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Fasten wirkt auch im Alter lebensverlängernd  
  Es ist nie zu spät, die Kalorienbremse zu ziehen - und dafür das Leben ein paar Monate oder auch Jahre länger genießen zu können. Dieser Grundsatz gilt zumindest für Mäuse, wie US-Forscher nun berichten. Sie haben die Nager erst in deren mittleren Jahren auf Diät gesetzt, ein lebensverlängernder Effekt des maßvollen Fastens zeigte sich dennoch.  
Die Wissenschaftler stellen ihre Erkenntnisse in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" vom Dienstag vor. Die Maus ist das am häufigste verwendete Modellsäugetier für die Humanmedizin.
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Die Studie ist unter dem Titel "Temporal linkage between the phenotypic and genomic responses to caloric restriction" als Online-Vorabveröffentlichung in den "PNAS" (sobald online - DOI: 10.1073/pnas.0305300101; Ausgabe vom 23. März 2004) erschienen.
->   "PNAS"
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Maßvolles Fasten wirkt auch im Alter
Kalorienreduzierte Kost hat nicht nur Auswirkungen auf die Figur, bei einigen Arten führt dieser "Umweltstress" auch zu einer deutlich höheren Lebenserwartung. Alle bisherigen Studien hatten einen lebensverlängernden Effekt maßvollen Darbens allerdings nur bei Tieren nachgewiesen, die von klein auf so gehalten wurden.

Die Forscher um Stephen Spindler von der Universität von Kalifornien in Riverside ließen bei ihren Mäusen dagegen erst am Ende der mittleren Lebensphase "Schmalhans als Küchenmeister" regieren.
Effekte setzen innerhalb von zwei Monaten ein
Innerhalb weniger Wochen sprachen 123 Gene auf den magereren Lebensstil an, den die Forscher als Kalorienreduktion (CR) bezeichnet. "Die Analyse zeigt, dass der Gewinn bringende Effekt (der CR-Diät) für Gesundheit und Lebensdauer innerhalb von zwei Monaten begann", schreiben sie.
Leber profitierte am meisten
Am meisten profitierte demnach die Leber von dem weniger fetten und kalorienreichen Essen. Gene, die die Leberfunktionen regulieren, reagierten bei den älteren Nagern genauso wie bei jenen, die zeitlebens kalorienreduziert gehalten wurden.
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Milder "Umweltstress" als Ursache vermutet
Diverse Studien haben ergeben, dass eine spürbare Reduktion der täglichen Kalorienmenge die Lebensspanne einiger Arten wie Mäuse, Ratten, Fruchtfliegen oder auch Hefezellen deutlich verlängern kann. Bei Säugetieren gehen Wissenschaftler von rund 60 bis 70 Prozent der "normalen" Kalorienzufuhr aus.

Vermutet wird unter anderem, dass durch diese Diät im Körper eine Art milder Umweltstress ausgelöst wird, der vorteilhaften Auswirkungen haben kann - ein Phänomen, das sich Hormesis nennt. Bei Mäusen beispielsweise konnten US-Forscher zeigen, dass in Folge des Fastens eine bestimmte Substanz in Gehirn produziert wird, die das Wachstum und Überleben von Nervenzellen unterstützt.
->   Mehr dazu: Länger leben durch häufiges Fasten (29.4.03)
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Längeres Leben, spätere Krankheiten
Am Ende der Studie starben zwar genauso viele Mäuse aus der CR-Diätgruppe an einem bösartigen Tumor wie aus der Kontrollgruppe. Aber die CR-Mäuse erkrankten später an Krebs als Tiere, die nach Herzenslust fressen konnten, und sie lebten länger mit dem Krebs als die dickeren Kontrollmäuse.
Anwendung für Menschen noch nicht in Sicht
Die Forscher folgern daraus, dass die kalorienarme Diät einen möglichen Tumor zumindest langsamer wachsen lässt, auch wenn sie erst im fortgeschrittenen Alter begonnen wird.

Das Team glaubt, dass Medikamente einmal ähnliche genetische Veränderungen bei Menschen produzieren können - auch ohne kalorienarme Kost. Derzeit ist ein solches Mittel allerdings noch nicht in Sicht.
->   Mehr über die Studie (University of California, Riverside)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Studie: Fettreduzierte Diät schützt vor Diabetes (12.2.04)
->   Länger Leben durch Diätstress ohne Diät (25.8.03)
->   "Moderate Vegetarier" leben länger (10.3.03)
->   Schlanker Körperbau verlängert das Leben (24.1.03)
->   Länger leben Dank mediterraner Kost (25.11.02)
->   Zurückhaltung beim Essen - länger Leben (21.11.01)
 
 
 
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01.01.2010