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Pathologie-Begründer Rokitansky: 200. Geburtstag  
  Carl Freiherr von Rokitansky begründete die pathologischen Anatomie und schuf so die Grundlagen für die klinische Medizin. Vor 200 Jahren - am 19. Februar 1804 - wurde er in Königgrätz geboren.  
Stille Revolution
"Die Revolution, von der wir hier sprechen, vollzog sich in aller Stille. Sie ging von einem für Revolutionen ganz ungewöhnlichen Ort aus, vom Leichenhof des Allgemeinen Krankenhauses. Dort stand (...) eine armselige, ebenerdige Baracke mit drei Kammern, zwei für Sektionen, eine für die Aufbewahrung von Leichen. Ausländische Besucher - und ihrer gab es seit 1832 sehr zahlreiche - haben sich nicht wenig entsetzt, dass die Leichen nackt auf dem Boden lagen, 20 bis 30 täglich, wie sie eben das große Krankenhaus anlieferte", schrieb die Medizin-Historikerin Erna Lesky über den Arzt.
Leichen-Beschreibung als Basis für moderne Medizin
Erst 1862 bekam der pathologische Anatom schließlich ein eigenes Institut. 1845 wäre er fast an einer Blutvergiftung gestorben. 47 Jahre lang obduzierte er jährlich 2.000 Leichen. Hinzu kamen noch 25.000 sanitätspolizeiliche und gerichtsmedizinische Leichenöffnungen.

Mit seinen Aktivitäten - speziell mit den Beschreibungen der bei den Verstorbenen vorgefundenen krankhaften Organveränderungen - schuf Rokitansky aber die Basis für jene Krankheitslehre, welche die moderne Medizin ausmacht.
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Gedenkveranstaltungen
Aus Anlass der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Rokitansky gibt es in Wien drei Gedenkveranstaltungen: Am 19. Februar (10.00 bis 12.15 Uhr) findet im Hauptgebäude der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien ein Festakt statt, am gleichen Tag (16.00 bis 19.00 Uhr) ein wissenschaftliches Symposium der Gesellschaft der Ärzte in Wien und am 20. Februar (9.30 Uhr bis 16.00 Uhr) ein weiteres wissenschaftliches Symposium der ÖAW.
->   Mehr über die Veranstaltungen (ÖAW)
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Zahlreiche politische und wissenschaftliche Ämter
Doch die Medizin war nur eine Seite der Persönlichkeit des in Königgrätz in Böhmen geborenen Wissenschaftlers, der im März 1828 an der Universität Wien promoviert hatte. Er engagierte sich für die Reform der Universitäten, war mehrmals Dekan der Medizinischen Fakultät in der Reichshauptstadt und wurde 1853 zum ersten frei gewählten Rektor der Universität Wien erkoren.

Von 1850 bis zu seinem Tod am 23. Juli 1878 fungierte der Wissenschaftler auch als Präsident der Wiener "Gesellschaft der Ärzte", 1867 wurde von Kaiser Franz Josph I. gar in den Reichsrat berufen. 1869 bis zu seinem Ableben war er auch Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Physikalische Grundlage für klinische Medizin
Doch die größte Bedeutung hatte Rokitansky für die Entwicklung der Medizin bereits mit den Worten in seiner Antrittsvorlesung festgelegt. Er wolle "die klinische Medizin ... auf eine feste, unwandelbare, physikalische Grundlage zurückführen", hatte der Pathologe und Anatom angekündigt. 1842 bis 1846 erschien bereits sein "Handbuch der pathologischen Anatomie", das später als Fundament der praktischen Medizin neuen Formats bezeichnet wurde.
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Literaturtipp
Gröger, Helmut (Hrsg.): Carl Freiherr von Rokitansky 1804 - 1878, Böhlau Verlag
->   Mehr über das Buch
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01.01.2010