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Entscheidung über MedAustron noch heuer?  
  Das Ringen um das seit Jahren von einem Wissenschafterkonsortium propagierte Zentrum für Krebsbehandlung und Forschung "MedAustron" könnte noch heuer entschieden werden.  
Derzeit würden intensive Verhandlungen mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger geführt, dieser müsste ja die Kosten für die Behandlungen übernehmen, sagte der technische Projektleiter Erich Griesmayer am Rande der Präsentation einer Designstudie zu MedAustron am Mittwoch in Wiener Neustadt der APA.

Seitens der Ministerien Wissenschaft und Gesundheit gebe es bezüglich der Errichtungskosten von rund 117 Millionen Euro positive Signale.
Krebsbehandlung durch Ionen-Bestrahlung
MedAustron würde sich einer relativ neuen Technologie bedienen. Dabei sollen Tumore mit Ionen, konkret Wasserstoff-Kernen (Protonen) und Kohlenstoff-Kernen, bestrahlt und damit zerstört werden.

Vorteil dieser Therapie im Vergleich mit bisher eingesetzten Behandlungsformen mit Röntgen- und Gammastrahlen bzw. Elektronen: Die Ionen haben eine deutlich höhere biologische Wirksamkeit, die so gesteuert werden kann, dass sie sich fast ausschließlich im Tumor entfaltet. Dadurch wird das umliegende gesunde Gewebe größtmöglich geschont.
Teilchenbeschleuniger im Zentrum
Kernstück der Anlage ist ein kreisförmiger Teilchenbeschleuniger. Wasserstoff- oder Kohlenstoff-Kerne werden darin durch elektrische Hochfrequenzfelder beschleunigt, von Magneten auf einer Kreisbahn gehalten und fokussiert. Sobald die Teilchen die entsprechende Energie haben - etwa halbe Lichtgeschwindigkeit -, werden sie zu den Behandlungsplätzen bzw. Forschungseinrichtungen geführt.
Schonender als herkömmliche Strahlentherapie
Denn der Ionenstrahl trifft mit einer Präzision von 0,5 Millimeter auf bzw. in das erkrankte Gewebe des Patienten. In der steuerbaren Reichweite des Strahls im Gewebe liegt der besondere Vorteil dieser Therapieform.

Im Gegensatz zur heute üblichen Strahlentherapie, die den ganzen Körper durchdringt, werden bei der Bestrahlung mit Ionen die hinter dem Tumor liegenden Organe nahezu völlig geschont. Auch das vor dem Tumor liegende gesunde Gewebe wird weit geringer belastet als bei herkömmlicher Strahlentherapie.
Höhere biologische Wirksamkeit
Ein weiterer Vorteil der Kohlenstoff-Ionen liegt in ihrer höheren biologischen Wirksamkeit: Ihre zerstörerische Kraft gegen den Zellkern bzw. die DNA der Tumorzellen ist drei bis vier Mal höher als bei der herkömmlichen Strahlentherapie.

Aus diesen Gründen ist nach Angaben der MedAustron-Forscher die Ionen-Therapie besonders geeignet für Tumore, die als strahlenresistent gelten, und für solche, die in der Nähe strahlensensibler Organe wie Gehirn, Rückenmark, Augen, Lunge oder Enddarm liegen. Auch krebskranke Kinder, deren Gewebe noch besonders strahlenempfindlich ist, könnten von der Ionenstrahlen-Therapie profitieren.
Vier Therapie-, zwei Forschungsplätze geplant
Im Endausbau sind laut der nun präsentierten Designstudie vier medizinische Behandlungsplätze geplant, zwei Arbeitsplätze sind biologischer und physikalischer Forschung vorbehalten. Im derzeit geplanten Zwei-Schicht-Betrieb könnten damit rund 1.200 Patienten pro Jahr behandelt werden.

Damit wäre das Zentrum wahrscheinlich von Beginn weg ausgelastet, denn laut Schätzungen wäre die Ionenbehandlung für 6,5 Prozent aller Krebspatienten geeignet. 50 Prozent davon sind mit herkömmlichen Methoden nicht heilbar.
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Kostenteilung der Ministerien, neue Arbeitsplätze
Die Investitionen für die Errichtung des Zentrums auf einem von Wiener Neustadt zur Verfügung gestellten und 36.000 Quadratmeter großen Grundstück müssten sich Gesundheits- und Wissenschaftsministerium mit einem Schlüssel von 60/40 teilen. Neben allen Vorteilen für Patienten und Forschung würden durch das Zentrum direkt 120 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen und rund um die Einrichtung noch einmal 400 etwa für Beherbergungsbetriebe. Denn 90 Prozent der Behandlungen sollen ambulant erfolgen.
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Baubeginn nächstes Jahr?
Sollten die Verhandlungen mit dem Hauptverband positiv verlaufen, könnten die finanziellen Fragezeichen, an denen die Verwirklichung seit fast zehn Jahren scheitert, noch heuer ausgeräumt werden.

Einem Baubeginn noch im kommenden Jahr würde dann nichts im Wege stehen, ist Griesmayer überzeugt. In Deutschland gibt es bereits zwei Zentren, die Ionentherapie anbieten, eines davon privat finanziert.
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01.01.2010