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ORF ON Science :  News :  Leben .  Umwelt und Klima 
 
"Insel-Schafe" sind äußert wetterfühlig  
  Sie leben seit drei- bis viertausend Jahren auf einer regnerischen schottischen Insel - und doch kann ein abrupter Wetterumschwung für ein schottisches Soay-Schaf das Ende bedeuten. Grundsätzlich können die Tiere dem rauen Klima auf der abgelegenen Insel Hirta gut widerstehen. Plötzlich einsetzende intensive Regenfälle, schwere Stürme oder ein heftiger Temperatursturz allerdings können dazu führen, dass die zotteligen Geschöpfe innerhalb kürzester Zeit sterben, wie britische Forscher berichten.  
Die Wissenschafter um Tim Coulson vom Department of Biological Sciences des Imperial College London veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der aktuellen Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature".
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Die Studie ist unter dem Titel "Why large-scale climate indices seem to predict ecological processes better than local weather" in "Nature", Bd. 430, Seiten 71-75, Ausgabe vom 1. Juli 2004 erschienen.
->   Abstract der Studie in "Nature"
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Soay-Schafe: Seit 1930 verwildert
Die Soay-Schafe gelten mit als die ältesten erhaltenen Nutztiere überhaupt. Als die abgelegene schottische Insel Hirta 1930 schließlich von den letzten Siedlern verlassen wurden, blieben die Tiere zurück und verwilderten.

Das raue Klima macht ihnen dabei wenig aus, doch innerhalb einer dreimonatigen Periode im Winter können abrupte Wetterumschwünge - intensive Regenfälle, ein schwerer Sturm oder auch ein plötzlicher Kälteeinbruch - innerhalb kürzester Zeit tödlich sein für die Schafe.
Die Problematik von Klima und Ökosystem
Die wolligen Geschöpfe selbst standen allerdings bei der Studie der britischen Forscher gar nicht im Mittelpunkt.

Vielmehr ging es den Wissenschaftlern um ein Problem, das ihren Angaben zufolge seit nahezu einem Jahrhundert diskutiert wird: Gegenstand ihrer Untersuchung ist der Einfluss klimatischer Variationen im großen Maßstab auf lokale ökologische Prozesse.
Vorhersage komplexe Prozesse
Was nun die Schafe angeht, sind zwar die genannten kurzfristigen und lokalen Wetterphänomene der Auslöser für die plötzlich eintretenden Todesfälle. Doch wie die Forscher berichten, hätten Messungen des lokalen Klimas allein diese Zusammenhänge nicht prognostizieren können.

Stattdessen könnten - nicht nur die Soay-Schafe, sondern auch andere Populationen betreffend - großräumige Klimavariationen wie die Nordatlantische Oszillation (NAO) zumindest fallweise als bessere Vorhersagemodelle für ökologische Prozesse herangezogen werden - u.a. auch für die Entwicklung von Tierpopulationen.
->   Department of Biological Sciences des Imperial College London
->   Informationen zur NAO (Universität Bremen)
Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at:
->   Wie Klimaphänomene Tierpopulationen beeinflussen (13.11.02)
->   Auswirkung der Klimaerwärmung auf die Zeckenpopulation (28.6.02)
->   Was macht eine stabile Population im Tierreich aus? (30.5.01)
 
 
 
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01.01.2010