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Studie zu Spracherwerb von Migrantenkindern  
  Wie kommen Kinder von Einwanderern mit dem Erlernen der deutschen Sprache zurecht? Eine Grazer Linguistin untersuchte vier Jahre lang den Sprachfortschritt von Wiener Volksschülern aus Migrantenfamilien.  
Bei der Untersuchung von Annemarie Pelzer-Karpf zeigte sich unter anderem: Wer in der Muttersprache ein stabiles Grundgerüst hat, tut sich leichter beim Erlernen einer Zweitsprache.
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Unterschiedliche Sprachniveaus kritisch im Bildungsbereich
Unterschiedliche Sprachniveaus können sich im Bildungsbereich besonders auswirken, weshalb es notwendig ist, Strategien zu erarbeiten, die die Chancengleichheit aller Schüler gewährleisten, meint die Linguistin am Institut für Anglistik der Universität Graz.
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Korrelationen zum Sprachfortschritt
In ihrer vom Bildungsministerium beauftragten Langzeitstudie hat Annemarie Peltzer-Karpf gemeinsam mit acht Mitarbeitern nicht nur die sprachlichen Ausgangsbedingungen von Schulanfängern untersucht, sondern auch versucht, Korrelationen zum Sprachfortschritt ausfindig zu machen.
Kompetenz in beiden Sprachen untersucht
Das Team hat den Erwerb des Deutschen parallel zu jenem der Entwicklung der Sprachkompetenz in der Muttersprache bei Volksschülern türkischer, bosnischer, kroatischer und serbischer Herkunft beobachtet.

Eine Besonderheit der Studie liegt in der Dauer: "Es gibt im deutschen Sprachraum keine vergleichbare Untersuchung, die zwei Sprachen mit derart vielen Systemen und Techniken erforscht hat", so Peltzer-Karpf.
Mehrere Tests zu diversen Faktoren
Nach einer ersten Sprachzustandserhebung folgten innerhalb der vier Jahre mehrere Tests, die das spontane Ausdruckspotenzial, das Textverständnis und die Textproduktion der Volksschüler in beiden Sprachen überprüften.

Anderer Test lieferten Informationen über den Umgang mit syntaktischen Regeln, Wortformen und den Wortschatzerwerb.
Große Unterschiede Ende der vierten Klasse
Die Beobachtungen zeigten laut Peltzer-Karpf ein generell starkes Bemühen der Schüler, Deutsch zu lernen: "Alle machten Fortschritte, wobei jedoch am Ende der vierten Klasse große Unterschiede festzustellen waren".

Die Linguistin macht dafür die unterschiedlichen Voraussetzungen beim Schuleintritt verantwortlich. Keine Vorkenntnisse bei Schulbeginn, verbunden mit fehlender Unterstützung im Unterricht schufen Bedingungen, die sich über Jahre hinweg negativ auswirkten.

Fehlende Vorkenntnisse wurden allerdings durch hohe Motivation wettgemacht: So zeigte sich, dass Kinder mit anfänglich den geringsten Vorkenntnissen die relativ größten Lernerfolge erzielten.
Elterliche Unterstützung ist nicht alles
Die Wiener Linguistin Katharina Brizic hat im Rahmen der Studie eine soziolinguistische Studie durchgeführt, die belegt, dass sich besonders ökonomische und bildungspolitische Benachteiligung (vor allem Armut, aber auch fehlende schulische Fördermaßnahmen in Deutsch und in der Muttersprache der Kinder) ungünstig auf den Sprachlernprozess auswirken.

Für die genannten Arten der Benachteiligung wird sogar angenommen, dass sie für den Lernerfolg wesentlich mehr Gewicht haben als z.B. die elterliche
Unterstützung:

So waren auch bei großem schulbezogenem Interesse seitens der Eltern die Kinder aus wirtschaftlich benachteiligten Familien in ihrem Spracherwerb weniger erfolgreich als die Kinder gut verdienender bzw. in gehobenen Positionen arbeitender Eltern.
->   Daten zur Studie "Bilingualer Spracherwerb in der Migration"
->   Institut für Anglistik der Universität Graz
->   Bildungsministerium
->   Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010