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Cassini sendet erste Aufnahmen der Saturn-Ringe  
  Die amerikanisch-europäische Doppelsonde "Cassini-Huygens" hat nach ihrer Ankunft am Ringplaneten Saturn unerwartet klare und - zumindest nach Ansicht von Wissenschaftlern - sensationelle Bilder zur Erde gesendet.  
"Es ist jenseits aller Beschreibung. Es ist überwältigend... Ich bin überrascht, dass ich so überrascht bin von der Schönheit und Klarheit der Aufnahmen", sagte die Leiterin des "Cassini"-Foto-Teams Carolyn Porco am Donnerstag im Kontrollzentrum der US-Weltraumbehörde in Pasadena (US-Bundesstaat Kalifornien).
Begeisterung über gute Auflösung
 
Bilder: EPA/NASA/JPL

Bild links: Die Teilaufname der Saturn-Ringe zeigt die dunkle Seite der Ringe. Bild Mitte und rechts: weitere Ausschnitte der Ringe.

"Die Auflösung ist so gut, dass man ein Fußballfeld erkennen könnte", sagte der Kölner Geophysik-Professor Fritz Neubauer nach der Sichtung der Rohdaten im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt.
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Cassini machte "Vollbremsung im Weltall"
Die Doppelsonde war am Donnerstagmorgen nach fast siebenjährigem Flug und einer Strecke von 3,5 Milliarden Kilometern in einem höchst präzisen Manöver zwischen zwei rund 20.000 Kilometer voneinander entfernten Saturnringen hindurch geflogen. Zuvor musste sie ein komplexes Manöver - eine Art "Vollbremsung im Weltall" - meistern. Damit erreichte sie als weltweit erstes Raumfahrzeug eine Umlaufbahn um den Saturn.
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76 Saturnumkreisungen stehen bevor
Bild: NASA/JPL
"Cassini"-Programmdirektor Robert Mitchell sprach von einer "überglücklichen" Stimmung. Der Zustand der Doppelsonde sei nach zweimaligem Durchfliegen des Ringsystems "perfekt".

Es habe nicht einen einzigen Alarm in einem der Systeme der Sonde gegeben und keinerlei Hinweis auf eine falsche Aktivität.

"Cassini-Huygens" soll den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems in den kommenden vier Jahren insgesamt 76 Mal umkreisen. Mit der Ankunft ist der erste Teil der amerikanisch- europäischen Raummission erfolgreich gewesen.

Bild rechts: Zu sehen ist eine weitere Detailaufnahme der Ringe. Sie zeigt nach Angaben der US-Raumfahrtagentur NASA so genannte Dichtewellen in Ring A.
Bilder sollen Daten zur Ring-Entstehung liefern
 
Bilder: EPA

Die von der Sonne erleuchtete Seite der Ringe.

Die nun vorliegenden 60 Fotos, die unter anderem auch den Saturn-Mond "Pan" zeigen, sind nach Ansicht von Neubauer vielversprechend. "Die Daten werden sicherlich neue Theorien über die Entstehung der Saturn-Ringe ermöglichen", sagte Neubauer.
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Huygens wird im Dezember abgeworfen
Bei der ESOC feierten die Wissenschaftler die erste gelungene Etappe der Mission. "Aber das Schönste kommt erst noch", sagte Gaele Winters, Technischer Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), mit Blick auf den Abwurf der europäischen Lande-Einheit "Huygens" auf den Saturn-Mond Titan.

"Huygens" soll am 25. Dezember ausgeklinkt werden und Mitte Januar 2005 auf dem größten der 31 bekannten Saturn-Monde landen. "Sie können sich vorstellen, wie wir uns dieses Jahr auf Weihnachten freuen", sagte Winters.
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Letzte Manöver galten als sehr riskant
Als das erste Bestätigungssignal der "Cassini" die Erde erreichte, klatschten und jubelten die Wissenschaftler im NASA-Kontrollzentrum in Pasadena. Die letzten Manöver galten als sehr riskant.

Die Sonde musste sich um ihre eigene Achse drehen, damit sie mit der vier Meter Durchmesser großen Antenne als Schutzschild gegen Weltraumpartikel durch die Lücke zwischen den äußeren Saturnringen hindurch fliegen konnte.

Danach folgte eine erneute Drehung für ein Bremsmanöver. Die Sonde raste zu diesem Zeitpunkt mit einem Tempo von mehr als 100.000 Stundenkilometer auf den Planeten zu. Hätte das Manöver nicht funktioniert, wäre die Sonde ziellos ins Weltall hinaus geschossen.
Nur 20.000 Kilometer vom Saturn entfernt
 
Bild: EPA

Die Cassini-Aufnahmen für diese Bildkomposition, die den Saturn zeigt, stammen bereits vom 7. Mai 2004.

Noch vor Abschluss des 96 Minuten langen Bremsmanövers kam die 6,7 Meter lange und vier Meter breite Sonde bis auf 20.000 Kilometer an die minus 139 Grad Celsius kalte Oberfläche des Saturns heran; so nah wie nie wieder in den kommenden vier Jahren ihrer Mission.

An dem 3,3 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) teuren Gemeinschaftsprojekt arbeiten 250 Mitarbeiter aus den USA und 17 europäischen Ländern mit. Für die Raumfahrt gilt die Mission auch als Prüfstand für große Sonden mit mehreren Forschungsgeräten an Bord.
->   Cassini-Website der ESA
->   Cassini-Website der NASA
Aktuelle Berichterstattung zu Cassini in science.ORF.at:
->   Raumsonde "Cassini" in Saturn-Umlaufbahn (1.7.04)
->   Cassini macht eine "Vollbremsung im Weltall" (30.6.04)
->   Saturn-Sonde Cassini: Beginn der kritischen Phase (28.6.04)
->   Das Stichwort Cassini im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010