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Umstrittene Novelle zur In-vitro-Fortpflanzung  
  Ein Entwurf zum Fortpflanzungsgesetz erschwert ein laut Medizinern erfolgreiches In-vitro-Fortpflanzungsverfahren - die so genannte Blastozysten-Kultur. Dabei werden Eizellen außerhalb des Körpers befruchtet.  
Der nach etwa fünf Tagen "beste" Embryo wird anschließend für den Transfer ausgewählt, maximal sind es zwei.

Entstehen durch die Befruchtung jedoch mehr Embryonen als gebraucht werden, können die behandelnden Ärzte laut dem neuen Absatz 3a des Paragrafen 22 strafrechtlich verfolgt werden, machten Mediziner am Freitag auf einer Pressekonferenz in Wien aufmerksam.
Angst vor Anwendung der Methode?
Der Vorarlberger Reproduktionsmediziner Herbert Zech glaubt im APA-Gespräch, dass durch diese Novelle Ärzte Angst haben werden, die Methode anzuwenden.

"Denn bei einer 25-jährigen Patientin ist es leicht möglich, dass aus fünf befruchteten Eizellen vier Embryonen entstehen können", sagte Zech. Doch nur ein bis maximal zwei werden eingesetzt.
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Methode ist weitaus erfolgreicher als "alte" Technik
Die "Blastozysten-Kultur" ist laut dem Mediziner aber eine sehr erfolgreiche Methode. In einer Studie liegt der Erfolg bei 41 Prozent, im Gegensatz zu 25,6 Prozent der "alten" Methode. "Wir erreichen bereits 50 Prozent", erklärte der Reproduktionsmediziner.
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Neu: Abwarten des "Blastozystenstadiums"
Entscheidend ist, dass - im Gegensatz zu früher - fünf Tage gewartet wird, bis der Embryo das "Blastozystenstadium" erreicht hat. Laut Zech erfolgt nach dem Embryo-Transfer eine verbesserte "Synchronisation" zwischen Embryo und Gebärmutter.

Laut dem Experten ist diese Methode besonders prädestiniert für Frauen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, sowie nach mehrfach fehlgeschlagenen IVF-Versuchen (In-vitro-Fertilisation). Nicht eingesetzte Embryonen werden für ein Jahr eingefroren.
Befürchtungen der Experten
Wenn die Methode jedoch aus Angst einer Strafverfolgung nicht mehr angewandt wird, befürchten Experten, dass das die Halbierung der Schwangerschaftsraten, mehr Kostenaufwand sowie erhöhte physische und psychische Belastung für die Frauen bedeuten wird, hieß bei der Pressekonferenz.
"Alte" Methode: Häufig Mehrlingsschwangerschaften
Bei der "alten" Methode dürfen nur drei Eizellen bzw. Embryonen kultiviert werden. Daraus entstehen maximal drei Embryonen, die alle am zweiten oder dritten Tag - und damit vor dem Erreichen des Blastozystenstadiums - sofort transferiert werden müssen.

Daraus resultieren unter anderem häufig Mehrlingsschwangerschaften. Diese Kinder sind meist Frühgeburten, haben häufig Probleme mit der Lunge oder Augen, unreife Herzen oder offenen Brüche wie Leistenbruch, erklärte Zech.
->   Österreichisches Fortpflanzungsmedizingesetz
->   Mehr zum Thema In-vitro-Fertilisation in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010