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Buch: Die jüdische Gemeinde in Langenlois  
  Der Historiker Peter Rauscher hat sich im Rahmen des Forschungsprojektes "Germania Judaica IV - Austria Judaica" mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Langenlois befasst.  
Der "Waldviertler Heimatbund" hat die kurze Geschichte dieser Gemeinde im niederösterreichischen Waldviertel - sie beschränkt sich auf das 17. Jahrhundert - nun in Buchform herausgegeben.
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Infos zum Buch
Peter Rauscher: "Langenlois. Eine jüdische Landgemeinde in Niederösterreich im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges."
Verlag: Waldviertler Heimatbund. Kosten: 15 Euro.

Erhältlich beim Waldviertler Heimatbund: Sowie im Jüdischen Museum Wien oder in Buchhandlungen in Langenlois und Krems.
->   Waldviertler Heimatbund
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Keine Spuren mehr
Spuren der jüdischen Gemeinde gibt es heute keine mehr in Langenlois, z.B. keinen Friedhof. Die Geschichte ist kurz: Sie dauert von 1623 bis 1670.

Im Jahrhundert zuvor hatten keine Juden in der Gegend gelebt, noch weiter zurück höchstens Einzelpersonen, sagt der Historiker und Autor Peter Rauscher vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich.
Das Besondere der Langenloiser Gemeinde
Die jüdische Gemeinde war einerseits eine typische niederösterreichische Landjuden-Gemeinde, so Peter Rauscher gegenüber Radio "Österreich 1", andererseits ragt sie auch heraus:

"Zum einen deswegen, weil die Gemeindegründer äußerst prominente Wiener Hofjuden waren, sehr reiche Financiers auch des Kaiserhofes. Das ist außergewöhnlich. Zum anderen war die jüdische Gemeinde von Langenlois die bei weitem reichste Gemeinde von Niederösterreich. Drittens war die Marktgemeine Langenlois die einzige landesfürstliche Kommune, die es erlaubt hat, dass Juden in ihren Mauern siedeln."
Langenlois - "zweite Wahl"?
Warum sich 1623 gerade in Langenlois acht jüdische Familien niederließen, ist nicht klar. Vermutlich haben sie ursprünglich im nahe gelegenen Krems mit dem Stadtrat verhandelt, meint der Historiker Peter Rauscher im ORF-Radio.

"Es kam allerdings dann zu keiner Ansiedlung von Juden in Krems. Es gab nur eine Person, die dann im benachbarten Stein gewohnt hat. Zur selben Zeit kam es zur Gemeindegründung in Langenlois." Langenlois erscheint heute eher als zweite Wahl.
Jähes Ende 1670
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde endet 1670. In diesem Jahr wurden alle Juden aus Wien und Niederösterreich ausgewiesen. Die meisten gingen nach Mähren oder Ungarn:

"Aber sie gehen auch weiter weg, z.B. nach Fürth ¿ eine der größten Gemeinden im süddeutschen Raum. Nachkommen von Langenloiser Juden werden Hoffinanciers am Bayreuther Hof in Franken. Andere Nachkommen von Langenloiser Juden werden Mitbegründer der Berliner Gemeinde ¿ eine Gemeinde, die im 19. Jahrhundert einen rasanten Aufstieg erlebt."

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Geschichte der Juden in Österreich
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Die Opfer des NS-Vermögensraubs (25.2.02)
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01.01.2010