News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Geplantes Klonverbot erregt die Gemüter  
  Gegen ein totales Klonverbot, das auch Versuche zum so genannten therapeutischen Klonen ausschließen würde, sprachen sich Vertreter der Evangelischen Kirche bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien aus. Dieses war in einem Vorschlag des Justizministeriums zur Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes vorgesehen gewesen. Nach zahlreichen Einsprüchen soll der Entwurf nun überarbeitet werden, wann er in den Ministerrat kommt, ist nach Angaben des Justizressorts noch unklar.  
Neben einem völligen Verbot des Klonens von menschlichen Zellen war im ursprünglichen Vorschlag auch eine Verlängerung der Aufbewahrungsfrist von bei der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas anfallenden Embryonen vorgesehen.
Forscher plädieren für absolute Frist
Anstatt wie bisher die Vernichtung nach spätestens einem Jahr vorzuschreiben, sollten tiefgefrorene Embryonen, Ei- und Samenzellen bis zum 50. Lebensjahr der Mutter bzw. des Vaters aufbewahrt werden dürfen.

Auch diese Regelung stieß vor allem unter Forschern auf Widerstand, es sollte besser eine absolute Frist geben.
...
Hintergrund: Gesetzesnovelle gegen jede Form des Klonens
Das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetzt war bislang nicht sehr explizit, wenn es um die Problematik des Klonens ging. Eine Gesetzesnovelle soll das nun ändern: In der ursprünglichen Form wird nicht nur die Aufbewahrungsfrist für Embryonen zur künstlichen Befruchtung verlängert, sondern - mit einem Schlag - auch reproduktives ebenso wie therapeutisches Klonen verboten.
->   Mehr dazu: Artikel vom 3. März 2004
...
Breite Diskussion gefordert
Der Vorsitzende des Evangelischen Oberkirchenrates, Bischof Herwig Sturm, forderte vor einer Entscheidung über ein Klonverbot eine breite Diskussion.

Mit dem Thema befasste Gremien, wie die Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt oder der Österreich-Konvent hätten dazu noch keine endgültigen Beschlüsse gefasst und Erklärungen abgegeben. Bevor diese nicht vorlägen, sollten keine Gesetze verabschiedet werden, forderte Sturm.

Angesichts der Tatsache, dass praktisch täglich neue wissenschaftliche Erkenntnisse bekannt würden, dürften wesentliche Entscheidungen - wie es ein Klonverbot wäre - nicht vorschnell getroffen werden.
Offene Fragen zum therapeutischen Klonen
Auch für den Ethiker und science.ORF.at-Host Ulrich Körtner (Universität Wien) sind vor allem bezüglich des therapeutischen Klonens zu viele Fragen offen, um es völlig zu verbieten.

Die Ansicht der Katholischen Kirche, dass menschliches Leben mit dem Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginne und ab diesem Zeitpunkt unter dem vollen Schutz der Gesetze stehen müsse, teilen Körtner und die Evangelische Kirche nicht.

"Aus der Bibel ist dieses Menschenbild jedenfalls nicht ableitbar", so der Wissenschaftler, der auch Mitglieder der Bioethikkommission ist.
Reproduktives Klonen in jedem Fall abzulehnen
Abzulehnen sei laut Körtner in jedem Fall das Klonen von Menschen zum Zwecke der Fortpflanzung, das so genannte reproduktive Klonen. Aber darüber bestehe weitgehender Konsens, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Gesellschaft.
->   Sämtliche Beiträge von Ulrich Körtner in science.ORF.at
Für eine Ratifizierung der Bioethik-Konvention
Raoul Kneucker, pensionierter Sektionschef im Bildungsministerium und jetzt stellvertretender juristischer Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche, plädierte dafür, anstatt Schnellschüssen in der nationalen Gesetzgebung, besser die Bioethik-Konvention der EU endlich zu ratifizieren.

Die "Radikalität von Verboten" bezüglich des Klonens, wie etwa von der Aktion Leben gefordert, könne er, Kneucker, nicht mittragen.

Gegen ein Klonverbot hat sich mittlerweile auch der Wiener Beirat für Bio- und Medizinethik ausgesprochen. Ohne ausführliche gesellschaftliche Diskussion sei dies nicht gerechtfertigt, so Beiratsvorsitzender Peter Kampits (Uni Wien).
->   Mehr zur Bioethik-Konvention in science.ORF.at
Befürworter des umfassenden Klonverbots
Begrüßt würde ein Klonverbot dagegen von der Lebenshilfe Österreich und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV). Auch ein guter Zweck billigt nicht ethisch nicht rechtfertigbare Mittel, sagte AKV-Präsident Josef Zemanek.
->   Das (derzeitige) österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz
->   Evangelische Kirche in Österreich
->   Lebenshilfe Österreich
->   Alles zum Stichwort Klon im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010