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Psychiater: "Hinschauen" gegen Kinder-Missbrauch  
  Ein Plädoyer für mehr "Hinschauen" statt "Wegschauen" in Sachen Gewalt gegen und Missbrauch von Kindern hielt am Dienstag Abend der Wiener Kinderpsychiater Max Friedrich.  
Anlass war die 37. Wissenschaftlichen Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer in Saalfelden (bis 5. März). Eine strikt anonym durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung hat gezeigt, dass rund 25 Prozent der Männer zumindest pädophile Fantasien hegten.
->   Programm der Fortbildungswoche
Zunehmende Brutalisierung der Gesellschaft
Insgesamt - so der Experte - zeichneten sich viele Bereiche der Gesellschaft derzeit durch eine zunehmende Brutalisierung aus. Sie könne an den Kindern nicht vorbei gehen. "In den letzten 24 Stunden ist in Wien ein Kind an einem Schütteltraume gestorben. Im Irak sind mehr als 100 Schiiten durch Explosionen ums Leben gekommen. Ich habe 21 TV-Kanäle durchgeschaut. Auf sechs von ihnen gab es (zur selben Zeit, Anm.) Mord, Explosionen, Totschlag."

Wichtig wäre aber eine gewaltarme Erziehung. Friedrich: "Wenn wir Kinder nicht schützen, gibt das Kind das weiter." Die Problematik liege nicht nur in physischer Gewalt: "Wir erleben weniger geschlagene Kinder, wenngleich die Misshandlungsmethoden subtiler geworden sind."
Misshandlungen mutiger aufdecken
Speziell beim Aufdecken der Misshandlung bzw. des Missbrauchs von Kindern wären aber die Österreicher noch viel zu reserviert. Der Kinderpsychiater: "Was ist mit uns? Was ist mit uns, die wir in der Nachbarschaft leben? Je früher wir solche Fälle erkennen und melden, umso eher können wir Unglück verhindern."

Eine TV-Reportage mit der scheinbaren Misshandlung eines Kindes habe - bei versteckter Kamera - genau gezeigt, wie schnell die "Gucklöcher" an den Türen der Nachbarn wieder zugegangen seien.
Täter auf Samtpfoten
So sollten alle Erwachsenen - speziell aber Kindergärten und Lehrer - ständig aufmerksam sein, um allfällige psychische Veränderungen bei Kindern zu erkennen. Friedrich: "Der Missbraucher nähert sich im Allgemeinen auf Samtpfoten. 85 Prozent der Kindesmissbraucher sind dem Opfer bekannt. Kein Tatverdächtiger, den ich kennen gelernt habe, trägt ein Kainsmal auf der Stirn."
25 Prozent haben Sexualfantasien mit Kindern
Erschütternd sind allerdings die Resultate einer anonymen Untersuchung aus Deutschland. Der Kinderpsychiater: "Eine 'Dunkelfelderhebung' unter 5.000 Männern ergab, dass 25 Prozent von ihnen das Kind - im Gedanken - als Sexualobjekt hatten."
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Fall Dutroux: Psyche und Netzwerke der Pädophilen (1.3.04)
->   Max Friedrich: Neuer Leitfaden zur Erziehung (20.10.03)
->   Kindesmisshandlung schädigt das Gehirn (25.6.02)
 
 
 
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01.01.2010