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Koreanische Forscher klonten menschlichen Embryo  
  Südkoreanische Wissenschaftler haben - wie bereits einige Forscherteams vor ihnen - einen menschlichen Embryo geklont. Sie konnten jedoch weltweit erstmals daraus Stammzellen für die Herstellung von neuem Gewebe gewinnen. Die Wissenschaftler nahmen das Erbmaterial einer Frau und setzten es in eine ihrer Eizellen ein. Daraus habe sich ein Embryo entwickelt, der in einem frühen Stadium zerstört wurde, um ihm Stammzellen zu entnehmen.  
Wie ein Team um den Tiermediziner Hwang Woo Suk von der Seouler Nationaluniversität berichtet, haben sich die Zellen im Labor bereits zu Vorläuferzellen verschiedener Gewebe entwickelt.
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Der Artikel "Evidence of a Pluripotent Human Embryonic Stem Cell Line Derived From a Cloned Blastocyst," von W. S. Hwang et al. erscheint am 13.2.2004 in der Online-Ausgabe des US-Fachjournals "Science" (DOI: 10.1126/science.1094515).
->   Science Express
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Neue Therapiemöglichkeiten
"Unsere Methode öffnet eine Tür, um diese besonders entwickelten Zellen in der Transplantationsmedizin zu nutzen", sagte Woo Suk Hwang.

Durch diese Methode des therapeutischen Klonens hoffen Wissenschaftler in aller Welt Stammzellen zu gewinnen, die zur Heilung schwer kranker Menschen eingesetzt werden können.

Die Forscher wollen damit später einmal zum Beispiel Alzheimer und andere Demenzerkranungen heilen und zerstörtes Herzmuskelgewebe ersetzen. In Deutschland und Österreich sind solche Forschungen durch das Embryonenschutzgesetz verboten.
->   Mehr zum Thema Embryonenschutz im science.ORF.at-Archiv
Erstmals Nervenzellen entwickelt
Laut Hwang ist es im Zuge der Arbeit auch zum ersten Mal gelungen, menschliche Stammzellen zu Nervenzellen werden zu lassen. Die Wissenschaftler begannen ihre Arbeit mit 242 Eizellen von 16 Freiwilligen. Für die Versuche genutzt wurden davon 176. Daraus gingen schließlich 30 frühe Embryostadien (Blastozysten) hervor.

Die angewendete Methode ("somatic cell nuclear transfer") ist an sich seit dem Klonschaf Dolly bekannt, am Menschen war man jedoch bis dato an grundlegenden Schwierigkeiten gescheitert, wie der "Science"-Herausgeber Donald Kennedy in einer Aussendung betonte.
->   Mehr zu Embryonen und Blastozysten bei medicine worldwide
Erbmaterial stammt aus Hüllzellen, nicht aus Embryonen
Aus den Blastozysten gewannen die Forscher schließlich eine Stammzelllinie mit der Bezeichung "SCNT-hES-1". Das mütterliche Erbmaterial dafür stammte aus den Hüllzellen der weiblichen Eizelle (Kumuluszellen). Bisher wurden menschliche Stammzelllinien aus Embryonen gewonnen, die bei der künstlichen Befruchtung übrig geblieben waren.
Erstmals pluripotente Stammzellen gewonnen
Die nun gewonnenen Zellen haben das gleiche Erbmaterial wie die Frau, aus der die Hüllzellen der Eizelle stammen. Im Labor haben sich die Zellen unter anderem bereits zu Vorläufern von Nerven, Muskeln, Bindegewebe und Knorpelgewebe entwickelt. Das beweise nach Anischt der Autoren, dass die gewonnenen Zellen tatsächlich pluripotent sind, also viele Entwicklungsmöglichkeiten in sich tragen.
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Überblick: Klonversuche an menschlichen Embryonen
Die Ankündigung südkoreanischer Wissenschaftler, menschliche Embryonen zur Gewinnung von Stammzellen geklont zu haben, bedeutet nicht den ersten geklonten menschlichen Embryo überhaupt - ein historischer Überblick:

1998: US-Forscher der Biotech-Firma ACT verschmelzen nach eigenen Angaben Erbgut menschlicher Hautzellen mit entkernten Eizellen von Kühen und gewinnen aus diesem Mischembryo auch Stammzellen.

2000: Eine chinesische Forscherin beginnt nach eigener Auskunft mit dem Klonen menschlicher Embryonen zu medizinischen Zwecken. Im Laufe der folgenden Jahre will sie auch bereits Stammzellen aus den Klonembryonen gewonnen haben.

2001: Im Fachblatt "The Journal of Regenerative Medicine" erscheint der erste wissenschaftliche Bericht über echte Menschenklone. ACT- Forscher hatten dazu Eizellen von Frauen zwischen 24 und 32 Jahren benutzt, denen sie Erbgut aus Zellen Erwachsener einsetzten. Mehrere Klonembryonen entwickeln sich über das Achtzellstadium hinaus, Stammzellen wurden jedoch nicht isoliert.

2002: Südkoreanische Forscher setzen nach eigenen Angaben menschliches Erbgut in Eizellen von Kühen ein, um aus dem resultierenden Embryo Stammzellen zu medizinischen Zwecken zu gewinnen. Drei bis vier chinesischen Teams soll nach einem Bericht des Fachmagazins "New Scientist" ebenfalls das Klonen menschlicher Embryonen gelungen sein, unter anderem mit Hilfe von Kaninchen- Eizellen.

2003: Chinesische Forscher berichten im Fachblatt "Cell Reserach" über die Gewinnung menschlicher embryonaler Stammzellen aus der Verschmelzung von Kaninchen-Eizellen mit menschlichem Erbgut.

2004: Im Fachjournal "Science" erscheint der erste wissenschaftliche Bericht über die Gewinnung von Stammzellen aus geklonten menschlichen Embryonen.
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01.01.2010