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Bauten sollen auch "sozial verträglich" sein  
  "Bauprojekte bestehen nicht nur aus Material, Statik und Finanzierung." So lautet das Credo von Vertretern des jungen Fachs der Architekturpsychologie. Die "soziale Verträglichkeit" von Bauten und deren Umfeld stand im Mittelpunkt eines Kongresses in Wien.  
Grün alleine reicht nicht
Obwohl die einfache Formel "viel Grün um Gebäude" bereits einiges zur sozialen Verträglichkeit beitragen kann, sind Bäume, Sträucher und Rasen allein noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Speziell in größeren Wohnanlagen in Städten dienen die mehr oder weniger gepflegten Grünanlagen meist nur zum Durchgehen. Kaum jemand verweilt in den Gärten, um etwa soziale Kontakte zu pflegen oder zu knüpfen.
Mangelnde Aneignung des öffentlichen Raums
Für Alexander Keul, Umweltpsychologe der Universität Salzburg, ist dies eine Frage "mangelnder Aneignung" der Anlagen durch die Bewohner. "Die Grünanlage gehört mir nicht, daher benutze ich sie auch nicht", scheinen die meisten Menschen zu denken.

Nutzen aber andere die Flächen - etwa Zuwandererfamilien, die das von ihrer Herkunftsgegend noch gewohnt sind - so passt das den Bewohnern dann auch nicht. Wird dann auch noch etwa gegrillt, sind Probleme vorprogrammiert.
Unterschiede von Kulturen und Stadt/Land
Offenbar gibt es diesbezüglich aber nicht nur kulturelle, sondern auch deutliche Stadt-Land-Unterschiede. Am Dorf sei es auch bei uns üblich, dass man öffentliche Flächen in Beschlag nehme, sie doch als allgemeines Eigentum betrachte und sich etwa auch um die Pflege kümmere, sagte Keul. In der Stadt herrscht dagegen die Ansicht, "was mir nicht persönlich gehört, geht mich auch nichts an".
Gebote statt Verbote könnten helfen
Der Experte rät daher zu Maßnahmen, damit etwa in städtischen Wohnanlagen die Bewohner wieder verstärkt Besitz von ihrem Umfeld ergreifen. Bewährt habe sich etwa die flächenweise Vergabe von abgesteckten Gärten zur Pflege und Nutzung. Damit würden sich Grünanlagen wieder beleben lassen.

Auch müssten auf öffentlichen Flächen verschiedene Dinge - etwa Ballspielen oder auch Grillen - speziell erlaubt werden, damit die Menschen Gebrauch davon machen. So wie Menschen jahrelang durch Verbotstafeln verschiedenste Dinge abgewöhnt wurden, muss man sie nun offenbar mit ähnlichen Maßnahmen wieder animieren, ihr Umfeld besser wahrzunehmen und zu nutzen.
->   Alexander Keul, Uni Salzburg
->   Deutschsprachiges Netzwerk der Architekturpsychologie
 
 
 
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01.01.2010