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Neuer Rekord: Forscher verschränken fünf Photonen  
  Bereits seit einigen Jahren teleportieren Physiker Lichtteilchen und neuerdings sogar ganze Atome durch ihre Labors. Einem chinesischen Experimentalphysiker gelang nun ein Weltrekord: Er konnte mit seinem chinesisch-österreichischem Team erstmals fünf Photonen verschränken und sie für Teleportationsexperimente einsetzen.  
Der neue Rekordhalter Jian-Wei Pan von der Universität Heidelberg arbeitet schon seit Jahren mit den österreichischen Quantenphysikern zusammen und hat auch an der Universität Innsbruck promoviert.
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Der Artikel "Experimental demonstration of five-photon entanglement and open-destination teleportation" von Zhi Zhao et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 430, S.54-8, Ausgabe vom 1.7.04).
->   Nature
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Beim "Beamen" werden Quantenzustände übertragen
Teleportation oder "Beamen" hat in der realen Welt der Physik-Labors wenig mit dem zu tun, was man in Science-Fiction-Serien mit diesen Begriffen assoziert.

Es werden dabei nämlich nicht Gegenstände oder gar Menschen von einem Ort zum anderen durch seltsam säuselnde Strahlen transportiert. Vielmehr geht es um die Übermittlung von Information, genau gesagt vop Quanteninformation.
Quantenwelt: Messung beeinflusst Messobjekt
Und in der Welt der kleinsten Teilchen, der Quanten, läuft nicht immer alles so ab, wie wir es vom täglichen Leben gewohnt sind.

So gilt es etwa als unmöglich, den genauen Zustand eines Lichtteilchens (Photons) zu messen, ohne ihn zu beeinflussen. Bestimmt man etwa die Polarisation (Schwingungsebene) eines Photons, hat man diese auch schon verändert.
Verschränkung - das unsichtbare Band
Doch seit einigen Jahren ist klar, dass sich dieses Dilemma durch die Zuhilfenahme anderer Quanteneffekte zwar nicht ausschalten, aber doch umgehen lässt.

Die Physiker setzen dabei auf die so genannte Verschränkung (engl. "entanglement"). Es handelt sich dabei um eine höchst seltsam anmutende Verbindung, die zwei Teilchen eingehen können und dann wie über einen unsichtbaren Faden mit einander verbunden sind.

Manipuliert man eines der verschränkten Teilchen - etwa im Zuge einer Messung - so manifestiert sich die Änderung schlagartig auch beim anderen, ohne dass man dieses auch noch messen müsste.
->   Quantum Entanglement (Stanford Encyclopedia of Philosophy)
Juni 2004: Erstmals Atome teleportiert
Über diesen quantenmechanischen Trick gelang es dem österreichischen Physiker Anton Zeilinger 1997 erstmals, die Polarisation eines Photons über ein Hilfsteilchen auf ein drittes zu übertragen.

Erst vor wenigen Wochen meldeten Wissenschafter des Instituts für Experimentalphysik der Universität Innsbruck um Rainer Blatt die Teleportation von ganzen Atomen. Dabei ging es allerdings nicht um Polarisation, sondern um Anregungszustände der Elektronen in der Atomhülle.
->   Innsbrucker Physiker "beamen" erstmals Atome (16.6.04)
Neu: Teleportation mit unbestimmtem Zielort
Pan setzte für seine Experimente wieder Photonen und Schwingungsebenen ein. Fünf Lichtteilchen gelang es zu verbinden, wobei ursprünglich jeweils zwei Pärchen erzeugt und diese dann weiter verschränkt wurden.

Der gemessene Zustand der Polarisation des fünften Teilchens wurde dann auf ein anderes im System übertragen. Entscheidend dabei ist, dass der Zielort der Teleportation nicht fixiert ist.

Vielmehr können die potenziellen Empfänger durch ihr Verhalten - konkret Messungen - bestimmen, wer das Photon mit der ursprünglichen Information erhält.
Anwendungen: Quantencomputer und - information
"Die experimentellen Erfolge sind auch aus theoretischer Sicht sehr interessant", erklärte dazu der Ko-Autor der Studie, Hans Briegel, vom Institut für Theoretische Physik der Uni Innsbruck, der auch am neu gegründeten Akademie-Institut für Quantenoptik und Quanteninformation tätig ist.

Briegel und seine Mitarbeiter gaben den theoretischen Anstoß zu dem Experiment und sehen darin neue Perspektiven für die Quanteninformationsverarbeitung.

Durch die fünf Photonen und den nicht vorher festgelegten Zielort biete der Versuchsaufbau mehr Flexibilität und mache die Sache etwa für Quantencomputer oder die Quantenkommunikation zwischen mehreren Parteien interessant.
->   Physikalisches Institut der Uni Heidelberg
->   Arbeitsgruppe von Hans Briegel, Uni Innsbruck
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Forscher rücken Quantencomputer einen Schritt näher (3.6.04)
->   Verschränkte Teilchen überwinden Gesetze der Optik (13.5.04)
->   Weltweit erste Banküberweisung mit Quantenkryptographie (21.4.04)
 
 
 
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01.01.2010