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Zehn Jahre Fachhochschulen: Ambivalentes Resümee  
  Seit zehn Jahren gibt es Fachhochschulen (FH) in Österreich, das Resümee im Jubiläumsjahr fällt ambivalent aus. Zwar verläuft die Entwicklung des FH-Wesens nach wie vor nach Plan, einige Vorhaben des Gründungsjahrs 1994/95 sind aber noch immer nicht erfüllt. So hinkt der Anteil der privaten Finanzierung hinterher, und auch die geplante Anzahl jener, die ohne Matura an einer FH studieren, ist nicht erreicht worden.  
Dies betonte der Bildungsforscher und Unternehmensberater Jörg Markowitsch bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.
Weniger Privat-Finanzierung und ...
Beim Start des FH-Sektors habe man mit zehn Prozent privater Finanzierung gerechnet, so Markowitsch. Tatsächlich liege man bei höchstens fünf Prozent. Ähnlich sieht es bei der Durchlässigkeit des Systems aus, also der Anteil der Studenten ohne Matura: Dieser betrage nur 6,4 Prozent statt der angepeilten zehn Prozent.
... weniger "Durchlässigkeit" als geplant
Allerdings lägen diese Problemfelder meist nicht im Einflussbereich der FH selbst, betonte Markowitsch. Die fehlende private Finanzierung sei vielmehr in Österreich eine Kulturfrage, ergänzte der Vorsitzende der Fachhochschulkonferenz, Werner Jungwirth.

Weiteres aktuelles Problem: Während die Studiengänge im Wirtschafts- und Sozialbereich ausgebucht sind, können im Technik-Sektor nicht alle Studienplätze besetzt werden, so Jungwirth.
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Die meisten studieren Technik und Wirtschaft, 400 arbeitslos
Mit 52 Prozent stellt die Technik den Großteil der Studierenden, dabei stehen Produktionstechnik, Elektronik und Informationstechnologie im Vordergrund. Betriebswirtschaftlich orientierte FH-Studiengänge machen einen Anteil von 34 Prozent aus. Neun Prozent studieren im Humanbereich (Ausbildungsschwerpunkte Sozialarbeit, Gesundheitsmanagement und Medizintechnik sowie militärische Führung).

Mit einem Phänomen haben die FH-Absolventen erst in den vergangenen Jahren Bekanntschaft gemacht: Ende Februar waren knapp 400 FH-Akademiker arbeitslos gemeldet - das entspricht einem Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Jahr davor.
->   Alle Fachhochschulen Österreichs (portal.ac.at)
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IV betont Konsolidierungs-Bedarf
Die Industriellenvereinigung (IV) wiederum sieht die FH an einem "Wendepunkt": Nach dem bisherigen starken Wachstum des Sektors müsse mit dem FH-Entwicklungsplan III (2005/06-2009/10) wie bei expandieren Unternehmen nun die Konsolidierung im Vordergrund stehen, so der Vorsitzende der IV-Focusgroup "FH 2010", Josef Kolarz-Lakenbacher.

Nötig seien kritische Größen der jeweiligen FH und eine Mindestanzahl an Vollzeitpersonal für erfolgreiche wirtschaftsnahe Forschung.
Mehr Vollzeitpersonal gefordert
Auch Jungwirth betonte, dass der Anteil der fix angestellten Mitarbeiter an den FH steigen müsse. Auf eine genaue Prozentzahl wollte er sich aber nicht festlegen - wenn etwa Personen nur mehr in der Lehre tätig seien, würde der von den FH angestrebte Praxisbezug abreißen.
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Grafik: APA, Quelle: FH-Führer
141 Studiengänge, 19 Erhalter, derzeit 20.600 Studierende
141 Studiengänge, 19 Erhalter, derzeit rund 20.600 Studierende und bisher insgesamt etwa 10.000 Absolventen - das sind die Eckzahlen des Fachhochschulbereichs im zehnten Jahr seines Bestehens (Studienjahr 2003/04). Zum Vergleich: An den Universitäten studieren derzeit 200.000 Personen. An den Fachhochschulen sind rund 62 Prozent Männer und etwa 38 Prozent Frauen, wobei der Anteil der weiblichen Studierenden seit 1994/95 (25 Prozent) kontinuierlich angestiegen ist.

Vom Bund erhalten die Fachhochschulen 5.800 Euro pro Studienplatz in wirtschaftlichen Studienrichtungen und 6.900 Euro für technische Studiengänge. Den Rest müssen die Erhalter selbst aufbringen, die Einhebung von Studiengebühren ist bis zur Höhe von 363,36 Euro erlaubt.
->   Fachhochschulrat
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Maximal 40.000 Studierende in Endstufe
Nach Ansicht Jungwirths verträgt der FH-Sektor im Endausbau rund 30.000 bis 35.000 Studenten (derzeit knapp 21.000) - wenn man bei den bisherigen Themen Wirtschaft, Technik, Tourismus und Sozialberufe bleibe. Wenn andere Themenfelder dazu käme, wäre auch eine Zahl von 40.000 möglich: "Aber viel mehr werden es nicht."

Das Bildungsministerium will demnächst den neuen FH-Entwicklungsplan 2005/06-2009/10 vorlegen. Ministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) sprach im Herbst davon, bis 2010 30.000 FH-Studenten haben zu wollen, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) nannte in der "Pressestunde" vom Sonntag 33.000 als Ziel.
Keine Mittelkürzungen
Vom Tisch ist für Jungwirth die vom Bildungsministerium geplante Kürzung des Normkostenzuschusses um 20 Prozent für bereits voll ausgebaute Studiengänge. Seit längerem habe man nichts mehr von den Kürzungsplänen gehört, für heuer stehe mit 117 Mio. Euro um zehn Mio. mehr Mittel für die FHs zur Verfügung als vor zwei Jahren.
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Fachhochschulführer für Studienjahr 2004/05 erschienen
Informationen zu allen FH-Studiengängen in Österreich bietet die Jubiläumsausgabe des Fachhochschulführers für das Studienjahr 2004/2005. Das zum zehnten Mal erscheinende Nachschlagewerk liefert die aktuellsten Informationen zu allen Fachhochschul(FH)-Studiengängen in Österreich. Aufgelistet sind unter anderem Bewerbungs- und Anmeldefristen sowie Hinweise auf Termine und Aufnahmekriterien, Zulassungsbeschränkungen, Studienschwerpunkte, Unterrichtszeiten, Ausbildungsdauer und Adressen.

"Fachhochschulführer 2004/05", 502 Seiten, 9,90 Euro, für Schüler und Studenten 6,90 Euro, ISBN 3-902277-06-8, erhältlich im Buchhandel oder bei 3s unter der Telefonnummer 01/5850915-55, bzw. mailto:bestell@3s.co.at
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01.01.2010