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Ältester Schmuck der Welt entdeckt  
  In einer südafrikanischen Höhle haben Wissenschaftler den weltweit bisher ältesten Schmuck entdeckt, der sich eindeutig datieren lässt. Die 75.000 Jahre alten, durchbohrten Schneckenhäuser stammen aus der afrikanischen mittleren Altsteinzeit und waren offensichtlich Teil einer Halskette.  
Eine Kette aus 41 Schneckenhäusern, 75.000 Jahre alt
Bild: Christopher Henshilwood/Science
Großaufnahme eines Schneckenhauses
Dies berichtet ein Forscherteam um Christopher Henshilwood vom Zentrum für Entwicklungsstudien an der norwegischen Universität Bergen im aktuellen "Science". Es förderte in der Blombos-Höhle nahe dem Ort Stillbai 41 durchbohrte Schneckenhäuser hervor, die es als Teile einer Kette identifizierte.

Mit 75.000 Jahren ist der Schatz rund 30.000 Jahre älter als in Kenia, der Türkei und Bulgarien gefundene Pretiosen, die bisher den Anspruch auf den Superlativ der ältesten Schmuckstücke der Welt für sich erhoben.
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Die Studie ist unter dem Titel "Middle Stone Age Shell Beads from South Africa" in "Science" (Bd. 304, S. 404, Ausgabe vom 16. April 2004) erschienen.
->   "Science"
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Schalen stammen aus 20 Kilometer entfernten Flüssen
"Die Schalenperlen aus der Blombos-Höhle stellen den absoluten Beweis für die möglicherweise früheste Informationsspeicherung außerhalb des menschlichen Gehirns dar", ist sich Heshilwood gewiss.

Die erbsengroßen Tiere (Nassarius kraussianus) sind alle gleich groß und gehören zur Gattung der Netzreusenschnecken. Da sie nur in Flussmündungen existieren, dürften sie aus einem der etwa 20 Kilometer entfernten Flüsse stammen.
Beleg auch für die Sprachfähigkeit unserer Ahnen
 
Bild: Christopher Henshilwood/Science

Die Schneckenhäuser der Blombos-Höhle aus der mittleren Altsteinzeit

Die Forscher sehen den Fund nicht nur als Beleg für menschliche Kreativität und ästhetisches Gespür, sondern auch für die sprachlichen Fähigkeiten unserer Ahnen.

"Als unsere Vorfahren symbolisch vermitteltes Verhalten angenommen hatten, bedeutete das, dass sich die Kommunikationsstrategien schnell wandelten und zur Übermittlung individueller und weit verbreiteter kultureller Werte führten", meint Henshilwood.
Schon zuvor älteste Kunstwerke entdeckt
Bild: Science
Er und seine Kollegen hatten in der Höhle schon zuvor neben aus Knochen geschnitzten Werkzeugen zwei Steine mit geritztem Dekor entdeckt (siehe Abbildung rechts), die als älteste Kunstwerke der Welt gelten.

Daneben lagen Tausende Ocker-Stückchen, die vermutlich von einer 30 Kilometer entfernten Fundstätte stammten. Sie wurden nach Annahme der Wissenschaftler von den Künstlern für Rituale oder Zeremonien in die Höhle gebracht.
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Die Studie zu den Steinen ist unter dem Titel "Emergence of Modern Human Behavior: Middle Stone Age Engravings from South Africa" in "Science" (Bd. 295, S.1278 , Ausgabe vom 15. Februar 2002) erschienen.
->   "Science"
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Ocker: Assoziation mit Blut und Leben
Spuren der Farbe wurden auch auf der Innenseite der Schneckenhäuser entdeckt. Ocker ist ein Tongemisch, das auch heute noch wegen seiner Assoziation mit Blut und Leben von vielen Urvölkern als Schmuck für Körper, Kleider oder Kunstwerke benutzt wird.
Frühes Kunstempfinden
Die Funde legen den Schluss nahe, dass sich das Kunstempfinden und das moderne Verhalten des Menschen sehr viel früher entwickelt hat als bislang bekannt.

Wissenschaftler vom Kap vertreten ohnehin seit langem die Ansicht, dass auf ihrem Grund und Boden modernes menschliches Verhalten begann, als die Neandertaler noch Europa durchstreiften und die ersten Homo sapiens von Afrika nach Europa wanderten.

Ralf E. Krüger/dpa
science.ORF.at
->   Zentrum für Entwicklungsstudien, Universität Bergen
->   Mehr über das Blombos Cave Project
->   Mehr zur Blombos-Höhle im Jahresrückblick 2002 von Otto Urban
 
 
 
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01.01.2010