News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Georg Winckler: Der neue Organisationsplan der Uni Wien  
  Die Universität Wien hat mir der einstimmigen Genehmigung des Organisationsplans durch den Universitätsrat am 11. März 2004 den ersten wichtigen Schritt in der Gestaltung ihrer Autonomie gesetzt. Erstmals in ihrer langen Geschichte gab sich die Universität Wien eine selbstständig entwickelte Organisationsstruktur. Diese sieht 15 Fakultäten und 2 Zentren vor, die in der Regel in Subeinheiten (Institute, Arbeitsgruppen) gegliedert sind. Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, stellt die Neuorganisation im Rahmen eines Gastbeitrags für science.ORF.at vor.  
Universitäten im Wettbewerb
Von Georg Winckler

Universitäten sind heute besonders gefordert. Die wachsende Bedeutung von Wissen und Wissenschaft, in einem entstehenden "Europa des Wissens", ist nicht notwendig mit einem Bedeutungsgewinn für Universitäten verbunden.

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Fachhochschulen, "unternehmerische", "innovatorische" (Privat-)Universitäten, Hochschuleinrichtungen des Auslandes scheinen den wachsenden Wissensbedarf der Gesellschaft besser abdecken zu können als die traditionellen heimischen Universitäten mit ihren bürokratischen Strukturen und Beharrungstendenzen.

Ein Bedeutungsverlust für alle heimischen Universitäten ist zu vermeiden. Dieser Bedeutungsverlust droht umso mehr, je weniger die öffentliche Hand im Rahmen ihrer Sparpolitik bereit ist, den Universitätsbereich ausreichend zu finanzieren.
->   Uni Wien: So sieht der neue Organisationsplan aus (12.3.04)
Neue Strukturen notwendig
Universitäten im Wettbewerb brauchen Strukturen, welche die Qualität, Innovation, Reichweite und Effizienz ihres Handelns gesamtuniversitär sichern.

Universitäten in der Wissensgesellschaft von heute sind gegenüber früher durch stark gestiegene Studenten-, Personal- und Budgetzahlen gekennzeichnet. Ein direktes ministerielles Steuerungssystem wird daher zunehmend ineffizient.

Relevante Informationen sind meist nur in den jeweiligen Universitäten verfügbar. Entscheidungen in den heutigen Universitäten müssen vor Ort getroffen werden. Dies gilt besonders für Dienstgeber- und Budgetentscheidungen.
Neue Chancen durch den Organisationsplan
In der neuen Organisationsstruktur der Universität Wien werden die Dekaninnen und Dekane gemeinsam mit dem Rektorat die Personal- und Mittelentscheidungen treffen.

Fakultätskonferenzen bieten den Dekaninnen und Dekanen den notwendigen "Resonanzboden", im Studien- und Lehrbereich arbeiten die Studienprogrammleiter und Studienprogrammleiterinnen gemeinsam mit den Studienkonferenzen.

Über die beratenden Gremien - Fakultäts- und Studienkonferenz - ist an der Universität Wien die Einbindung der Studierenden sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nach den Vorgaben des UG 2002, in besonderem Maße gesichert - auch im Vergleich mit den anderen österreichischen Universitäten.
Innovative Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit
Der Organisationsplan schafft über die Möglichkeit der Einrichtung von inter- und intrafakultären Forschungsplattformen, die Voraussetzung für neue Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Innovative, an der Universität Wien noch nicht verankerte Forschungsgebiete erhalten durch die Forschungsplattformen eine organisatorische Grundlage.
...
Reichweite durch internationale Orientierung
Die Fakultäten sollen über die Instituts- und Arbeitsbereichsgrenzen hinweg die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Einheiten sichern. Durch die Einrichtung von wissenschaftlichen Beiräten an den Fakultäten wird deren "internationaler Blick" gestärkt.
...
Verbesserungen in Studium und Lehre
Abgestimmt auf die spezifischen Bedürfnisse der Lehre und des Studienbetriebs, übernehmen die Studienprogrammleiter und -leiterinnen die Erstellung des Lehrprogramms sowie studienrechtliche und studienorganisatorische Agenden und setzen Maßnahmen im Bereich der Qualitätssicherung der Lehre.

In Zusammenarbeit mit den Studienkonferenzen, in denen Studierende und Lehrende jeweils die Hälfte der Mitglieder stellen, werden Lösungen zur Verbesserung des Studien- und Lehrbetriebs erarbeitet.

Gemeinsam mit allen Angehörigen der Universität Wien gilt es in einem nächsten Schritt die Implementierung des Organisationsplans vorzunehmen. Dieser soll voraussichtlich bis zum Beginn des Wintersemesters abgeschlossen sein.
Universitäten als Vordenkerinnen der Gesellschaft
Die österreichischen Universitäten sind in Bewegung gekommen. Ihre Anstrengungen, innovativer, unbürokratischer und offener zur Gesellschaft zu werden, sind verstärkt vorhanden.

Universitäten sollen nicht reagieren, sondern agieren. Sie sollen ihrer Rolle als Vordenkerinnen der Gesellschaft nachkommen und als Organisationen mit einem Bewusstsein für Werte und Qualität wahrgenommen werden.

Von den erbrachten universitären Leistungen in Forschung und Lehre hängt nicht zuletzt die Zukunft der Gesellschaft ab.
->   Uni Wien
Aktuelles zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Uni Wien: Senat lehnt Fakultätsgliederung ab (5.3.04)
->   Christiane Spiel: Kritik an PPP-Fakultät (2.3.04)
->   Uni Wien: Heftige Kritik an Reformplänen des Rektors (18.2.04)
->   Herbert Hrachovec zu den Uni Wien-Reformen
->   Uni Wien: Senat nimmt Organisationsplan an (16.1.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010