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Ölverschmierte Vögel: Eisenstaub und Magneten zur Reinigung  
  Bei einer Ölpest leiden vor allem die betroffenen Seevögel ganz massiv. Bislang werden die verklebten Gefieder zur Rettung der Tiere mit Wasser und Seife gereinigt, doch diese Methode könnte bald der Vergangenheit angehören: Australische Forscher schlagen eine schonendere Technik vor, bei der die Vögel mithilfe von Eisenstaub und Magneten gleichsam trocken gereinigt werden.  
Bild: EPA
Nach einem Tankerunglück völlig mit Öl verklebter Vogel.
Die feinen Eisenpartikel sollen, so schreiben die Forscher im Fachmagazin "Marine Pollution Bulletin", das klebrige Öl aufsaugen. Mithilfe von Magneten könnte diese Masse anschließend aus dem Gefieder entfernt werden.

Ihre Methode der magnetischen Trockenreinigung könnte zudem nicht nur für die Vögel verträglicher sein, sondern auch die Umwelt schonen, berichten die Forscher um John Orbell von der Victoria University in Melbourne.
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Der Artikel "Whole-bird models for the magnetic cleansing of oiled feathers" ist erschienen im "Marine Pollution Bulletin", Bd. 48, Seiten 336 - 340, Ausgabe vom Februar 2004 (doi:10.1016/j.marpolbul.2003.08.012).
->   Zum Abstract des Artikels
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Eingesprüht mit Eisenstaub
Bild: EPA
"Klassische" Reinigung mit Wasser.
Die Technik klingt simpel: Mit Öl verklebtes Gefieder wird mit einem feinen Eisenstaub eingesprüht. Die Partikel saugen die klebrige Masse auf - die gesamte Mischung kann hinterher mit starken Magneten entfernt werden.

Nach Angaben der Wissenschaftler konnten so bis zu 98 Prozent aller verunreinigenden Substanzen von Stockenten (Anas platyrhynchos) sowie kleinen Pinguinen (Eudyptula minor) entfernt werden.

Der kleine Schönheitsfehler: Die Tiere waren bereits tot, als die Forscher ihre neue Reinigungsmethode ausprobierten.
Noch nicht für lebende Vögel anwendbar
 
Bild: John Orbell

Eine mit Öl verschmutze Feder (links) sowie die gleiche Feder nach der magnetischen Reinigung. Neun Durchgänge waren notwendig, um die schmierigen Reste zu entfernen.

Die Technik sei noch nicht ausgereift genug, um sie an lebenden Vögeln zu testen, berichtet "Nature Science Update". Doch die Forscher wollen sie nach Möglichkeit weiter verbessern. Sie denken bereits an ein tragbares Gerät, dass die Reinigung der Tiere direkt am Strand ermöglichen soll.

Derzeit werden mit Öl verschmutze Seevögel mithilfe von chemischen Mitteln gesäubert. Dies dauert allerdings bis zu mehrere Stunden pro Tier - und ist für diese mit immensem Stress verbunden. Die Prozedur muss im allgemeinen in mehreren Etappen erfolgen, sonst wird nach einiger Zeit der Stress zu groß und es droht Herzschlag.
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Hintergrund: Ölverschmutzung lässt Tiere erfrieren
Seevögel leiden ganz massiv unter einer Ölpest. Wenn flüssiges Öl das Federkleid eines Vogels verschmutzt, verliert es seine wasserabweisenden Eigenschaften. Die im Gefieder enthaltene Luft, die für Auftrieb und Kälteschutz des Tieres sorgt, wird dann durch Wasser verdrängt. Dadurch kann der Vogel erfrieren oder ertrinken. Er versucht verzweifelt die Körpertemperatur durch erhöhten Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, so erschöpft er schnell seine Kraftreserven, was zu Überhitzung und letztlich zum Tod führt. Beim Putzen ihres Gefieders schlucken die Tiere das Öl, was wiederum Darm-, Nieren- und Leberschäden hervorrufen kann.
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Eisenpulver: Billig und zudem nicht giftig
Eisenpulver dagegen ist billig, leicht zu beschaffen und nicht toxisch. Die Alternative - auf Phosphaten basierende Reinigungsmittel - kann dagegen das Wasser verschmutzen und giftige Algenblüten fördern.
Details zur magnetischen Säuberungsmethode
Das Team um Forschungsleiter Orbell testete die magnetische Reinigungsmethode zunächst an einzelnen Federn. Mittlerweile sind die Forscher zu ganzen Körpern übergegangen:

Zunächst wird eine tote Ente oder ein Pinguin mit Öl übergossen, nach etwa 15 Minuten Einwirkzeit werden die Federn mit Eisenpulver eingestäubt. Elektrostatische Kräfte führen dann dazu, dass Öl und Eisenteilchen aneinander kleben.

Der Magnet entfernt zum Schluss diese schmierige Masse, die anschließend entsorgt werden kann. Etwa neun Durchgänge sind derzeit notwendig, um das Federkleid so weit als möglich zu reinigen (siehe die Bilder weiter oben im Text).
Forscher: Magneten für Tiere unschädlich
Nach Ansicht von Forschungsleiter Orbell könnte die Methode eine echte Alternative zur derzeitigen Säuberung mit Wasser und Seifen darstellen. Er geht davon aus, dass die Magneten den Tieren nicht schaden werden.
->   "Nature Science Update"
->   School of Molecular Sciences der Victoria University
->   Alles zum Stichwort Ölpest in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010