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Koffeintherapie gegen Cellulite  
  Es ist im eigentlichen Sinn keine Krankheit, trotzdem leiden manche Frauen schwer darunter. Rund 80 Prozent aller Frauen über 30 sind mehr oder weniger stark von Cellulite betroffen, laut einer französischen Befragung ist es für 72 Prozent der Betroffenen auch ein psychisches Problem. Eine neuartige Koffeintherapie kann das Leiden zumindest lindern.  
Koffein baut Fett ab und entwässert
Der Wirkstoff Koffein ist in der Dermatologie schon lange bekannt für seine Fett abbauende und entwässernde Wirkung. Das Problem bestand bislang darin, den Wirkstoff tief genug in die Haut einzubringen.

Deutschen Forschern ist es gelungen, diese "epidermale Barriere" zu überwinden: Sie verkapseln das Koffein in Liposomen, die den Wirkstoff zuverlässig bis in das subkutane Fettgewebe schleusen. Dort aktiviert es ein fettspaltendes Enzym und entwässert zugleich das Gewebe.
Fettzellen schrumpfen
Die Fettzellen schrumpfen, laut einer deutschen Studie um elf Prozent, und die Haut wird wieder glatter.

"Es kam an verschiedenen Problemzonen zu einer statistisch nachweisbaren Wirkung", formuliert Hans Korting von der Poliklinik für Dermatologie in München, "an einigen Stellen konnte sogar eine Reduktion der Fettgewebsstärke um einen halben Zentimeter gemessen werden."
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Ursachen für Orangenhaut
Verantwortlich für die Orangenhaut ist vor allem der Aufbau des weiblichen Bindegewebes. Frauen haben wesentlich weichere Bindegewebsfasern als Männer, und sie verlaufen parallel. Dazwischen lagen säulenartig die Fettzellen. Weibliche Hormone fördern zudem das Speichern von Fett und Einlagern von Wasser an Oberschenkeln, Hüfte, Bauch und Po. Der Preis dieser optimalen Auslegung von Energiereserven und geschmeidiger, möglichst dehnbarer Haut für die Schwangerschaft, ist die Cellulite: Die Fettzellen drücken zwischen den Bindegewebsfasern nach oben und verursachen die höckerige Oberfläche.
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Männer nicht betroffen, außer Clochards
Männer sind von Cellulite praktisch nicht betroffen. Abgesehen von völlig anderer Fettverteilung verläuft männliches Bindegewebe kreuzförmig, es hält wie ein Netz die Fettzellen in der Unterhaut.

Ausnahme sind Männer mit Testosteronmangel beziehungsweise mit einem überhöhten Östrogenspiegel - das berühmte Clochard-Syndrom. Es wurde erstmals an Frankreichs Stadtstreichern beobachtet.

Vereinfacht beschrieben kann die alkoholgeschädigte Leber unter anderem überschüssiges Östrogen nicht mehr abbauen, was letztlich Cellulite bei den Clochards verursacht. Bilden Männer Cellulite aus, so ist es zuverlässiges Zeichen für Testosteronmangel.
Androgene Hormonsalben mit Erfolgen
Aus diesen Erkenntnissen werden heute Hormonsalben gemixt. Hauptbestandteile sind androgene Hormone, Abbausubstanzen des Testosterons, die nicht zu Östrogen umgewandelt werden können.

Diese Salben wirken in erster Linie direkt auf das Bindegewebe, sie stärken es und erzeugen eine zum Teil "männliche" Struktur.

"Man kann das Bindegewebe natürlich nicht neu bauen", schränkt Hormonspezialist Johannes Huber von der Universitätsfrauenklinik Wien ein. "Man muss schon deutlich auf die Grenzen hinweisen, aber es kann in den meisten Fällen zumindest eine deutliche Verbesserung nach einigen Behandlungswochen erzielt werden."
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Vitamin A vertreibt Orangenhaut
Ein Forschungsergebnis aus jüngerer Zeit belegt auch die positive Wirkung von Vitamin A auf das Bindegewebe, es wird sogar vermutet, dass das Vitamin, lokal in die Haut eingebracht, die Neubildung von Bindegewebe anregt. Nach einer streng kontrollierten Studie aus den USA aus dem Jahr 2000 ließe sich nach dreimonatiger Behandlung mit Vitamin A Creme jedenfalls eine bis zu 50 prozentige Verringerung der Cellulite erreichen. Die Effekte auf Haut und Bindegewebe wurden unter anderem mit 3D-Ultraschall-Doppler-Untersuchungen belegt.
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Im Alter immer schwierigere Bekämpfung
Doch Testosteron wirkt auch Fett abbauend, es spielt eine Schlüsselrolle beim "anknabbern" der Fettreserven der Frau. Darum sind Fettpölsterchen mit zunehmendem Alter immer schwieriger loszuwerden, weil das Testosteron bei Frauen in den Eierstöcken gebildet wird, und nach dem Wechsel weitgehend fehlt.

Hormone sind auch die Ursache, wenn vereinzelt auffallend schlanke, durchaus sportliche Frauen trotzdem unter Cellulite leiden. "Hier liegt ein lokaler Mangel von androgenen Hormonen im Fettgewebe vor, der mit einer Salbe sehr gut behandelbar ist. Sie muss speziell auf die Patientin abgestimmt in der Apotheke zubereitet werden", sagt Huber.
Lifestyle entscheidend
Abgesehen von Veranlagung und hormoneller Disposition ist wie so oft der Lifestyle entscheidend: fettarme, ballaststoffreiche Ernährung und vor allem sehr, sehr viel Bewegung, denn jede Ausdauersportart steigert den Testosteronspiegel im Blut.

Das beugt nicht nur vor, sondern ist auch nach jeder Cellulite-Behandlung die einzige Möglichkeit, erzielte Verbesserungen möglichst lange zu erhalten.

Thomas Azade, Modern Times Gesundheit
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Mehr dazu in Modern Times Gesundheit am 2. Juli 2004, 22.35 Uhr ORF 2.
->   Modern Times Gesundheit
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->   Poliklinik für Dermatologie, München
->   AKH Wien
Zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Test: Cellulitemittel sind teuer und sinnlos (26.6.03)
->   "Cellulitis lässt sich nicht wegrubbeln" (24.8.01)
 
 
 
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01.01.2010