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Affen fühlen wie Menschen  
  Gewaltszenen im Fernsehen lassen nicht nur empfindsame Menschen zusammenzucken. Eine neue Studie zeigt, dass auch Menschenaffen beim Fernsehen Gefühle zeigen.  
Schimpansen reagieren auf bedrohliche Geschehnisse im Fernsehen genau so, als ob sie selbst involviert wären, berichtet die Primatologin Lisa Parr vom Yerkes Regional Primate Research Center in Atlanta.
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Gefühle: Privileg des Menschen?
Die Fähigkeit, die Gefühle anderer nachzuvollziehen, gilt eigentlich als menschliche Eigenschaft. Andere Primaten drücken Emotionen durch Schreien oder durch das ängstliche Verzerren des Gesichts aus. Ob ihre Artgenossen diese Emotionen nachvollziehen können oder nur die sozialen Signale interpretieren, ist jedoch ungewiss.
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Bekannte Szenen
Lisa Parr arbeitete mit drei Schimpansen, die es gewohnt waren, mit Hilfe eines Joysticks Bilder auf einem Computermonitor auszuwählen und miteinander zu verbinden.

Die Wissenschaftlerin zeigte den Tieren kurze Videoclips mit unangenehmen Situationen, die die Schimpansen so oder ähnlich, während einer medizinischen Untersuchung, auch schon selbst erlebt hatten. So zeigte eine Szene einen Tierarzt, der einem Schimpansen eine Spritze gibt. In einem anderen Ausschnitt sahen die Tiere einen verschreckten Schimpansen, der sich vor einem Veterinär versteckt, der sich mit einem Betäubungsgewehr in Händen nähert.
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Spiel - Furcht - Alarm
Die Primaten konnten zwischen verschiedenen Schimpansengesichtern wählen. Ein Spielgesicht, das ein entspanntes Gesicht mit geöffnetem Mund zeigte. Ein Furchtgesicht ¿ gebleckte Zähne. Und ein Alarmgesicht ¿ Schrei.
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Ein eindeutiges Ergebnis
Die Schimpansen ordneten immer negative Gesichter unangenehmen oder beängstigenden Videoszenen zu. Während bei positiven Szenen, in denen keine anderen Schimpansen vorkamen, wie z. B. Bilder der bevorzugten Nahrung, die Tiere immer das Spielgesicht wählten.

Zusätzlich wurde die Gesichtstemperatur der Schimpansen gemessen. Während der bedrohlichen Szenen sank die Temperatur deutlich ab. Ein weiterer Hinweis, dass die Betrachter die Angst ihrer Artgenossen nachempfinden können.
Information austauschen und verarbeiten
Die Ergebnisse des Fernsehtests zeigen Parr zufolge, dass die Primaten tatsächlich die emotionale Bedeutung einer Szene erfassen und nicht nur auf die Signalwirkung eines Gesichtsausdrucks reagieren. ''Es ist offensichtlich, dass Schimpansen eine Menge Informationen austauschen und sie auch auf komplexe Weise verarbeiten können'', sagte die Wissenschaftlerin.

(red)
Ein Artikel in Nature science update zu diesem Thema.
->   Lifelines: Chimps touched by television
 
 
 
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01.01.2010