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Wie Placebos den Schmerz im Gehirn dämpfen  
  Dass Placebos bei den meisten Menschen wirken, ist bekannt. Wie diese Scheinmedikamente im Gehirn Schmerzregionen dämpfen und Erwartungen regulieren, haben nun US-Forscher festgestellt.  
Salbe ohne Wirkstoff
Auch eine Salbe ohne Wirkstoff lindert Schmerzen, wenn ein Mensch an ihre Wirkung glaubt. Sie dämpft Schmerzzentren im Gehirn, wie ein Team um Tor Wager von University of Michigan in Ann Arbor im Fachjournal "Science" berichtet.

Bei den Probanden war eine Kontrollregion im Gehirn aktiviert, bevor sie einen Schmerz erwarteten. Einige Schmerzregionen im Hirn wurden dagegen bei denjenigen besonders stark gedämpft, die an die Wirkung der Salbe glaubten.
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Die Studie "Placebo-Induced Changes in fMRI in the Anticipation and Experience of Pain" ist in "Science" (Bd. 303, S. 1162, Ausgabe vom 20. Februar 2004) erschienen.
->   "Science"
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Hitze oder Elektroschocks weniger schmerzhaft
Die Wissenschafter machten Versuchsteilnehmern weis, an ihnen würde eine Salbe gegen Schmerzen getestet. Tatsächlich enthielt die Creme jedoch keinerlei Arzneiwirkstoffe. Dennoch empfanden viele Menschen Hitze oder Elektroschocks als weniger schmerzhaft, wenn zuvor dieses Scheinmedikament (Placebo) auf die betreffenden Hautflächen aufgetragen wurde.

Wurde die gleiche Salbe verwendet und den Testpersonen gesagt, dies sei eine wirkungslose Kontrollsubstanz, berichteten diese über stärkere Schmerzen.

Während der Versuche maßen die Wissenschaftler mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) bezeichneten Verfahren die Aktivität in verschiedenen Gehirnregionen der Teilnehmer.
->   Medizin-Nobelpreis 2003 für "Magnetresonanz-Abbildung" (6.10.03)
Schmerzregionen gedämpft, Kontrollregionen rege
Es stellte sich heraus: Regionen, die normalerweise bei Schmerzen aktiv sind, wurden gedämpft, wenn die Probanden glaubten, sie hätten ein Schmerzmittel erhalten. Die gemessene Aktivität war umso geringer, je weniger Pein die Menschen subjektiv empfanden.

Dagegen arbeiteten bestimmte Abschnitte des Stirnhirns bei diesen Teilnehmern besonders intensiv, kurz bevor Hitze oder Stromstoß einsetzten. Es handelt sich dabei um Hirnregionen, denen vor allem Kontrollfunktionen zugeschrieben werden. Offenbar wird hier die Erwartung der Schmerzintensität beeinflusst.
Placebos bremsen Schmerzsignale
Die Experimente zeigen, dass Placebos tatsächlich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändern und nicht nur die Weiterleitung der Schmerzsignale bremsen, schreiben die Forscher um Tor Wager.

Auch widerlegten die Versuche die Vermutung, dass die Testteilnehmer nur die Erwartungen der Forscher erfüllen wollen, wenn sie über eine Schmerzlinderung berichten.
->   Homepage Tor Wager, University of Michigan
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Placebos wirken im Gehirn - aber anders (2.1.02)
->   Parkinson: Placebo wirkt wie Medikament (9.8.01)
 
 
 
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01.01.2010