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Training für Spürhunde ohne Gefahrenstoffe  
  Die österreichische Gendarmerie setzt eine neue Methode ein, ihre Suchhunde auf bestimmte Gerüche zu konditionieren. Die Vorteile: Höhere Treffsicherheit durch Reinstoffe - und das ohne Gefahren für die Tiere.  
Die Hundeführer setzen dazu Kuststoffröhrchen - sogenannte Tubis - ein, die den Geruch von Sprengstoff, Suchtmitteln oder Brandmitteln wie Benzin absorbiert haben. Trainiert wird im Bundesausbildungszentrum für Diensthundeführer im oberösterreichischen Bad Kreuzen.
Kunststoffröhrchen nehmen Gerüche auf
Um die Hunde beispielsweise auf den Geruch von Sprengstoff zu konditionieren, werden in ein Edelstahlgefäß die Röhrchen mit der Substanz Oktagen gelagert. Oktagen hinterlässt bei Hunden die gleichen Geruchseindrücke wie die meisten bekannten Sprengmittel.

Die Duftstoffe dringen durch die feinen Poren des Röhrchens und können in umgekehrter Richtung nur mehr schwer entweichen. Innerhalb von etwa 14 Tagen haben sie den Geruch aufgenommen.
Die Hundenase - besser als jedes technische Instrument
Die Hundenase funktioniert um das Hundertausendfache besser als jedes technische Instrumentarium. Ein Mikro- oder gar nur ein Pikogramm eines Geruchsstoffes - das ist ungefähr soviel wie der Anteil eines Tropfens im Attersee - reichen aus, um von der Hundenase identifiziert zu werden.

Dazu ist das Riechorgan des Hundes ideal ausgestattet. Im Verlgeich zum Menschen mit einem relativ kleinen Geruchszentrum, ist dieses Areal beim Hund deutlich größer und mit wesentlich mehr Nervenzellen versehen.

In dem komplexen Labyrinth der Hundenase finden Duftstoffmoleküle somit auch mehr Möglichkeiten an Rezeptorzellen anzudocken.
Geruch: "Fingerabdruck" im Gehirn
Dazu muß jedes dieser Moleküle seinen ganz spezifischen Rezeptor an der Geruchsnervenzelle finden. Sobald ein Molekül wie der Schlüssel ins Loch passt, löst es eine Reaktion aus, die an das Gehirn weitergeleitet wird.

Manche Nervenzellen reagieren stärker auf ein Geruchsmolekül als andere. Daraus ergibt sich ein Skyline-artiges Geruchsmuster für jeden einzelnen Duftstoff. Selbst in einem Gemisch von Gerüchen kann der Hund diesen einen spezifischen Duft erkennen.
Die Vorteile der neuen Methode
Diese minimalen Mengen an Geruchsstoffen, auf die die Hunde mittels des neuen Ausbildungsverfahrens konditioniert werden, bieten gegenüber der herkömmlichen Methode eine Fülle von Vorteilen.

So wird dadurch etwa die Sensitivität der Hunde auf die gesuchten Materialien erhöht. Auch ihre Treffsicherheit wird gesteigert, weil sie mit vollkommen reinen, also nicht mit anderen Gerüchen vermengten Stoffen trainiert werden.
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Die Erfinder
An der Entwicklung des neuen Ausbildungsverfahrens - kurz SOKKS genannt - war der Physiker und Neurophysiologe Wolf Kafka federführend beteiligt. Der langjährige Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie beschäftigte sich mehr als dreißig Jahre mit den molekularen Grundlagen und Anwendungen der Geruchsphysiologie.
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Problem Verunreinigungen
Bedenkt man, dass beispielsweise Sprengstoff meist mit Verpackungungsmaterial, Kunststoffen oder anderen Zusatzstoffen verunreinigt sind, könnte es passieren, dass ein Sprengmittel-Suchhund auch einmal die Kunststoffleisten eines Tisches anzeigt, die mit einem bestimmten Klebstoff dort befestigt wurden.

Auf den Tubis lassen sich die Gerüche darüber hinaus konservieren und als langfristig konstante Referenzquelle einsetzen.
Spielerisches Training
Wenn ein Hund zwei Jahre alt ist, beginnt der Hundeführer seinen Hund auf einen bestimmten Geruch zu konditionieren. Dazu werden die Kunststoffröhrchen zunächst im Spielzeug der Tiere versteckt.

Auf diese Weise werden sie völlig gefahrlos und spielerisch mit einem Geruch konfrontiert. Erst, wenn sie exakt gelernt haben, wie sie das Auffinden eines "Geruchs" anzeigen sollen - durch Scharren, durch Bellen, oder einfach, indem sie vor ihrem Fund Platz machen, ohne daran anzukommen - wird daran gedacht, die Hunde auch einen Echtstoff suchen zu lassen.

Rike Fochler, Modern Times
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Mehr Informationen zu diesem Thema erhalten Sie in der Sendung "Modern Times Gesundheit" am Freitag, 9. Juli 2004, um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
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->   Mehr zum Thema Geruch im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010