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Dinosaurier-Theorie vor dem Aussterben?  
  Vor 65 Millionen Jahren hat eines der größten Massensterben der Erdgeschichte u.a. die Dinosaurier hinweggerafft. Als wahrscheinlichste Ursache dafür gelten die Folgen eines gewaltigen Asteroiden-Einschlags im heutigen Mexiko. Alles andere als von dieser Theorie überzeugt sind die Autoren einer aktuellen Studie, die den Krater geologisch untersuchten. Sie wollen nur eine Art von Aussterben bewiesen haben: jenes der bisher gängigsten Theorie vom Aussterben der Dinosaurier.  
300.000 Jahre früher als gedacht
Beim Chicxulub-Krater auf der Halbinsel Yukatan in Mexikon handle es sich nicht um die "Smoking Gun", schreiben Gerta Keller von der Princeton University und ihr internationales Forscherteam in Anlehnung an die - bisher vergebliche - Suche nach irakischen Massenvernichtungswaffen durch die USA.

Denn der Asteroiden-Einschlag, der dafür verantwortlich ist, habe sich 300.000 Jahre vor dem Massensterben an der so genannten Kreide-Tertiär-Grenze abgespielt, als Dinosaurier und ein Großteil der damals lebenden Organismen ausgelöscht worden waren, berichten die Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS), nachdem sie bereits im Vorjahr mit ähnlichen Resultaten an die Öffentlichkeit gegangen waren.
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Die Studie "Chicxulub impact predates the K-T boundary mass extinction" ist in den "PNAS" (Ausgabe vom 2. März 2004; sobald online - DOI: 10.1073/pnas.0400396101) erschienen.
->   "PNAS"
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Untersuchung des Einschlag-Alters
Die Kreide-Tertiär-Grenze lässt sich u.a. anhand des Anteils von Iridiumhältigem Ton in Gesteinsformationen feststellen - Iridium ist ein Element, das auch in Asteroiden häufig vorkommt.

Um das Alter des Chicxulub-Einschlags im Verhältnis zur Kreide-Tertiär-Grenze einzuschätzen, untersuchten die Forscher deshalb Erdschichten im Rahmen der so genannten Yaxcopoil-1-Bohrung am Chicxulub-Krater.
Impact-Breccie und Kalksteinschicht
Die Ergebnisse der Studie: Innerhalb sehr kurzer Zeit nach dem Einschlag lagerte sich zuvor geschmolzener Stein als so genannte "Impact-Breccie" ab.

Oberhalb dieser Impact-Breccie und unterhalb der Kreide-Tertiär-Grenze wurde eine rund 50 Zentimeter starke Kalksteinschicht gefunden, die sich im Laufe der Zeit sedimentiert hatte.
Fossile Mikroben geben Hinweis auf Alter
In dieser ließen sich die Fossilien von Mikroben - genauer: von planktonischen Foraminiferen, im Meer lebende Einzeller - aus den letzten 300.000 Jahren der Kreidezeit in großer Zahl feststellen. Mit anderen Worten: Der Einschlag muss rund 300.000 Jahre vor der Kreide-Tertiär-Grenze stattgefunden haben, also vor etwa 65,3 Millionen Jahren.
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Die Einschlags-Theorie von Vater und Sohn Alvarez
Die These, dass ein gewaltiger Meteoriteneinschlag einst den Dinosauriern den Garaus machte, wurde zuerst 1980 von dem Physik-Nobelpreisträger Luis Alvarez und seinem Sohn, dem Geologen Walter Alvarez präsentiert. Letzterem war bei der Untersuchung einer Tonschicht aus der Übergangsepoche von der Kreidezeit zum Tertiär deren hoher Gehalt an Iridium aufgefallen. Dieses Element kommt auf der Erde kaum, im Universum dagegen häufig vor. Mit Hilfe von Bohrungen und Satellitenbildern wurde später der Chicxulub-Krater entdeckt.
->   Biografie Luis Alvarez (nobel.se)
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Komplexere Modelle für Massensterben nötig
 
Bild: PNAS

Statt der einfachen "Impact-Theorie", die zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben soll, hängen die Studienautoren einem komplexeren Modell an. Eine ganze Reihe von Ereignissen hätten dem zu Folge zum Massensterben vor 65 Millionen Jahren geführt: mindestens ein weiterer Asteroideneinschlag - mögliche Überbleibsel davon sind Krater in der Nordsee und in der Ukraine -, verstärkter Vulkanismus und ein globaler Klimawandel dank Treibhauseffekt.

Der Einschlag an der Kreide-Tertiär-Grenze sei nur noch der sprichwörtliche Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, wo genau er stattgefunden hat, ist nach Angaben der Forscher aber mehr denn je ungewiss. Ein heißer Kandidat: der Shiva-Krater in Indien.
->   The Chicxulub debate (Princeton University)
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Spanier entdeckten größten Dinosaurier Europas (26.2.04)
->   Mexikos Dino-Krater birgt noch viele Geheimnisse (28.8.03)
->   Dinos schon vor Asteroid vom Aussterben bedroht? (15.7.03)
->   Neue Bilder vom Dino-Krater "Chicxulub" (11.03.03)
 
 
 
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01.01.2010