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Zoologin erforscht bizarren Schlaf von Wildbienen  
  Das Schlafverhalten vieler Tierarten ist gut erforscht. Wie aber sieht es etwa mit den Bienen aus? Dieser Frage geht eine Grazer Zoologin nach, sie erforscht das - bizarr anmutende - Schlafverhalten einer Wildbienenart.  
Honigbienen ziehen sich in ihren Stock zurück - und die Wildbienen? An der Abteilung für Zoologie am steirischen Landesmuseum Joanneum erforscht man seit zwei Jahren das Schlafverhalten einer seltenen Art - der gesamt gesehen sehr bizarren "siebenstacheligen Wollbiene".
Eine wilde Verwandte der Honigbiene
"Anthidium septemspinosum ist in in vielerlei Hinsicht eine ausgesprochen kuriose Wildbienenart", so die Grazer Zoologin Ulrike Hausl-Hofstätter. Sie erforscht seit mehreren Jahren schon das Verhalten der in Österreich nur in der Steiermark und Niederösterreich bekannten, wilden Verwandten der Honigbiene
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Einzelgänger, die Wollnester statt Honig produzieren
Die mit bis zu 18 Millimetern auffällig große Bienen, deren Männchen mit sieben Stacheln (daher: septemspinosum) ausgestattet sind, leben nicht im Schwarm, sondern als Einzelgänger und produzieren Wollnester statt Honig, schildert Hausl-Hofstätter.
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Bizzare Haltung für die Nachtruhe
Zur Nachtruhe ziehen sich die Insekten - zumindest die Männchen - nicht in ihre Nestchen zurück, sondern beißen sich mit ihren Mundwerkzeugen an den Nadeln von Bäumen und Sträuchern fest, um in horizontal ausgerichteter Körperhaltung in einen Starrezustand zu verfallen.

Diese grotesk exponierte Körperhaltung - die eigentlich allen Vorstellungen eines sicheren und entspannten Schlafposition zuwider läuft - hat vor zwei Jahren auch die Blicke eines Grazer Gartenbesitzers angezogen, der Dutzende dieser Individuen von den Nadeln seines Eibenbäumchen wegstehen sah und daraufhin das Landesmuseum benachrichtigte.
Bienen unter aufmerksamer Beobachtung
Seither gehen die Wollbienen von Juni bis August (sie fliegen nur rund sechs Wochen im Jahr) unter der aufmerksamen Beobachtung der Zoologin zur Ruhe - und wachen unter ihrer Obhut auch wieder auf.

Die Tiere und die von ihnen als Ruhestatt benützten Zweige - neben dem Eibenbäumchen fliegen die Wollbienen auch einen Seidelbast, eine Tanne und eine Stechpalme als Ruhestätte an - werden individuell markiert und alle Daten in Form eines täglichen Beobachtungsprotokolls, unterstützt mit Videoaufnahmen, festgehalten.
Bislang: Mehr (neue) Fragen als Antworten
Die bisherigen Beobachtungen hätten mehr Fragen ergeben als geklärt, so die Biologin. "Neben der bizarren Körperhaltung ist vor allem bemerkenswert, dass die Individuen tagsüber keinesfalls gegenseitige Nähe suchen".

Vielmehr verhielten sich die Männchen territorial und vertrieben jeden auch artgleichen Eindringling, so Hausl-Hofstätter. Auffallend sei weiters, dass viele Individuen nicht täglich kommen, sondern offenbar auch "auswärts nächtigen".

Die Untersuchungen werden im Sommer fortgesetzt. Nun will man versuchen, mehrere Schlafplätze miteinander zu vergleichen.
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Suche nach Gartenbesitzern mit ähnlichen Beobachtungen
Dazu sucht man nun Gartenbesitzer in der Süd-, Ost- und Weststeiermark, die vielleicht Ähnliches schon beobachtet haben und bisher noch nicht zu deuten wussten.

Infos und Meldungen: Dr. Ulrike Hausl-Hofstätter, Landesmuseum Joanneum, Zoologische Abteilung, Raubergasse 10, 8010 Graz, mailto: ulrike.hausl-hofstaetter@stmk.gv.at
->   Abteilung für Zoologie am Landesmuseum Joanneum
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Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Auch Wespen brauchen ihren Schlaf (12.8.02)
->   Alles zum Stichwort Bienen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010