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Heimische Spuren: Ein Uni-Lektor in Mexiko  
  Etwa 40 bis 50 heimische junge Akademiker gehen jährlich im Rahmen eines speziellen Lektoratsprogramms ins Ausland. Zu ihnen gehört auch Herwig Weber, derzeit an der Universität Mexiko City. In einem Gastbeitrag für science.ORF.at beschreibt er seine Erfahrungen als Teil jenes Lektoren-Netzwerkes für den Wissenschaftstransfer. Er will in Mexiko den Blick für die Spuren österreichischer Kultur und Geschichte schärfen.  
Österreich in Mexiko
Von Herwig Weber

Das Interesse am Thema "Österreich" ist im fernen Mexiko ein durchaus bemerkenswertes. Dabei sind historische Kontaktpunkte zwischen den beiden Ländern nicht gerade zahlreich:

Zu nennen ist hier sicher die glücklose Regentschaft des Habsburgers Maximilian, Bruder von Kaiser Franz Joseph. Zudem war Mexiko 1938 das einzige Land, das vor dem Völkerbund gegen den Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland protestierte.
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Erzherzog Maximilian: Von der Lombardei bis Mexiko
Erzherzog Ferdinand Maximilian war bis 1859 Vizekönig der Lombardei, danach lebte er zumeist zurückgezogen auf Schloss Miramare bei Triest. Hier erhielt er 1863 das Angebot, Kaiser von Mexiko zu werden. Gestützt wurde er allerdings nur durch eine kleine klerikal-konservative Minderheit, die mit Hilfe französischer Truppen gegen die legale republikanische Regierung unter Benito Juarez einen Bürgerkrieg führte. Nachdem Napoleon III. seine Truppen abgezogen hatte, wurde Maximilian gefangen genommen, vor ein Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und 1867 in Queretaro erschossen.
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Zufluchtsort österreichischer Exilanten
In der Folge war der Staat jenseits des Atlantiks Zufluchtsort zahlreicher österreichischer Exilanten, die Kultur und Sprache in deutschsprachigen Exilzeitschriften verbreiteten - und damit wichtige Arbeit leisteten, die bis heute nachwirkt.
Den Blick schärfen für die Spurensuche
Meine Aufgabe als Lektor der Österreich-Kooperation an der staatlichen Universität Mexiko City (UNAM) sehe ich vor allem darin, den Blick für diese Spuren österreichischer Kultur und Geschichte zu schärfen.

Durch meine Tätigkeit bietet sich für die Studenten der philosophischen Fakultät erstmals die Möglichkeit, Vorlesungen und Seminare über österreichische Literatur zu belegen.
Eigenständigkeit hervorheben
Habsburg ist hier natürlich ein Begriff, Wien um 1900 populär, Robert Musil durch bekannte Vermittler bestens eingeführt, Rainer Maria Rilke ist Kult, Thomas Bernhard schwer im Kommen.

Was zu tun bleibt, ist eben die Eigenständigkeit österreichischer Kunst- und Kulturgeschichte hervorzuheben.

Gleichzeitig gilt es aber auch, das positive Image, das die deutsche Sprache etwa gegenüber dem Englischen in Mexiko besitzt, für Werbung um österreichische Kultur zu nutzen.
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Die UNAM: Größte Universität in Lateinamerika
Die staatliche Universität in Mexiko City (UNAM - Universidad Nacional Autonoma de Mexico) wurde 1910 gegründet und ist die größte Universität in Lateinamerika. Über 270.000 Studenten sind hier registriert, die Lehrerschaft zählt über 28.000 Mitglieder. In der philosophischen Fakultät (Facultad de Filosofia y Letras Modernas) sind die Institute der modernen Sprach- und Literaturwissenschaft zusammengefasst. In der Studienrichtung Germanistik (Letras Alemanas) sind zur Zeit an die 120 StudentInnnen eingeschrieben. Das Sprachinstitut CELE (Centro de Estudio de Lenguas Extranjeras) bietet für Deutsch-Studenten ein Österreich-Diplom an.
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Lesungen und Gastvorträge
Dies geschieht etwa durch Lesungen und Gastvorträge, die gemeinsam mit der Botschaft organisiert werden:

Der Autor Franzobel hat kürzlich an der UNAM gelesen und viel Interesse für österreichische Gegenwartsliteratur beim Publikum geweckt, der 30.Todestag Ingeborg Bachmanns wurde mit zahlreichen Vorträgen begangen, kommendes Semester wird Erich Hackl zu Gast sein.
Lebender Uni-Alltag als "Entschädigung"
Das Interesse der Studenten, der lebendige Uni-Alltag auf dem Campus, die tägliche Auseinandersetzung mit dem scheinbar Anderen entschädigt mich als Österreich-Lektor und als Österreicher in vielfacher Weise für die Mühen und die Irrealitäten in der Megapolis - ein "österreichischer Weg" scheint auch in Mexiko City gangbar.
->   Verein Österreich-Kooperation (www.oek.at)
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Aktuelle Ausschreibung für 2004/05 endet am 15. März
Die aktuelle Ausschreibung für Lektorate ab dem Studienjahr 2004/05 endet am 15. März 2004. Weitere Informationen unter www.oek.at oder an arnulf.knafl@oek.at.

Grundlagen und Zielsetzungen des Lektoren-Netzwerks für den Wissenschaftstransfer beschrieb Arnulf Knafl, Programmleiter für Lektorate im Verein Österreich-Kooperation, in einem Gastbeitrag für science.ORF.at.
->   Der Gastbeitrag im Volltext
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01.01.2010