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UNO: "Todeszonen" in Ozeanen gefährden Millionen  
  Das UNO-Umweltprogramm UNEP hat wegen der raschen Ausbreitung sauerstoffarmer "Todeszonen" in den Weltmeeren Alarm geschlagen. Dadurch würde der Lebensunterhalt von Millionen Menschen gefährdet.  
Die Zahl dieser Zonen am Meeresgrund, denen Umweltgifte den Sauerstoff entziehen und dadurch Fischen und Pflanzen die Lebensgrundlage rauben, habe sich seit 1990 auf 150 verdoppelt, teilte UNEP am Montag auf einer Minister- und Expertenkonferenz im südkoreanischen Jeju mit.
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UNEP-Direktor: Ohne Maßnahmen droht Eskalation
"Wenn nicht dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen des Problems ergriffen werden, wird es rapide eskalieren", sagte UNEP-Direktor Klaus Töpfer. Er erinnerte daran, dass "Hunderte Millionen Menschen für Nahrungsmittelversorgung, Lebensunterhalt und Kultur auf die Ozeane angewiesen sind".
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Ursache vor allem Stickstoff aus Düngemitteln
Schuld am Zugrundegehen der Flora und Fauna in den "Todeszonen" ist vor allem der in Düngemitteln enthaltene Stickstoff. Gelangt er über Flussläufe ins Meer, führt er zu einer explosionsartigen Vermehrung von Algen.

Wenn die Algen auf den Meeresgrund sinken und dort verwesen, entziehen sie dem Wasser den Sauerstoff und ersticken alles Leben ringsum.
Relativ große Zonen auch in Ostsee und Adria
Nach Angaben der Experten messen die größten der bekannten "Todeszonen" mehr als 70.000 Quadratkilometer, die kleinsten weniger als einen Quadratkilometer. Relative große Zonen finden sich in der Ostsee, der Adria, dem Schwarzen Meer, dem Golf von Mexiko und an der US-Ostküste.
Größere Bedrohung als Überfischung
Nach UNEP-Angaben gelten bereits 75 Prozent des Fischbestandes weltweit als überfischt, doch die "Todeszonen" könnten sich als die weit größere Bedrohung herausstellen. Die Experten verweisen auf Forschungen eines US-Wissenschaftlerteams vom Virginia Institute of Marine Science.

Dessen Schlussfolgerung: "Geschichte und Muster der menschlichen Störung in terrestrischen, aquatischen, Küsten- und Meeresökosystemen haben uns an einen Punkt gebracht, an dem Sauerstoff-Verarmung voraussichtlich die Hauptbelastung für das 21. Jahrhundert wird - und Überfischung als Haupteinfluss des 20. Jahrhunderts ersetzt."
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Pro Jahr 120 Millionen Tonnen Stickstoff als Dünger
Jährlich werden demnach 120 Millionen Tonnen Stickstoff weltweit als Düngemittel verwendet. Nur etwa 20 Millionen bleiben allerdings in der Nahrungskette. Der Rest wird über die Flüsse in die Meere gespült. Die Nutzung fossiler Brennstoffe führt dem Kreislauf weiteren Stickstoff zu.
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Forderung: Weniger stickstoffhaltiger Dünger
Die UNEP forderte, den Gebrauch stickstoffhaltiger Düngemittel zu reduzieren. Derzeit gelangten jedes Jahr 160 Millionen Tonnen Stickstoff in die Weltmeere.

Als positives Beispiel hob die UNO-Organisation den Rhein hervor: Durch die gemeinsamen Anstrengungen der Anrainerländer habe der Stickstoffzufluss von 1985 bis 2000 um 37 Prozent reduziert werden können.
->   United Nations Environment Programme (UNEP)
->   Alles zum Stichwort Stickstoff im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010