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Jugendprojekt über Flucht und Nationalsozialismus  
  75.000 Juden sind während des Zweiten Weltkrieges aus Frankreich deportiert worden, die meisten wurden im KZ ermordet. Ein Jugendprojekt widmet sich nun dem Schicksal Betroffener.  
Die Grazer Familie Kurzweil war vor den Nationalsozialisten aus Graz geflohen, und zwar über Paris in den Süden Frankreichs. 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet. Unter dem Titel "Der Koffer der Adele Kurzweil" widmet sich ein österreichisch-französisches Jugendprojekt ihrem Schicksal. Bis Juni ist in Wien eine Wanderausstellung zu sehen.
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Die Ausstellung
Ausstellung: "Der Koffer der Adele Kurzweil"
Ort: Psychosoziales Zentrum ESRA; Tempelgasse 5, 1020 Wien
Termin: 27. April bis 3. Juni 2004
Montag-Donnerstag 9:00-12:00 Uhr und 14:00-19:00 Uhr, Freitag 9:00-12:00 Uhr
->   ESRA
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Koffer mit Geschichte
Mehrere Schrankkoffer mit Kleidung, Hausrat und Dokumenten wurden 1990 auf dem Dachboden der Polizeistation in Auvillar nahe Montauban in Südfrankreich entdeckt.

Die Koffer hatte die Grazer Familie Kurzweil gepackt, sie war im Frühsommer 1940 vom Zufluchtsort Paris nach Montauban geflohen, so wie viele andere österreichische Sozialdemokraten. (Bruno Kurzweil war in Graz Anwalt der steirischen sozialdemokratischen Partei gewesen.)
Schüler recherchierten Schicksal
Mit Unterstützung der "ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus" haben 16 Grazer Schülerinnen und Schüler aus sechs Grazer AHS das Schicksal der ermordeten Familie Kurzweil recherchiert sowie die aktuelle Flüchtlingspolitik in Österreich und im Süden Frankreichs.

Sie ergänzen mit ihrer Ausstellung ein französisches Schülerprojekt, das sich schon früher mit den 1990 entdeckten Koffern befasst hatte. Das österreichische Projekt bietet zusätzlich die Vorgeschichte der Familie Kurzweil sowie Zeitzeugen-Berichte.
->   www.argejugend.at
Passfoto gab Anstoß zur Ausstellung
Hanna Papanek, eine Jugendfreundin der Tochter Adele Kurzweil aus den Tagen im Pariser Exil bei den "Roten Falken", hat den Anstoß zur österreichischen Wanderausstellung gegeben:

Hanna Papanek stieß bei Recherchen für ein Buch in einem Pariser Archiv zufällig auf ein Passfoto von Adele Kurzweil ¿ und auf den Hinweis, dass eine Schulklasse in Montauban eine Ausstellung gestaltet hatte.

Die Dokumente aus den Koffern der Familie Kurzweil sind heute im Musée de la résistance et de la déportation in Montauban zu sehen. Die Koffer selbst befinden sich laut Hanna Papanek in Privatbesitz.
->   Musée de la résistance et de la déportation
Bisher 6.700 jugendliche Besucher
Seit Ende 2001 haben 6.700 Jugendliche (vor allem in der Steiermark) die Wanderausstellung gesehen. Nun macht die Ausstellung "Der Koffer der Adele Kurzweil" bis 3. Juni Station in Wien. Ausstellungsort ist das psychosoziale Zentrum ESRA, das Menschen betreut, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden sind.

Jene Grazer Schülerinnen und Schüler, die an der Ausstellung mitgearbeitet haben, bieten Führungen für Wiener Schulklassen an.
Einen Koffer gibt es übrigens nicht zu sehen, sondern 13 Tafeln mit Fotos, Dokumenten, Zeitungsausschnitten.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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Buchtipp
"Der Koffer der Adele Kurzweil", erschienen im Jahr 2001 im Verlag von CLIO - Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit; Kosten: EUR 10,90
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->   Mehr zum Thema Nationalsozialismus im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010