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Forscher wollen Feuerbrand nachhaltig "löschen"  
  Dem bisher unaufhaltsamen Vordringen des Feuerbrandes in heimischen Obstplantagen haben Genetiker und Molekularbiologen nun den Kampf angesagt. Sie wollen gemeinsam Resistenzmechanismen gegen die bakterielle Erkrankung untersuchen.  
An dem Projekt beteiligt sind die Technische Universität (TU) Wien, die Austrian Research Centers Seibersdorf (ARCS) sowie die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).
Wirkstoff "Regalis" gegen sekundären Feuerbrand
Flavonoide heißt das Zauberwort, auf das die Wissenschafter um TU-Professor Karl Stich ihre Hoffnungen setzen.

Die Forscher haben sich in Voruntersuchungen mit dem Wirkstoff "Regalis" beschäftigt, mit dem zumindest der so genannte sekundäre Feuerbrand in den Griff zu bekommen ist, der in Österreich im Obstbau allerdings nicht zugelassen ist.
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Sekundärer Feuerbrand: Bakterien auch im Holz
Im Gegensatz zur primären Infektion, die meist über Insekten und Blüten geht, können sich die Bakterien auch im Holz festsetzen. Dort können sie etwa auch den Winter überdauern, bei für sie günstigen Bedingungen werden sie wieder aktiv und beginnen erneut ihr Zerstörungswerk.
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Regalis greift in Flavonoid-Stoffwechsel ein
"Bei den Untersuchungen von Professor Stich zeigte sich, dass Regalis in den Flavonoid-Stoffwechsel eingreift und so den Bakterien den Garaus macht", sagte Eva Wilhelm von den ARCS gegenüber der APA.

Flavonoide gelten als Sekundärstoffe, die den Pflanzen helfen, mit verschiedenen Stresssituationen (z. B. Infektionen) fertig zu werden. Mittlerweile werden Flavonoide auch als Nahrungsergänzungsmittel für Menschen angepriesen, sie besitzen unter anderem antioxidative Wirkung.
Resistente Apfelsorten genauer unter der Lupe
Nun wollen die Wissenschafter bekanntermaßen resistente Apfelsorten wie etwa "Retina", "Reglindis", "Reka" oder "Relinda" genau unter die Lupe nehmen und ergründen, wie die Bäume sich erfolgreich gegen die Bakterien wehren.

Speziell der Flavonoid-Stoffwechsel soll genetisch und molekularbiologisch genau erforscht werden.

Ist erst einmal bekannt, welche Gene bei der Resistenz eine Rolle spielen, sind die Züchter am Zug, mehr unempfindliche Sorten zu kreieren. An die Möglichkeit, eine Art Medikament zu entwickeln, glaubt Wilhelm derzeit nicht.
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Projekt läuft noch bis Juli 2006
Das Projekt "Molekulare und biochemische Untersuchungen der Toleranzmechanismen von Apfel gegen Feuerbrand" läuft noch bis Juli 2006. Neben TU Wien, ARCS und AGES sind auch die Deutsche Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Dresden und die TU München beteiligt.
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Feuerbrand bisher nicht zu stoppen
Der Feuerbrand befällt hauptsächlich Obstgehölze wie Apfel, Birne oder Quitte. Aber auch Ziergewächse, darunter Feuer-, Weiß- und Rotdorn, Zwergmispel oder Vogelbeere können Opfer des Bakteriums Erwinia amylovora werden.

1957 wurde der Feuerbrand aus den USA nach Europa eingeschleppt, seit 1993 grassiert er auch in Österreich. Ist der Feuerbrand einmal ausgebrochen, gibt es derzeit kein Heilmittel. Die Bäume und Sträucher müssen geschnitten und vernichtet werden, um wenigstens eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Keine langfristige Perspektive durch Antibiotika
Versuche, die Ausbreitung der Krankheit mit Antibiotika (Streptomycin) zu bekämpfen, haben laut Experten keine langfristige Perspektive.

Das Mittel wirkt nicht hundertprozentig, und auch bei sachgerechter Anwendung ist nicht auszuschließen, dass etwa Honig verunreinigt werden. Das würde wiederum die Imker auf die Barrikaden rufen. Antibiotika bergen zudem die Gefahr von Resistenzbildungen unter den Bakterien.
->   AGES-Portal zu Feuerbrand (www.feuerbrand.com)
->   Technische Universität (TU) Wien
->   Austrian Research Centers Seibersdorf (ARCS)
->   Alles zum Stichwort Feuerbrand in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010