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Jahrhundertwerk: "Geschichte Österreichs" ist fertig  
  Ein Jahrhundertwerk österreichischer Geschichtsschreibung ist abgeschlossen. Am Dienstag werden alle vierzehn Bände der mehrbändigen "Geschichte Österreichs" in Wien im Parlament präsentiert. Damit hat Österreich wenn schon kein "Haus der Geschichte" wie fast alle anderen Länder Europas, wenigstens eine repräsentative Darstellung seiner Geschichte in Buchform.  
Elf Bände, für Experten und Laien
Bild: Verlag Ueberreuter
Der lange Weg zur Geschichte
(Ergänzungsband 1)
Elf Bände und drei so genannte Ergänzungsbände sind aus den ursprünglich geplanten zehn Bänden geworden. Das besondere daran: Sie sind nicht nur wissenschaftlich auf dem aktuellsten Stand, sondern auch für Laien gut zu lesen.

In 150 Jahren, seit der Gründung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung war es nicht gelungen, die große mehrbändige Geschichte Österreichs zu schrieben - zumindest nicht losgelöst von der habsburgischen Dynastiegeschichte.
Geschichtsbuch mit langer Vorgeschichte
Herwig Wolfram, Doyen der Mittelalterforschung und lange Zeit Vorstand des Instituts, weiß das nur zu gut. Selbst 1945 war die Zeit offenbar noch nicht reif: "Da waren Historiker, die wirklich gute Österreicher waren, aber noch nicht imstande, eine Geschichte Österreichs zu schreiben," so Wolfram im ORF-Radio.

So blieb es bei zwar guten, aber kleineren Geschichtswerken. "Die Geburt Mitteleuropas" hieß ein Buch von Herwig Wolfram, und es handelte von der frühmittelalterlichen Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung.
Historiker "fanden sich"
Bei der Lektüre hatten drei andere Historiker zeitgleich einen zündenden Gedanken: der Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber, der Zeitgeschichtler Ernst Hanisch und der Mittelalterhistoriker Karl Brunner.

Sie wollten darangehen, eine derartige Geschichte für ganz Österreich zu schreiben. Dazu stießen Historiker und Archäologen aus allen Bundesländern. Herausgeber Herwig Wolfram suchte sie nicht, wie er sagt, sondern sie fanden einander.
8.000 Seiten mit 2.500 Abbildungen
Erhard Busek, damals Vizekanzler (ÖVP), stellte eine größere Summe zu Verfügung, dazu kam Finanzhilfe von Ländern, Gemeinden und Kirchen - kurz, es entstand eine größere Unterstützungsbewegung für das Projekt. Nach und nach kamen die vierzehn Bände im Verlag Ueberreuter heraus.

"Und so sind 14 Bände mit 8.000 Seiten und 2.500 Abbildungen entstanden - von der Urgeschichte bis in die Ära Kreisky", erklärt Wolfram.
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Moderate Kosten
Die Preise betragen 52 Euro Einzelpreis pro Band, die ersten fünf Bände der Studienausgabe kosten zusammen 99 Euro. Diese Billigversion wird nächstes Frühjahr abgeschlossen sein. Das Jahrhundertwerk der mehrbändigen Österreichischen Geschichte an sich ist damit fertig.
->   Mehr dazu bei den "Austriaca" von Ueberreuter
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Vielfältige Darstellungsformen
Bild: Verlag Ueberreuter
Am Rande des Reiches
(Ergänzungsband 2)
So vielfältig wie der Begriff Österreich ist dabei auch die Darstellungsform geworden. Zur üblichen Chronologie kommen ergänzend Längsschnitte: "Wirtschaftsgeschichte etwa oder die Geschichte des Christentums. Sonst haben wir schon die Epochen eingehalten, ab der Neuzeit hat dann jedes Jahrhundert einen Band" so Wolfram.

Das Besondere dabei: Die Autorinnen und Autoren sind nicht nur die besten Fachleute, sondern auch gute Kommunikatoren: "Etwas Wahres kann ja auch einfach vermittelt werden, denn wenn es komplizierter wird, wird es eben gar nicht vermittelt," meint Wolfram.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Mittagsjournal-Beitrag zu dem Thema (Ö1 Inforadio)
->   Mehr über Herwig Wolfram (AEIOU)
->   Institut für Österreichische Geschichtsforschung
 
 
 
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01.01.2010