News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Musik lernen macht schlau  
  Das Erlernen eines Musikinstruments ist nicht nur ästhetisch ein Gewinn, sondern auch intellektuell: Was zumindest alle Musiker wissen, wurde nun wissenschaftlich untermauert.  
Der Psychologe E. Glenn Schellenberg von der University of Toronto untersuchte die intellektuelle und soziale Entwicklung von sechsjährigen Kindern, die außerhalb ihres normalen Schulplans künstlerisch aktiv waren.

Die Resultate seien eindeutig: Die Musik lernenden Kinder erwiesen sich nach einem Jahr intelligenter als ihre Kollegen.
...
Die Studie "Music Lessons Enhance IQ" ist in "Psychological Science" (Bd. 15, S. 511, August 2004) erschienen.
->   Die Studie (pdf-Datei)
...
Zwei Musikgruppen, zwei Kontrollgruppen
Insgesamt 144 Kinder wurden für die Studie per Zufall ausgewählt und in vier Gruppen eingeteilt: Die erste erhielt über einen Zeitraum von einem Jahr Gesangsunterricht, die zweite Keyboardunterricht, die dritte Theaterunterricht und die vierte keinen.

Das Angebot dafür wurde in einer lokalen Zeitung veröffentlicht, der Unterricht kostete nichts und fand wöchentlich im königlichen Musikkonservatorium in Toronto statt.
IQ-Tests vorher und nachher
Wie die "American Psychological Society" in einer Aussendung erklärt, wurden zwei Musikgruppen gewählt, um die Resultate verallgemeinern zu können. Die beiden anderen Gruppen wiederum dienten als Kontrollgruppen.

Vor und nach dem künstlerischen Ausbildungsjahr wurden die Kinder zum IQ-Test geschickt. Laut Schellenberg mit zwar kleinen, aber signifikanten Unterschieden in den Resultaten.
...
Die drei Tests für die Sechsjährigen
Bei den IQ-Tests für die Sechsjährigen handelte es sich um den WISC-III-Test, den Kaufman Test of Educational Achievement und die Parent Rating Scale of the Behavioral Assessment System for Children (BASC). Aus ihnen lassen sich eine Reihe von Eigenschaften ableiten: Wörterverständnis, Konzentrationsfähigkeit, Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, Lese- und Buchstabierfähigkeit, Aggressions- und Hyperaktivitätspotenziale und vieles mehr.
Mehr über den WISC-III Test ...
... den Kaufman Test of Educational Achievement ...
... und den BASC
...
Musikerkinder um 7,0 Punkte intelligenter
 


Zwar konnten alle Kinder in dem Jahr ihre Werte verbessern - dies lag v.a. an ihrem Eintritt in das Schulsystem. Bei jenen Kindern aber, die den Musikunterricht genossen hatten, war die Verbesserung der IQ-Werte stärker als bei den anderen.

Während der IQ-Durchschnittswert der Kontrollgruppen um 4,3 Punkte wuchs, waren die Musikerkinder gleich um 7,0 Punkte intelligenter. Dies betraf auch die überprüften Sub-Eigenschaften.
Theaterkinder wurden sozialer
"Gegen die Erwartungen" Schellenbergs fielen die Resultate beim Sozialverhalten aus, die durch den BASC-Test gemessen wurden. Hier zeigten sich die Absolventen des Theaterjahres am stärksten in Sachen "adaptives soziales Verhalten" verbessert. Mit anderen Worten: Ein Musikinstrument lernen macht zwar unter Umständen schlau, aber nicht unbedingt sozial verträglicher.
Ursachen: Ähnlichkeit von Musik und Sprache?
Abschließend stellt Schellenberg einige Erklärungen für die gefundenen Resultate zur Diskussion. Ähnlichkeiten von Rhythmik und Metrik zwischen Musik und Sprache könnten das Gefühl für letztere verbessern. Und auch die Erfahrung in den - im Vergleich zur Schule - kleineren Klassen könnten sich positiv auf das sonstige Lernverhalten ausüben.
->   E. Glenn Schellenberg, University of Toronto
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Mozart ist leichter "verständlich" als Schönberg (22.6.04)
->   Warum Musik glücklich macht (21.5.04)
->   Musiker: Mehr graue Zellen in bestimmten Hirnregionen (28.10.03)
->   Wie das Gehirn Klavierspielen lernt (15.10.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010