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Pille gegen Taucherkrankheit in Sicht  
  Eine Pille gegen die so genannte Taucherkrankheit wollen norwegische Forscher entwickeln. Sie fanden heraus, dass Stickoxid die Bildung von Stickstoffbläschen in den Blutgefäßen vermindert - jedenfalls bei Mäusen.  
Auch sportliches Training vermindert die Gefahr einer Taucherkrankheit, berichten die Wissenschaftler der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim.
Stickstoff im Blut: Die Taucherkrankheit
Die Taucherkrankheit (engl. "decompression sickness") ist eine der größten Gefahren bei diesem Sport. Sie kann durch das Atmen von Pressluft bereits in mittleren Tiefen auftreten.

Durch den höheren Druck unter Wasser löst sich beim Atmen von Pressluft nämlich mehr Stickstoff (normale Luft enthält rund 78 Prozent Stickstoff) im Blut.

So lange ein Taucher in einer bestimmten Tiefe verweilt, ist dies so weit kein Problem. Taucht er aber zu rasch auf, bildet der im Blut gelöste Stickstoff durch die Druckentlastung Bläschen.
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Der "Mineralwasser-Effekt"
Das Gleiche passiert mit dem Kohlendioxid, wenn man eine Mineralwasserflasche frisch öffnet. Doch was in der Mineralwasserflasche egal ist, kann in den feinen Blutgefäßen eines Menschen zu fatalen Auswirkungen führen. Die Bläschen können nämlich die Adern effektiv verstopfen und dadurch zu Schäden bis sogar zum Tod führen.
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Gegenmaßnahme Dekompressions-Stopp
Daher müssen Taucher nach Tauchgängen in größeren Tiefen vor dem endgültigen Auftauchen so genannte Dekompressions-Stopps einhalten. Dadurch ist sichergestellt, dass der Stickstoff langsam über die Lunge abgeatmet wird und nicht ausperlt.

Mit - im Vergleich mit Pressluft - teuren Gasmischungen kann außerdem erreicht werden, dass überhaupt weniger Stickstoff eingeatmet wird.
Sport hilft gegen Krankheit
Dass es möglicherweise aber auch anders geht, entdeckten die norwegischen Forscher nach eigenen Angaben eher zufällig. Sie wollten nämlich dem Gerücht nachgehen, dass fitte, sportlich trainierte Personen weniger Gefahr laufen, Probleme mit der Taucherkrankheit zu bekommen.

In Tierversuchen zeigte sich aber, dass Fitness kaum eine Rolle spielt. Sehr wohl wirkt sich allerdings positiv aus, innerhalb von 20 Stunden vor einem Tauchgang eine sportliche Trainingseinheit zu absolvieren.
Mikrobläschen als mögliche Ursache für Effekt
Forschungen an der University of Split School of Medicine (Kroatien) an männlichen Tauchern brachten ähnliche Ergebnisse. Dabei wurde die Bildung von Bläschen in den Adern mittels Ultraschall gemessen.

Es zeigte sich, dass Training vor dem Tauchgang die Zahl der Bläschen wesentlich verringerte. Die Wissenschaftler glauben, dass die Wirkung des Sports in der Eliminierung so genannter Mikrobläschen zu suchen ist.

Diese dienen nämlich beim Tauchgang gleichsam als Keim für die Entstehung der größeren Stickststoffbläschen. Möglicherweise wirkt sich aber auch das bei den Übungen freigesetzte Stickstoffoxid (NO) positiv aus. Es verhindert nämlich, dass sich die Bläschen an den Gefäßwänden anlegen.
NO-freisetzende Medikamente zeigten Wirkung
In einem weiteren Schritt verabreichten die norwegischen Forscher Mäusen NO-freisetzende Medikamente und machten anschließend Druckversuche als Simulationen von Tauchgängen.

Tatsächlich konnte auch dabei eine Verminderung der Bläschenbildung beobachtet werden. Bis zur Entwicklung eines Tauchermedikaments sind aber noch weitere Forschungen nötig.
->   Norwegian University of Science and Technology
->   University of Split School of Medicine
->   Das Stichwort Taucherkrankheit im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010