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Studie: Mit der Klimaerwärmung sinkt der Reisertrag  
  Für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel. Doch dessen Produktion könnte in Zukunft erheblich schwieriger werden. Denn die Klimaerwärmung führt einer internationalen Studie zufolge zu sinkenden Erträgen. Die Wissenschaftler haben auf einer Forschungsfarm Wetterdaten und Reiserträge genau überwacht.  
Das Forscherteam um Shaobing Peng vom Internationalen Reis-Forschungsinstitut (IRRI) in Manila hat für die Studie Daten von einer IRRI-Forschungsfarm auf den Philippinen ausgewertet.
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Die Studie erscheint zwischen 28. Juni und 2. Juli 2004 unter dem Titel "Rice yields decline with higher night temperature from global warming" als Online-Vorabpublikation in der "Early Edition" der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (doi:10.1073/pnas.0403720101).
->   PNAS Early Edition
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Eine der ältesten Kulturpflanzen
In China wurde Reis bereits vor rund 6.000 Jahren angebaut. Orzyra sativa, so der wissenschaftliche Name, gehört damit zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.

Die Gräserart findet sich heute in Form von mehreren tausend verschiedenen Sorten und ist in Asien das wichtigste Grundnahrungsmittel. Dort befinden sich auch die wichtigsten Anbaugebiete.
->   Weitere Informationen in www.lebensmittellexikon.de
Düstere Aussichten: Geringere Erträge
Doch für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, der Reis als Grundnahrungsmittel dient, könnten die Aussichten eher düster sein, folgt man den Ergebnissen der IRRI-Studie.

Demnach drohen durch die Klimaerwärmung erheblich geringere Erträge - und die Situation ist noch schwieriger, bedenkt man zugleich den ständig wachsenden Bedarf.
Direkte Beobachtung statt Simulationsmodell
Bislang wurden den IRRI-Forschern zufolge für solche Untersuchungen Simulationsmodelle verwendet, direkte Beobachtungen fehlten jedoch: "Der Einfluss der prognostizierten Klimaerwärmung auf Getreideerträge wurde durch indirekte Methoden evaluiert", schreiben die Wissenschaftler in den PNAS.

Die Wissenschaftler machten sich also daran, dies zu ändern. Sie analysierten zunächst die Wetterdaten einer Forschungsfarm in den Jahren 1979 bis 2003 und verglichen diese dann mit Daten zu den Reiserträgen der Farm von 1992 bis 2003.
Steigende nächtliche Temperaturen, weniger Reis
Das Ergebnis der Studie: Während der Wachstumssaison in der Trockenzeit von Jänner bis April sind die (nächtlichen) Minimaltemperaturen in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt um 1,33 Grad Celsius gestiegen.

Dagegen sank der Reisertrag den Forschern zufolge während der vergangenen zwölf Jahre um etwa zehn Prozent pro Grad an (nächtlichem) Temperaturanstieg.

"Dieser Bericht liefert einen direkten Beweis für geringere Reiserträge durch gestiegene nächtliche Temperaturen, die mit der globalen Erwärmung in Zusammenhang gebracht werden", schreiben die Forscher. Die Tagestemperatur hat hingegen kaum Einfluss auf den Ertrag, so das Ergebnis der Analyse.
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Klima-Prognosen: Mehr oder minder großer Temperaturanstieg
Die globalen Temperaturen werden - je nach Klimamodell - weiter ansteigen, wie heute kein seriöser Forscher mehr bestreitet. Das IRRI-Forscherteam schreibt unter Verweis auf das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) von einem zu erwartenden Anstieg zwischen 1,5 und 4,5 Grad Celsius in den kommenden 100 Jahren. Welche Folgen dies für die Ernährungslage eines großen Teils der Weltbevölkerung haben kann, zeigt auch folgende Prognose: "Die Reisproduktion der Welt muss pro Jahr um etwa ein Prozent steigen, um den wachsenden Bedarf für Nahrung zu decken, der sich aus dem Bevölkerungswachstum sowie der ökonomischen Entwicklung ergeben wird", heißt es in den PNAS.
->   Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
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Mögliche Ursache: Fehlende Energie
Die Ursache für die Beobachtung ist allerdings nach Angaben der Forscher noch unklar. Sie vermuten jedoch, dass ein Grund die mit den nächtlichen Temperaturen ansteigende Atmung der Pflanzen sein könnte.

Sie verbrauchen dabei energiehaltige Stoffe. Diese Energie fehle dann für das Wachstum der Reiskörner. Andere Mechanismen könnten weiter zu den sinkenden Erträgen beitragen, heißt es dazu in den PNAS.
Bestätigung durch weitere Studien
Zu Ergebnissen ähnlicher Größenordnung seien US-Forscher auch schon in einer Studie über Sojabohnen und Mais gekommen. Auch Experimente in Klimakammern hatten zuvor einen deutlich verminderten Reis-Ertrag bei ansteigenden Temperaturen gezeigt.

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung isst täglich Reis. Eine Klimaerwärmung könne daher die Nahrungsknappheit verschlimmern, lautet die abschließende Warnung.
->   International Rice Research Institute
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01.01.2010