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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel: Erste Auswirkungen auf Österreichs Tierwelt  
  Für Pflanzen sind die Auswirkungen der ansteigenden Durchschnittstemperaturen in Österreich schon seit längerem nachgewiesen. Nun ging eine Studie des Instituts für Meteorologie und Physik der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien der Frage nach, inwieweit sich der Klimawandel auch anhand der Tierwelt nachvollziehen lässt. Ein Ergebnis: Die bizarr anmutende Gottesanbeterin breitet sich in der Steiermark immer weiter aus.  
Die Studie der BOKU-Forscher unter der Leitung von Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie und Physik wurde beim 8. Österreichischen Klimatag an der Universität für Bodenkultur präsentiert.
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Die BOKU-Forscher haben im Rahmen des Forschungsprojekts "Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Tierwelt" die Fauna Österreichs bzw. des Alpenraums auf die titelgebende Fragestellung hin untersucht.
->   Informationen zu dem BOKU-Forschungsprojekt
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Bei Tieren schwieriger nachzuvollziehen
Die Klimaänderungen sind bei Tieren schwieriger nachzuvollziehen, da hier auch verschiedene andere Aspekte eine Rolle spielen und Tiere zudem mobiler sind als Pflanzen.

"Dennoch gibt es erste messbare Hinweise, dass auch die Tierwelt auf die steigenden Durchschnittstemperaturen reagiert", erklärt die renommierte Klimaexpertin und Leiterin des Projekts "Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Tierwelt", Helga Kromp-Kolb.
Insekten reagieren besonders schnell
Bild: Bundesamt fuer Wald
Relativ gut, so ergab die Studie, eignen sich Insekten, da diese als Kaltblüter direkter auf Temperaturänderungen reagieren als beispielsweise Säugetiere oder Vögel. So zeigt sich etwa bei so genannten Forstschädlingen - wie den Borkenkäfern - bereits ein Trend zu mehr Brutzyklen pro Jahr.

Im Extremsommer 2003 gab es demnach erstmals in einigen Gegenden vier Generationen des Borkenkäfers - und dementsprechend viel Schadholz in den Wäldern.
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Borkenkäfer bedroht alpine Wälder
Der Borkenkäfer gilt als der gefährlichste Forstschädling in unseren Breiten. Die anhaltende Trockenheit hat im Sommer 2003 den heimischen Wäldern eine wahre Invasion der kleinen Schädlinge beschert. Verschont blieben meist die höher gelegenen Waldgebiete, doch dank des warmen Wetters hat sich der Borkenkäfer auch dort stark vermehrt. Nach Ansicht eines Experten ein Vorgeschmack auf das, was auf die alpinen Schutzwälder zukommen könnte - wenn der Klimawandel generell zu höheren Temperaturen führt.
->   Mehr dazu: Artikel vom 8. September 2003
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Libellen kolonisieren Europa
Die Wissenschaftler berichten aber auch von der erfolgreichen Kolonisation Europas in den vergangenen Jahren durch Libellenarten, die ursprünglich nun im warmen Mittelmeerraum vorkamen.
Gottesanbeterinnen in der Steiermark
Bild: APA
Besonders gut ist das Vorkommen der wärmeliebenden Mantis religiosa in der Steiermark dokumentiert.

Nicht selten vertilgt sie noch während des Liebesaktes ihren Partner - und während sie auf ihre Beute lauert, hält sie ihre "Arme" wie zum Gebet erhoben: die Gottesanbeterin (siehe Bild rechts).

So hat sich das Verbreitungsgebiet im Süden und Osten der ursprünglich nur vereinzelt und in besonders warmen Lagen vorkommenden Art in den Jahren 2000 bis 2003 gegenüber der Vergleichszeitraum 1990 bis 1999 deutlich vergrößert.
Tropenkrankheiten bald auch in Österreich?
Relativ gut dokumentiert ist laut Kromp-Kolb auch die Ausbreitung von tropischen Krankheitserregern durch die weltweite Erwärmung.

Welche Folgen also könnte eine Erwärmung für die Ausbreitung von vermeintlich exotischen Erkrankungen wie Malaria oder Leishmaniose haben? Denn stimmen die Temperaturen, könnten sich die jeweiligen, als Überträger fungierenden Insekten durchaus auch in Österreich breit machen.
Der Erreger alleine reicht nicht aus
"Das bedeutet aber nun nicht, wie vielfach behauptet, dass wir auch in Österreich mit der Ausbreitung der Malaria rechnen müssen", gibt die Expertin Entwarnung. Es würde relativ wenig nützen, wenn sich nur Erreger in Österreich breit machen.

Durch medizinische Versorgung und Hygiene wäre nämlich der Kreislauf der Ansteckung (Mücke - Mensch - Mücke) unterbrochen, die Krankheit würde nicht zum Problem.
->   Institut für Meteorologie und Physik der BOKU
Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at:
->   Klimawandel bedroht eine Million Tier- und Pflanzenarten (8.1.04)
->   Klimawandel: Tropenkrankheiten in Österreich? (16.1.04)
->   Mehr zum Borkenkäfer im science.ORF.at-Archiv
->   Alles zum Stichwort Klimawandel in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010