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Transplantationsmedizin: Große Erfolge, anhaltende Probleme  
  Ein medizinisches Fachgebiet als Erfolgsstory: die Transplantationsmedizin. Rund 1,5 Million Menschen leben weltweit mit Spenderorganen, die ihnen das Überleben oder eine akzeptable Lebensqualität nach dem Versagen eines oder mehrerer Organe ermöglichen. Ab Montag steht die Transplantationsmedizin beim XX. Internationalen Kongress der Transplantation Society in Wien auf dem Experten-Prüfstand. Mehr als 4.000 Teilnehmer werden erwartet. Auch österreichische Forschergruppen präsentieren neueste Ergebnisse.  
Der Themenkreis des Kongresses reicht von der Organisation des Organspendewesens über chirurgische Techniken und die Immunologie bis hin zu Zell- und Stammzelltransplantation sowie Xenotransplantation und die möglichen Anwendungen der Gentherapie in der Transplantationsmedizin.
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Die Konferenz findet alle zwei Jahre statt. Die Transplantation Society ist die internationale Vereinigung der Transplantationsmediziner. An dem Kongress in Wien werden vom 5. bis 10. September mehr als 4.000 Experten teilnehmen. Es gibt rund 500 mündliche Vorträge und fast 1.300 Poster-Präsentationen.
->   Homepage des Kongresses
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"Chirurgische Probleme weitgehend gelöst"
"Die chirurgischen Probleme in der Transplantationsmedizin sind weitgehend als gelöst zu betrachten", erklärte Raimund Margreiter, österreichischer Transplantationspionier von der Universitätsklinik Innsbruck und Präsident des internationalen Kongresses, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Heute gehe es wissenschaftlich bei der Verpflanzung von Organen zunehmend um die Herbeiführung einer immunologischen Toleranz des Empfängers gegenüber dem Spenderorgan, um die Verhinderung des Versagens eines Organs auf Grund chronischer Abstoßungsreaktionen - und um die Überwindung des Mangels an Spenderorganen.
Diverse Österreichische Studienergebnisse
Auch verschiedene österreichische Forscherteams werden beim Kongress ihre Ergebnisse präsentieren.

Um Abstoßungsreaktionen geht es etwa in einer internationalen Studie, die von Forschern um Günther Laufer von der Universität Innsbruck durchgeführt wurde. Die Mediziner haben untersucht, wie sich ein neues Medikament zur Bekämpfung der Abstoßungsreaktion bei Herztransplantierten über einen Zwei-Jahres-Zeitraum hinweg auswirkt.
Cyclosporin gegen Organabstoßung
 
Grafik: © APA, Quelle: Eurotransplant/ÖBIG-Transplant

Im Bild ein Überblick über Organ-Transplantationen in Österreich. Rund 13.000 Menschen konnte auf diese Weise bereits geholfen werden. Mit 20 bis 23 Organspendern pro Million Einwohnern und Jahr liegt die Alpenrepublik international im vordersten Feld (Spitzenrang Spanien: etwa 33 pro Million Einwohner).

Die gegen Abstoßungsreaktionen eingesetzte Substanz Cyclosporin A stand im Mittelpunkt einer Untersuchung von Rainer Oberbauer (AKH Wien) und Kollegen. Sie brachte vor rund 20 Jahren den Durchbruch der Transplantationsmedizin, ist jedoch bekannt für ihre Nieren-schädigende Wirkung.

Die Mediziner beobachteten nun 430 Patienten nach Nierentransplantationen. Alle Patienten bekamen zunächst auch Cyclosporin A, bei der Hälfte der Patienten wurde es nach drei Monaten abgesetzt. Dabei zeigte sich, dass in dieser Gruppe mehr der Spenderorgane weiterhin funktionierten (96,1 zu 90,5 Prozent).
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Weitere Präsentationen österreichischer Ergebnisse
Weitere Forschungsergebnisse heimischer Mediziner behandeln beispielsweise Tests an Mäusen zum so genannten "gemischten Chimärismus", Marker zur Früherkennung von Abstoßungsreaktionen sowie Gallen-Pigmente zur Hemmung der für transplantierte Organe "typischen" Atherosklerose.
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Handtransplantation erregte internationales Aufsehen
Internationales Aufsehen erregten im März 2000 die Transplantationschirurgen und Plastischen Chirurgen an der Universitätsklinik in Innsbruck, als sie dem Bombenopfer Theodor Kelz zwei Hände verpflanzten. Weltweit gibt es nur einige wenige solcher Eingriffe. In Österreich wurden bisher vier durchgeführt.

Handtransplantation: Österreich als Vorbild

Auch rechtlich gilt Österreich international als vorbildlich. Mit dem Transplantationsgesetz aus dem Jahr 1982 wurde festgelegt, dass von Hirntoten Organe entnommen werden dürfen, wenn nicht zu Lebzeiten Widerspruch gegen eine etwaige Organspende dokumentiert worden ist.
->   Eurotransplant
->   ÖBIG-Informationen zu Transplantation
->   Mehr zum Stichwort Transplantation im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010