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Neue Einblicke in die pflanzliche "Schädlingsbekämpfung"  
  Pflanzen haben ganz unterschiedliche Methoden zur "Schädlingsbekämpfung" entwickelt. Eine neue Variante deckte nun ein deutsches Forscherteam bei Beobachtungen in Mexiko auf: Bestimmte Akazien-Arten rufen dort eine "befreundete" Ameisen-Armee zur Hilfe, sobald sie von Schädlingen angeknabbert werden. Die Bäume sondern über ihre Blätter Nektar ab, der wiederum die Insekten anlockt. Sie ernähren sich von der zuckerhaltigen Flüssigkeit - und fressen nebenher auch gleich noch die Feinde der Akazien auf oder vertreiben sie.  
Die Forscher um Martin Heil vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena berichten in der britischen Fachzeitschrift "Nature" von ihren Ergebnissen.
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Die Studie ist unter dem Titel "Evolutionary change from induced to constitutive expression of an indirect plant resistance" in "Nature", Bd. 430, Seiten 205-208, Ausgabe vom 8. Juli 2004 erschienen.
->   Abstract der Studie in "Nature"
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Manche Akazien dauerhaft besiedelt
Bild: Martin Heil
Bei Feldarbeiten in Mexiko haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass manche Akazien sogar dauerhaft von Ameisenkolonien besiedelt sind.

Diese Bäume produzieren ständig Blattnektar, denn ihre Ameisen sind auf sie angewiesen - und müssen auch dann ernährt werden, wenn gerade keine Feinde in Sicht sind.

Im Bild rechts zu sehen sind Ameisen aus der Gattung Pseudomyrmex, die sich an den so genannten Nektarien einer Akazie (Acacia collinsii) laben.
Andere Arten arbeiten "ökonomischer"
Andere Akazien-Arten lassen den Nektar nur dann fließen, wenn sie angefressen werden, und locken damit Ameisen aus der Umgebung an. "Ein ökonomisches Verhalten, die Bäume investieren den Nektar nur dann, wenn er tatsächlich erforderlich ist", sagt Martin Heil.
Ausblick für biologische Schädlingsbekämpfung
Dieser Befund ist interessant für die biologische Schädlingsbekämpfung. Denn es sind beileibe nicht nur Akazien, die sich gegen hungrige Mäuler zu wehren wissen.
Ein einzelner Signalweg für alle Methoden
Auch andere Pflanzen aktivieren Gift- oder Bitterstoffe gegen ihre Feinde, und sie tun das über denselben Signalweg, über den auch die mexikanischen Bäume ihren Blattnektar zum Laufen bringen. Das gilt auch für die Duftstoffe, mit denen viele Pflanzen verteidigende Insekten anlocken.

"Besonders spannend ist dabei die Tatsache, dass sich die Verteidigung der Pflanzen von außen in Gang setzen lässt, dass sie über diesen einen Signalweg vielleicht sogar steuerbar ist", so Heil.
Welche Form des Nektarflusses ist älter?
Der Forscher und seine Kollegen von der Universität München sowie vom Biozentrum der Universität Würzburg wollten nun zudem wissen, welche Form des Nektarflusses älter ist. Sie enträtselten daher den Stammbaum der "Ameisenakazien".

Ergebnis: Der aktivierbare Nektarfluss ist offensichtlich evolutionär älter. Aus ihm ist der ständige Nektarfluss als Neuerwerbung derjenigen Arten hervorgegangen, die eigene Ameisen beherbergen.

Nun wollen die Forscher untersuchen, inwieweit auch andere Verteidigungsmechanismen von Pflanzen von "aktivierbar" auf "ständig vorhanden" umgeschaltet werden können.
->   Max-Planck-Institut für chemische Ökologie
->   Biozentrum der Universität Würzburg
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01.01.2010