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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
"Massensterben" kleinerer Bäume im Amazonas  
  Der Amazonas-Regenwald verändert sich selbst in Regionen, die von menschlichem Einfluss - etwa Abholzung oder Brandrodung - gar nicht direkt betroffen sind, berichten Forscher. Große, schnell wachsende Bäume dominieren das riesige Ökosystem demnach zunehmend - ein "Massensterben" kleinerer Bäume und andere dramatische Veränderungen führen die Wissenschaftler indirekt auf menschliche Aktivität zurück: Ursache könnte unter anderem der Anstieg an Treibhausgasen, vor allem CO2 sein.  
"Die Veränderung im Amazonas-Urwald springen ins Auge", sagt der Amerikaner William Laurance vom Smithonian Tropical Research Institute in Panama.

Allgemein seien größere, schneller wachsende Bäume die Gewinner, kleinere Bäume die Verlierer, schreibt Laurence zusammen mit Forschern aus den USA und Brasilien in der Fachzeitschrift "Nature".
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Der Artikel "Pervasive alteration of tree communities in undisturbed Amazonian forests" ist erschienen in "Nature", Band 428, Seiten 171 - 175, Ausgabe vom 11. März 2004 (doi:10.1038/nature02383).
->   Abstract des Artikels in "Nature"
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Ein Grund: Anstieg an Kohlendioxid
Ein Grund für die Veränderungen könne der weltweit steigende Ausstoß an Kohlendioxid sein. Mit dem Kohlenstoff aus diesem Gas bauen Bäume ihr Holz auf, es hat einen düngenden Effekt.

Dieser führe zu schnellerem Wachstum und deshalb zu mehr Wettbewerb unter den Bäumen im Kampf um Licht, Wasser und Bodennährstoffen.

Unter diesen Bedingungen hätten größere und schneller wachsende Baumarten die besten Siegeschancen, wie die Forscher berichten. Diese Bäume hätten dann allerdings weniger dichtes Holz.
Regionale Veränderungen bei Regenfall, Temperatur ...
Als weitere mögliche Ursachen für die Verschiebungen im Ökosystem nennen die Forscher regionale Änderungen der Temperatur, des Regenfalls, der Sonneneinstrahlung und der Nährstoffversorgung.

So führten die zahlreichen Waldbrände auch dazu, dass über die Luft mehr Nährstoffe in Böden der verbliebenen Gebiete gelangen.
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Sagenhafter Amazonas: Riesengroß und artenreich
Das Amazonasbecken ist mehr als sechs Millionen Quadratkilometer groß. In 80.000 Flüssen tummeln sich 3500 identifizierte und wahrscheinlich noch einmal 3000 bislang unbekannte Fischarten. 5000 Baumarten wurden bislang gezählt, 50.000 Blütenarten fanden Botaniker. 1800 Vogelarten leben in diesem einzigartigen Biotop. Seltene Säugetiere wie den Amazonas-Delphin gibt es nur hier. Der Pegelstand des Amazonas schwankt zwischen Regen- und Trockenzeit bis zu 15 Meter.
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Warnung: Tierwelt unweigerlich betroffen
Laurance warnt, dass diese Entwicklung unweigerlich auch zu Veränderungen der Tierwelt im Regenwald führen werde.

Für die Wissenschaftler, die in 20 Jahren rund 14.000 Bäume auf 18 verschiedenen Flächen untersuchten, ist die Studie ein Beweis dafür, dass auch die ursprünglichsten und widerstandsfähigsten Regenwaldgebiete von den Aktivitäten des Menschen - und hier insbesondere von Treibhausgasen - in Mitleidenschaft gezogen werden.
->   Smithsonian Tropical Research Institute
->   Instituto Nacional de Pesquisas da Amazonia (INPA)
Mehr zu diesem Thema im science.ORF.at-Archiv:
->   Brände im Amazonas-Gebiet mit globaler Wirkung (1.3.04)
->   Borneos Regenwälder schwinden durch Abholzung (13.2.04)
->   Lianen im Amazonas-Regenwald könnten Klima verändern (14.8.02)
->   Amazonas: Größtes Umweltschutzprojekt der Erde (2.4.02)
->   Baldiges Aus für den Amazonas-Regenwald? (26.6.01)
 
 
 
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01.01.2010