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FSME-Warnung: Weitere Ausbreitung in Europa  
  Die "Zeckenkrankheit" breitet sich in Europa immer weiter aus. Die Impfung zum Schutz gegen die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) wird nach Angaben von Experten immer wichtiger.  
Dies erklärten sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München, unter ihnen auch der Wiener Spezialist Herwig Kollaritsch.
15 Prozent mehr Fälle im Vorjahr in Deutschland
Die aktuellen Zahlen: In Österreich gab es vergangenes Jahr 82 FSME-Fälle (2002: 60). Beunruhigt ist man in Deutschland: 2003 erkrankten dort bereits 275 Menschen (2002: 239). Das bedeutete einen Anstieg um 15 Prozent.

Gerhard Dobler vom Klinikum rechts der Isar der TU München: "Vergleicht man die Verbreitungskarte der FSME in Bayern aus dem Jahr 1990 mit der aus den Jahren 2002/03, so zeigt sich, dass es zu einer enormen Ausweitung der Risikogebiete gekommen ist."
Ausweitung der Risikogebiete in Europa
Dieser Trend ist in immer größeren Teilen Europas zu beobachten. Wahrscheinlich erfolgt die zunehmende Verbreitung über infizierte Wirtstiere der Zecken (z.B. Mäuse).

Der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch am Rande der Pressekonferenz: "Die Krankheit kommt ja aus Russland. In Deutschland sind offenbar immer mehr Gebiete betroffen. Es gibt erste Fälle sogar schon in Italien in der Toskana. Zu erwarten ist, dass auch Frankreich in Zukunft Probleme bekommt." Die Regionen mit FSME-infizierten Zecken werden somit immer weiträumiger.
In Österreich weitgehend unter Kontrolle
Hohes Lob für Österreich: Im Gegensatz zu Deutschland konnte die Krankheit in den vergangenen 20 Jahren durch die Impfung weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Reinhard Kaiser vom Städtischen Klinikum Pforzheim: "In Österreich liegt die Impfrate bei bis zu 90 Prozent, in Deutschland (selbst in betroffenen Gebieten) bei zehn bis 15 Prozent."

Der Experte betonte auch die Bedeutung des Schutzes vor der "Zeckenkrankheit" für Reisende: "Je weiter man in Europa in den Osten kommt, desto schwerer sind die Verlaufsformen der FSME." Der Grund dafür ist nicht bekannt.
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Neue Empfehlungen zur FSME-Impfung
In diesem Jahr gibt es neue Empfehlungen zur FSME-Impfung: Nach einer vollständigen Erstimpfung (drei Teilimpfungen am Tag 0, innerhalb von vier Wochen danach und dann die dritte Impfung nach sechs bis zwölf Monaten) und einer ersten Auffrischungsimpfung innerhalb von drei Jahren ist nur noch alle fünf Jahre eine weitere Auffrischung notwendig. Ab dem 60. Lebensjahr sollte dann wieder alle drei Jahre erneut geimpft werden.
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Bei Kindern verläuft Krankheit leichter ...
Grundsätzlich gehen die Experten davon aus, dass auch mit steigendem Alter der Infizierten die Krankheit einen schwereren Verlauf zeigt. Doch das bedeutet keine Entwarnung für Kinder.

Kollaritsch: "Im Allgemeinen stimmt es, dass bei Kindern die Krankheit zumeist leichter verläuft. Doch es kommt auch immer wieder zu schweren Erkrankungsformen. Es ist auch besonders wichtig, dass man mit der FSME-Impfung im Kindesalter beginnt. Kinder bauen einen besseren und länger anhaltenden Schutz auf als ältere Menschen."
... sie sollten sich aber dennoch impfen lassen
Zugelassen sind die Vakzine für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Bei Bei dringendem Bedarf kann auch schon im sechsten bis zwölften Lebensmonat geimpft werden.

Allerdings kann bei Kleinkindern unter einem Jahr eine mangelnde Immunantwort die Folge sein, speziell wenn die Mutter des Kindes einen hohen Schutz (Antikörper) aufweist. Kollaritsch: "In Österreich kann man davon ausgehen, dass mit den empfohlenen Kinder-Impfungen, zum Beispiel gegen Masern-Mumps-Röteln, auch zunehmend an die FSME-Immunisierung gedacht wird."
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Lyme Borreliose: Die unterschätzte Gefahr (14.7.03)
->   FSME-Studie: Längerer Impfschutz gegeben (12.2.03)
->   Zeckenprognose aus dem Weltall (26.6.02)
 
 
 
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01.01.2010