infiziert aber ein Mensch den anderen, dann kann der Retrovirus über Generationen weiter bestehen.
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Retroviren können Krankheiten wie AIDS oder Leukämie auslösen. Das menschliche Genom beherbergt viele genetische Informationen von Retroviren. Die Aktivierung dieser Informationen kann zu einer Reihe von Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Arthritis oder Diabetes führen.
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Ursachen der Schizophrenie unbekannt
Auf Grund von Mutationen im Laufe der Jahrhunderte wurden viele Retroviren inaktiviert. Durch die verschiedensten äußeren Einflüsse können sie jedoch wieder aktiviert werden.

Auch die Ursachen der Schizophrenie sind nicht bekannt. Die Wissenschaftler machen für die Krankheit eine Reihe von äußeren Einflüssen wie Stress, körperliche Belastung oder kritische Lebensereignisse ebenso verantwortlich wie genetische und psychodynamische Faktoren.
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Schizophrenie
Bei Menschen mit Schizophrenie kommt es zu psychotischen Episoden mit einer Veränderung der bisher vertrauten Persönlichkeit und des Alltagsverhaltens, etwa Denk-, Sprach- und Verhaltensstörungen. Phantasie und Realität verschwimmen miteinander bzw. nimmt die Wirklichkeit andere Züge an.
->   Detaillierte Informationen über Schizophrenie
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Retrovirus nicht Urache der Schizophrenie
Bisher wissen die Mediziner allerdings weder, wodurch der genetische Code des Retrovirus aktiviert wird, noch wie seine Aktivierung zur Entstehung der Schizophrenie beiträgt. Daher betont Robert Yolken, dass die Entdeckung des neuen Retrovirus, HERV-W, keinesfalls die Erklärung für die Ursachen der Schizophrenie bedeutet. Das Ergebnis zeigt lediglich einen Zusammenhang zwischen dem Virus und der Krankheit.

(red)
->   Johns Hopkins School of Medicine
Weitere Informationen über Schizophrenie und ihre Behandlungsmethoden finden sie auf science.orf.at:
->   Schizophrenie: Das Verschwimmen der Welt
 
 
 
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01.01.2010