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Forschungsreform: Diskussion um den FWF  
  Wird der FWF doch in die geplante Dachgesellschaft zur Forschungsförderung eingeschlossen? RFT-Vorsitzender Knut Consemüller spricht sich dafür aus - Wolfgang Mantl, Vorsitzender des Wissenschaftsrats, hält dagegen.  
Wolfgang Mantl plädiert in der Diskussion um eine mögliche Integration des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) in die geplante Forschungs-Gesellschaft, "niemanden zu zwingen".

Knut Consemüller, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), sprach sich dagegen bei einem von der APA organisierten Round-Table-Gespräch mit Mantl - bei dem es zum ersten Zusammentreffen der beiden Rats-Chefs kam - erneut für die Eingliederung des FWF aus, der Fonds könne auch in einer Gesellschaft unabhängig bleiben.
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Hintergrund: Diskussion um Eingliederung des FWF
Die Regierung plant, Förderorganisationen im Bereich der wirtschaftsnahen Forschung wie den Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) in einer Gesellschaft zusammenzuführen. Der FWF war in diesen Plänen vorerst explizit ausgenommen, in den letzten Wochen haben sich allerdings die Stimmen gemehrt, die den primär Grundlagenforschung an den Universitäten fördernden Fonds in die Gesellschaft integriert sehen wollen. Ein Gesetzesentwurf für die Forschungs-GmbH wird in den nächsten Wochen erwartet.
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Mantl sieht Zwang als Fehler
Der Chef des im Zuge des neuen Universitätsgesetzes beim Bildungsministerium eingerichteten zwölfköpfigen Wissenschaftsrats, der sich vor allem auf das Uni- und Wissenschaftssystem konzentrieren soll, meint, dass es noch nie etwas gebracht habe, Leute in eine Konstruktion zu zwingen, die sie nicht akzeptieren.

"Es muss der Fonds selbst der Überzeugung sein, dass er so oder so am besten arbeiten kann", plädiert Mantl dafür, "die Selbstinterpretation des FWF und seine historische Erfahrung sehr ernst zu nehmen". Man müsse auch die "wie in einem Kristall zusammengepresste Sorge der Geistes-, Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Kulturwissenschaften, neben der Technologie unterzugehen, ernst nehmen".
Consemüller: FFF und FWF haben gleiche Zielsetzung
Für Consemüller geht es nicht "um dies oder das, sondern um das Gemeinsame". Beide Fonds (FFF und FWF) hätten die gleiche Zielsetzung: "Die Republik voranzubringen und Ergebnisse und Produkte zu produzieren, die auch in einer Friedensordnung für Mazedonien bestehen können, nicht nur in einem neuen Laser".

Wenn aber der FFF in die Gesellschaft gehe und der FWF draußen bleibe, habe der RFT die Sorge, dass die Förderlücke zwischen den beiden Bereichen größer statt kleiner werde. Im Rat hätten diese Sorge weniger die Leute aus der Wirtschaft geäußert, sondern jene aus der Grundlagenforschung.
"Unabhängigkeit des FWF muss gewahrt bleiben"
"Wir wollen nicht eine Subsummierung unter ein Dach mit einer zusätzlichen Entscheidungsebene, wir wollen ein Höchstmaß an Freiheit und Planungssicherheit beim Budget", sagte der RFT-Chef.

Die Unabhängigkeit des FWF müsse gewahrt bleiben, so wie auch der FFF bei seiner Förderung von Bottom-Up-Anträgen unabhängig sein müssen, "da darf nicht von oben eine Geschäftsführung hineinreden".

Dies sei auch einfach machbar, "es gibt im GmbH-Gesetz die Möglichkeit, Weisungsbefugnisse einfach wegzustreichen und zu sagen, in den Punkten der Bottom-Up-Forschung kann nicht hineingeredet werden".
Gegensätzliche Haltungen zur öffentlichen Diskussion
Der RFT-Chef zeigt sich auch zunehmend verärgert über FWF-Präsident Georg Wick, der in den vergangenen Wochen die aus seiner Sicht zu geringe Dotierung des Fonds und die Pläne zur Integration in die Gesellschaft kritisiert hat.

Dessen Argumentation in der Öffentlichkeit sei zwar aus menschlicher Sicht verständlich - aus der Sorge heraus, "nicht genug vom Kuchen zu bekommen". "Es wird aber zunehmend unverzeihlicher, dass er so tut, als ob es Gegensätze, ein Gegeneinander, ein Entweder-Oder gibt, nein es geht um das Optimum."

Wolfgang Mantl sieht den Konflikt dagegen positiver, "man könnte auch sagen, die Wissenschaft lebt, sie bewegt sich doch". Nichts sei "grauslicher als eine Grabesstille einer übertriebenen Konkordanz-Kultur, wir neigen in Österreich dazu, dass wir den Kompromiss noch vor dem Konflikt sehen." Für Mantl sind dies Entwicklungen in einem "aufregenden Umstellungsprozess".

Christian Müller und Andreas Kuthan, APA
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT)
->   FWF Der Wissenschaftsfonds
->   Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft (FFF)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   FWF gegen Integration in Forschungsgesellschaft (11.3.04)
->   Forschungsförderung: Experten gegen Reformpläne (16.2.04)
->   FWF-Hoffnung: Budget-Verdoppelung und Autonomie (3.2.04)
->   Forschungsstiftung wird im Nationalrat beschlossen (3.12.03)
->   Regierungspläne zur neuen Forschungsförderung (5.11.03)
 
 
 
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01.01.2010