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Uni Wien: So sieht der neue Organisationsplan aus  
  Es war eine schwere Geburt, aber nun wurde der neue Organisationsplan der Uni Wien vom Universitätsrat beschlossen. Zentrale Inhalte: Es wird künftig 15 Fakultäten geben, darunter je eine für Psychologie und Philosophie/Bildungswissenschaften, "Ein-Fach-Fakultäten" werden bis 2005 evaluiert. Außerdem werden zahlreiche Beiräte statt der bisherigen klassischen Mitbestimmung der Studierenden und des Mittelbaus eingerichtet.  
Soll bis zum Herbst stehen
Dies beschloss der Universitätsrat am Donnerstagabend einstimmig. Erstmals seit ihrer Gründung habe sich "die Universität Wien ihre Organisation selbstständig gegeben - vielleicht war es deshalb so schwierig", kommentierte Max Kothbauer, der Vorsitzende des Uni-Rats, das Ergebnis am Freitag.

Rektor Georg Winckler zeigte sich zuversichtlich, die neue Organisation bis zum Beginn des kommenden Studienjahres (2004/05) zu implementieren.
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Erst 18, dann 14, nun 15 Fakultäten
Derzeit ist die Uni Wien in sieben Fakultäten gegliedert. Die ursprünglichen Pläne Wincklers für eine Neuorganisation sahen die Schaffung von 18 Fakultäten vor, was allerdings auf den Widerstand des Uni-Rats stieß, der nur 14 Fakultäten wollte.

Ein Kompromissvorschlag mit 15 Fakultäten war bis zuletzt umstritten. Speziell ging es dabei um die Frage, ob die Fachgebiete Psychologie, Philosophie und Bildungswissenschaften in eine gemeinsame Fakultät kommen. Vertreter aller drei Studienrichtungen wehrten sich dagegen. Der am Donnerstag beschlossene Kompromiss sieht nun eine eigene Fakultät für Psychologie sowie eine für Philosophie und Bildungswissenschaft vor.
->   Mehr zu den ursprünglichen Plänen (23.2.04)
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Die 15 Fakultäten
 
Grafik: APA

Künftig wird die Uni Wien also fünf naturwissenschaftliche (Mathematik, Physik, Chemie, Geowissenschaften/Geographie/Astronomie, Lebenswissenschaften) sowie je zwei theologische (katholisch bzw. evangelisch) und geisteswissenschaftliche (historisch-kulturwissenschaftlich und philologisch-kulturwissenschaftlich) Fakultäten haben.

Dazu kommen eine rechtswissenschaftliche und eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, eine für Sozialwissenschaften, eine für Informatik sowie eine für Psychologie und eine für Philosophie/Bildungswissenschaft. Daneben gibt es noch ein Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport sowie eines für Translationswissenschaft (Übersetzen und Dolmetschen).
Beiräte ohne Entscheidungskompetenz
Für die Mitsprache von Studenten und des Mittelbaus sieht der Organisationsplan zahlreiche Beiräte vor, die allerdings keine Entscheidungskompetenz haben: Die aus Studenten, Mittelbau, Professoren und allgemeinem Personal zusammengesetzte Fakultätskonferenz kann Stellungnahmen bei Organisationsveränderungen der Fakultät abgeben, Änderungen bei Studienplänen anregen und Evaluationen verlangen.

In jeder Studienrichtung beraten die Studienkonferenzen (je 50 Prozent Studenten und Lehrende) wiederum über Lehrpläne und Qualitätssicherung.
Winckler: Gut für Zusammenarbeit und Lehre
Rektor Winckler geht davon aus, mit dem neuen Organisationsplan innovative Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sowie Verbesserungen in Studium und Lehre zu ermöglichen. Außerdem soll durch internationale Orientierung mehr Reichweite erzielt werden.
"Ein-Fach-Fakultäten" werden bis 2005 evaluiert
Kothbauer betonte, dass die nun getroffene Organisationsform nicht die einzige Möglichkeit der Einteilung einer Universität darstelle, es gebe auch keine endgültige Lösung. Der Uni-Rat habe nach wie vor Probleme mit den "Ein-Fach-Fakultäten" wie etwa im naturwissenschaftlichen Bereich oder bei der Psychologie. Deshalb sollen diese bereits 2005 evaluiert und überprüft werden, ob es sich um eine tragfähige Lösung handelt.
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Entwicklungsplan von Psychologen, Philosophen, Pädagogen
Dass es nun doch nicht zu einer gemeinsamen Fakultät für Psychologie, Philosophie und Bildungswissenschaft gekommen ist, führte Kothbauer auf Akzeptanzprobleme zurück, die schwerer als andere Argumente gewogen hätten. Die nun getrennten Fakultäten für Psychologie sowie für Philosophie und Bildungswissenschaft müssten aber einen gemeinsamen Entwicklungsplan erstellen.
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Implementierung bis Herbst 2004
Für die Implementierung der neuen Organisation müssen in einem ersten Schritt alle Mitarbeiter den neuen Einheiten zugeordnet werden. Dann können die Professoren einen Dreiervorschlag für den Dekan machen (aus dem der Rektor dann auswählt). Außerdem müssen die Fakultätskonferenzen gewählt und die Studienprogrammleitungen und -konferenzen konstituiert werden.

Schließlich kann dann über die Binnenstruktur der einzelnen Fakultäten diskutiert werden, also die Gliederung in Institute, Abteilungen, etc. Dieses Programm sollte bis zum Beginn des Studienjahres 2004/05 abgeschlossen sein, hofft Winckler.
Entwicklungsplan "nächste große Nuss"
Der Uni-Rat verstehe sich als "Hüter und Unterstützer" der Uni-Reform, betonte Kothbauer. Das Gremium wolle mit seiner Arbeit sicherstellen, dass "die Reform tatsächlich eine Reform wird". So habe man u.a. für ein starkes Rektorat und auch eine klare Trennung von Entscheidung und Mitsprache gearbeitet.

Als "nächste große Nuss", welche die Uni Wien knacken muss, nannte Kothbauer den Entwicklungsplan. "Das ist die Linie, die wir in den nächsten Jahren verfolgen wollen, da muss man dann tatsächlich Farbe bekennen und etwa fragen, ob im Entwicklungsplan jede derzeitige Professur wieder vorhanden ist", so der Chef des Unirats.
->   Uni Wien
Aktuelles zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Uni Wien: Senat lehnt Fakultätsgliederung ab (5.3.04)
->   Christiane Spiel: Kritik an PPP-Fakultät (2.3.04)
->   Uni Wien: Heftige Kritik an Reformplänen des Rektors (18.2.04)
->   Herbert Hrachovec zu den Uni Wien-Reformen
->   Uni Wien: Senat nimmt Organisationsplan an (16.1.04)
 
 
 
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01.01.2010