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Schmutzige Luft schädigt das Erbgut von Mäusen  
  Winzige Schwebeteilchen in der Luft, so genannte Aerosole, haben sich bereits als recht gesundheitsschädlich erwiesen. Doch ihre Wirkung ist - zumindest bei Mäusen - offenbar noch stärker als gedacht: Laut einer aktuellen Studie führt die Luftverschmutzung bei männlichen Nagern zu Veränderungen im Erbgut, die auch an ihre Nachkommen weitergegeben werden. Mit dem Einbau von Partikelfiltern lässt sich dieser Effekt abmildern.  
Dies berichtet ein Team kanadischer Wissenschaftler um Christopher Somers von der Universität Hamilton im US-Fachjournal "Science". Die Forscher weisen darauf hin, dass sich die Ergebnisse bisher nicht auf Menschen übertragen ließen.
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Die Studie von Somers und Kollegen ist unter dem Titel "Reduction of Particulate Air Pollution Lowers the Risk of Heritable Mutations in Mice" in "Science", Bd. 304, Seiten 1008 - 1010, Ausgabe vom 14. März 2004 erschienen (doi:10.1126/science.1095815).
->   Die Studie in "Science" (kostenpflichtig)
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Millionen Tonnen Aerosole durch Verbrennung
Wo der Mensch Öl, Gas, Kohle oder Holz verbrennt, gelangen täglich weltweit Millionen Tonnen unsichtbare Teilchen in die Atmosphäre. Solche Aerosole sind winzig und schweben in fester oder flüssiger Form in der Luft.
Studien zeigen gesundheitliche Auswirkungen
Epidemiologische Studien belegen, dass die Partikel gesundheitliche Auswirkungen haben. Sie dringen tief in die Lungen ein und sind teils Krebs erregend sowie mitverantwortlich für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

"Luftverschmutzung hat das Potenzial, weltweit Millionen von Menschen in Mitleidenschaft zu ziehen", schreiben denn auch die Forscher in "Science".
Erbgutveränderungen beobachtet
Der Frage, ob Luftverschmutzung zu vererbbaren Mutationen im Erbgut führen kann, ging ein anderes Forscherteam - ebenfalls um Christopher Somers - bereits nach: Im Jahr 2002 berichteten die Wissenschaftler, genau dies bei Mäusen beobachtet zu haben.
Wodurch wurden die Mutationen ausgelöst?
Offen war allerdings die Frage, wodurch genau die Veränderungen im Erbgut ausgelöst wurden bzw. welche Komponenten der Luftverschmutzung verantwortlich zeichneten. Waren es die winzigen Aerosole, oder handelte es sich bei den schädlichen Substanzen um etwas anderes?
Mehrere Gruppen von Versuchstieren
Die Wissenschaftler setzten daher für die aktuelle Studie eine Gruppe von Mäusen zehn Wochen lang stark verschmutzter Luft in der Nähe von zwei Stahlwerken und einer Hauptverkehrsstraße aus.

Eine weitere Gruppe lebte zwar an der gleichen Stelle, ihre Atemluft wurde aber von so genannten HEPA-Filtern (für "high efficiency particulate-air") gereinigt. Zudem wurden Mäusekäfige mit und ohne Filter in eher ländlichen Gebieten platziert.
Erbgut der Nachkommen im Visier
Nach den zehn Wochen züchtete man die männlichen Mäuse - und untersuchte anschließend das Erbgut ihrer Nachkommen.

Das Ergebnis: Bei den Nachkommen der männlichen Mäuse, die mit Ruß und Staub stark belastete Luft eingeatmet hatten, fanden die Forscher doppelt so viele Tiere mit Veränderungen in der DNA, die sie von ihren Vätern geerbt hatten, als in jeder der drei Kontrollgruppen.
Filter senken Risiko deutlich
Der Einsatz der Filter hatte also das Risiko von Veränderungen in der DNA deutlich gesenkt. Auf welchem Weg die mikroskopisch kleinen Partikel das Erbgut der Mäuse angreifen, sei noch nicht bekannt, berichten die Forscher weiter.
Bislang kein solcher Effekt beim Menschen, aber ...
Zudem ließ sich ihren Angaben zufolge bislang ein solcher Effekt nicht beim Menschen nachweisen, dennoch warnen sie:

Ihre Ergebnisse implizieren demnach, dass der Kontakt mit den winzigen Feststoffen in der Luft ein Hauptfaktor ist, der zu den erhöhten Mutationsraten der Versuchsmäuse geführt hat. Sie seien zudem ein weiterer Beleg dafür, dass Luftverschmutzung ein genetisches Risiko für Menschen und Tier darstelle.
->   Department of Biology der McMaster University, Hamilton
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01.01.2010