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Grundlagenforschung laut Expertin in "ernster Lage"  
  Der Erfolgsdruck auf die Grundlagenforscher wächst: "Ernst, aber nicht hoffnungslos" sei ihre Lage, so die Expertin Josephine Papst anlässlich eines Symposions in Wien.  
Im Gespräch mit der APA ortete die Wissenschaftlerin vom Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften in Graz Anzeichen für wachsende "Diskontforschung".

Papst ist Mitorganisatorin des Symposiums "Wissenschaftsfreiheit und Gewissensfreiheit in der Wissenschaft", das am Dienstag (15. Juni 2004) in Wien über die Bühne geht.
->   Mehr über das Symposion (Boku)
Negative Ergebnisse so wichtig wie positive ... theoretisch
So gilt in der Grundlagenwissenschaft - wie sie etwa der österreichische Philosoph Karl Popper verstand - die Prämisse, dass ein negatives Forschungsergebnis nicht weniger wertvoll ist als ein positives.

Ein Wissenschaftler hat eine Idee oder eine Vermutung, anschließend überprüft er seine These in Experimenten, letztendlich bestätigt oder verwirft er sie.
Praktisch wächst der Druck nach Resultaten
Durch den wachsenden Erfolgsdruck auf die Wissenschaftler, greifbare Ergebnisse zu produzieren, werden negative Ergebnisse nach Ansicht von Papst zunehmend vermieden. Das bedeutet etwa, dass bestimmte Fragestellungen erst gar nicht angegangen werden, und sich so nicht widerlegte falsche Aussagen länger halten können.
Streng zielgerichtete Forschungsprogramme
Eine weitere Gefahr für die Grundlagenwissenschaft sieht Papst in der wachsenden Zahl von streng zielgerichteten Forschungsprogrammen, auch dabei sei kaum Platz für die echte Prüfung von Thesen. Kurzfristige Vorgaben und Erfolgsdruck treiben die Forscher vor sich her und möglicherweise auch in Sackgassen.
Objektivität in Gefahr
Selbst bei der Begutachtung von Forschungsvorhaben bei unabhängigen Institutionen - wie etwa in Österreich beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) - ist die Objektivität in Gefahr, so Papst.

"Durch die wachsende Spezialisierung in der Wissenschaft wird die Sache zunehmend überschaubarer, ein Gutachter kennt in der Regel den Forscher oder die Gruppe, welche er beurteilen soll", sagte die Wissenschaftlerin. Das berge zunehmend die Gefahr, dass etwa Konkurrenzdenken eine Rolle spielt. Kollegen, die eine andere Meinung vertreten, könnten unterdrückt werden.
Appell: Gewissensfreiheit wahrnehmen
Letztendlich stehe es aber jedem einzelnen Forscher frei, die Gefahren zu erkennen und entgegen zu wirken, betonte Papst. So sei die Gewissensfreiheit ein gesetzlich garantiertes Recht der Forscher, man müsse sie nur wahrnehmen.
->   Programm des Symposions (pdf-Datei; TU Wien)
 
 
 
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01.01.2010