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Globale Konzerne fordern andere Verkehrspolitik  
  Zwölf globale Energie- und Automobilkonzerne fordern eine radikale Umkehr in der Verkehrspolitik. Ohne Änderung wären angesichts der Zunahme des Verkehrs die "sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kosten inakzeptabel hoch".  
So heißt es in einem am Montag in Brüssel vorgestellten Bericht mit dem Titel "Mobilität 2030". Als Maßnahmen werden die Entwicklung effizienterer Motoren und die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen durch neue Treibstoffe genannt. Einer Beschränkung des Verkehrs erteilten die Manager dagegen eine Absage.
Toyota-Chef: "Düstere Zukunft"
An dem Bericht haben Vertreter der Autokonzerne Volkswagen, Renault, General Motors, Toyota, DaimlerChrysler, Ford, Honda und Nissan, der Ölkonzerne BP und Shell sowie des Reifenherstellers Michelin und des Leichtmetallproduzenten Norsk Hydro vier Jahre lang gefeilt.

"Wenn wir nichts tun, dann schaut die Zukunft sehr düster aus", warnte Toyota-Ehrenvorsitzender Shoichiro Toyoda bei der Vorstellung des Berichts.
Verdoppelung der Treibhausgase bis 2050
BP-Manager Charles Nicholson wies darauf hin, dass sich die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln werde, wenn man nicht gegensteuere. Dieser Zuwachs werde fast zur Gänze auf die Entwicklungsländer entfallen, wo derzeit zwei Drittel der Menschen keinen Zugang zu Individualverkehr haben.

Keine Lösung sei es, diesen Staaten die Mobilität von Personen und Gütern vorzuenthalten, weil diese die treibende Kraft für wirtschaftliche Entwicklung ist. "Mobilität ist ein essenzielles Lebensbedürfnis und nicht ein Luxusgut, das man sich nicht leisten kann", betonte Nicholson.
Kaum Alternativvorschläge
Konkrete Antworten, wie die erwartete massive Zunahme des Individualverkehrs in den Griff zu bekommen ist, blieben die Manager weitgehend schuldig. "Die Unternehmen müssen diesen Bericht, der viele kontroverse Fragen anspricht, erst einmal verdauen", sagte Nicholson.

Die Vertreter der Automobilkonzerne wiesen darauf hin, dass vor allem mit Blick auf die Entwicklungsländer eine Balance zwischen neuen Technologien und leistbaren Preisen gefunden werden müsse. Daher setze man weiterhin auf den konventionellen Verbrennungsmotor, in dem laut GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster "enorme Potenziale" stecken.

So sei etwa bisher Flüssiggas zu wenig Bedeutung geschenkt worden, obwohl es als Treibstoff halb so hohe Kosten wie Benzin verursache und auch bessere Emissionswerte habe.
Hybrid-Technologie
Toyota wies auf die Vorzüge der Hybrid-Technologie hin. "Man kann praktisch alles mit allem kombinieren, auch Verbrennungsmotoren mit Brennstoffzellen", unterstrich das Verwaltungsratsmitglied im japanischen Autokonzern. Damit ließen sich die Vorzüge der einzelnen Antriebsarten in verschiedenen Fahrsituationen besser nützen.
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Langfristige Lösung: Wasserstoff
Die "langfristige Lösung" bleibe aber die Wasserstoffzelle, betonte Forster. "Dies ist eine enorme Aufgabe, die nur durch gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen und Regierungen zu bewältigen ist", forderte er insbesondere mehr Investitionen in die Forschung.

"Ich bezweifle, ob die Bemühungen (der Regierungen in Europa) bisher stark genug sind." VW-Manager Reinhold Kopp forderte die EU-Regierungen zudem auf, die Verkehrssteuern zu harmonisieren und stärker auf Verbrauch beziehungsweise Nutzung zu beziehen.
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Politik soll Prioritäten setzen
Auch die anderen Manager riefen die Politiker zur Hilfe auf, vor allem wenn es um Fragen wie die Stau- und Unfallvermeidung sowie Verringerung von Todesfällen im Verkehr gehe. "Unsere Fähigkeit, etwas zu ändern ist beschränkt", unterstrich Nicholson.

"Fortschritt ist möglich, aber es wird ihn nicht geben, solange die Regierungen diese Frage nicht zu ihrer Priorität erklären", betonte auch Norsk-Hydro-Manager Egil Myklebust.
->   Mehr dazu (World Business Council for Sustainable Development)
->   science.ORF.at-Atchiv zum Thema Verkehr
 
 
 
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01.01.2010