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Welche Sprache wird in Montenegro gesprochen?  
  In Montenegro ist mit dem Beginn des Schuljahres am 1. September ein Problem aufgetaucht. Bildungsbehörden, Lehrer, Schüler und Eltern sind sich nicht darüber einig, wie sich die Unterrichtssprache nennen soll.  
Wird in Montenegro, der kleinen Mitgliedsrepublik des serbisch-montenegrinischen Staatenbundes, eigentlich Serbisch oder Montenegrinisch oder aber nur die "Muttersprache" gesprochen, lautet das Dilemma.

Das Bildungsministerium hat nämlich die Unterrichtssprache von "Serbisch" in "Muttersprache" umbenannt, was von Lehrern und Eltern heftig kritisiert wird. Die Opposition hat in dieser Frage sogar die internationale Gemeinschaft um Hilfe gerufen.
"Gewaltsame Umbenennung"
Der Chef der oppositionellen Volkspartei, Dragen Soc, forderte am Dienstag ein Treffen mit Vertretern von UNO, Europarat und Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), um sie auf die "gewaltsame Umbenennung" der serbischen Sprache aufmerksam zu machen.

So hätten rund 60 Prozent der Bürger Montenegros bei der letzten Volkszählung (2003) angegeben, Serbisch zu sprechen, ließ Soc in seinem Schreiben an die internationalen Organisationen wissen.
Eine Frage der Unabhängigkeit
Die Bezeichnung der Sprache hat für viele Bürger Montenegros vor allem eine politische Bedeutung.

Die Regierungskoalition von Ministerpräsident Milo Djukanovic, die Montenegro lieber heute als morgen als unabhängigen Staat auf der europäischen Landkarte sähe, spricht sich auch für eine Umbenennung der Sprache in "Montenegrinisch" aus. Bei den Geldautomaten in der kleinen Republik ist dies bereits der Fall.
"Muttersprache" oder Mundart?
Die größten Oppositionsparteien, die sich für einen Verbleib im Staatenbund Serbien-Montenegro einsetzen, beharren dagegen auf der Verbundenheit mit der serbischen Sprache. Für sie ist der einstige montenegrinische Herrscher Petar Petrovic Njegos (1813-1851), der Verfasser des Gedichtes "Bergskranz" (Gorski vijenac), nicht nur der größte montenegrinische, sondern vor allem der wichtigste serbische Dichter.

Die Existenz einer montenegrinischen Mundart wird allerdings nicht bestritten. Der Begriff "Muttersprache", den das Bildungsministerium vorschlägt, ist im Grunde eine Kompromisslösung, um die Streitigkeiten unter den Anhängern der montenegrinischen und der serbischen Sprache zu schlichten.
Befragungen in ganz Montenegro
In Radovici, einer kleinen Ortschaft unweit der Küstenstadt Tivat, wurden Eltern vor dem Schulbeginn aufgefordert, schriftlich ihre Meinung abzugeben, wie die Unterrichtssprache bezeichnet werden soll - Serbisch, Montenegrinisch oder Muttersprache. Ähnliche Befragungen waren auch in anderen Orten geplant.
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Sprache
 
 
 
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01.01.2010