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Forschungsförderung: Experten gegen Reformpläne  
  "Keine empirisch fundierte Begründung" für die von der Regierung geplante Reform des Forschungsförderungssystems sieht die Österreichische Gesellschaft für Technologiepolitik (ÖGTP).  
Dennoch ortet die Gesellschaft, an deren Spitze der frühere Chef der Technologie-Sektion im Infrastrukturministerium, Norbert Rozsenich, steht, vier gravierende Mängel in diesem Bereich, die allerdings "durch einfache legistische Maßnahmen ohne teure, komplizierte und störanfällige Überbaustrukturen zu beseitigen wären", wie es in einer am Montag veröffentlichten, an Bundes- und Vizekanzler gerichteten Resolution der ÖGTP heißt.
->   ÖGTP
"Kompetenzdschungel" der drei Ministerien
Die Mängelliste der ÖGTP führt der "Kompetenzdschungel" der auf drei Ressorts (Bildungs-, Infrastruktur und Wirtschaftsministerium) verteilten Forschungsagenden an. Als Lösung schlagen die Experten die Zusammenfassung dieser Kompetenzen in einem Ministerium für Wissenschaft und Unterricht mit einem Staatssekretariat für Forschung und Technologie vor.
Förderlücke zwischen Erkenntnis- und Zweckorientierung
Als weiteres Manko nennt die Gesellschaft eine "Förderungslücke zwischen erkenntnisorientierter und zweckorientierter Forschung". Diese sollte durch den Aufbau einer dritten, mit zusätzlichen Bundesmittel dotierten Förderungsschiene geschlossen werden, die als gemeinschaftliche Aufgabe von Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) und Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) wahrgenommen werden sollte.
Gegen Umwandlung des FFF in GesmbH
Um die von der ÖGTP georteten Reibungsflächen zwischen autonomen und staatlichen Fonds-Aufgaben zu vermeiden, schlagen die Experten eine klare Trennung dieser beiden Wirkungsbereiche vor. In diesem Zusammenhang wird von den Technologie-Experten eine Umwandlung des FFF von einer Körperschaft öffentlichen Rechts in eine GesmbH entschieden abgelehnt.

Denn das GesmbH-Gesetz "bietet keinerlei Vorteile für die Gestaltung des autonomen Spielraums der Fondsorgane und ermöglicht im Gegenteil dem Eigentümer ein beliebiges Durchgriffs- und Weisungsrecht".

Schließlich kritisiert die Gesellschaft den Ausschluss von Institutionen - etwa Uni-Institute - von der Antragsberechtigung beim FWF. Dies behindere und diskriminiere Unis, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
Gesetzes-Novellierung würde reichen
Für die ÖGTP würde eine einfache Novelle des Bundesministerien- und des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes (FTFG) zusammen mit einer Aufstockung der Basisförderungen beider Fonds ausreichen, um die vier größten Mängel der Forschungsförderung des Bundes zu beheben.

"Dazu bedarf es keiner Umwandlung des FFF in eine GesmbH, die überdies die Gefahr einer Aushöhlung der verfassungsmäßig garantierten Freiheit der Wissenschaft und - unter Berücksichtigung der negativen Erfahrungen mit der Austria Wirtschafts-Service GmbH (AWS) - einer Verschlechterung der Performance, bzw. einer Erhöhung der Gemeinkosten in sich birgt", heißt es in der Resolution.
Gegen geplante Dachgesellschaft
Die von der Regierung geplante Dachgesellschaft, in die neben dem FFF auch die Technologie Impulse GmbH (TIG), die Austrian Space Agency (ASA) und das Büro für internationale Technologiekooperation (BIT) eingegliedert werden sollen, würde nach Ansicht der Experten außerdem die Kluft zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung noch weiter vertiefen.
Aktuelle Meldungen zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Auch heuer fehlen FFF Millionen (10.2.04)
->   FWF-Hoffnung: Budget-Verdoppelung und Autonomie (3.2.04)
->   Forschungsstiftung wird im Nationalrat beschlossen (3.12.03)
->   Forschungsförderung: Streit um Umstrukturierung (25.6.03)
 
 
 
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01.01.2010